Gladius Dei; Schwere Stunde
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The Project Gutenberg EBook of Gladius Dei; Schwere Stunde, by Thomas MannThis eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it,give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online atwww.gutenberg.netTitle: Gladius Dei; Schwere StundeAuthor: Thomas MannRelease Date: April 15, 2004 [EBook #12053]Language: German*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK GLADIUS DEI; SCHWERE STUNDE ***Produced by Martin Agren, Tim Sneath and PG Distributed ProofreadersThomas MannGLADIUS DEI- und -SCHWERE STUNDEDie Texte folgen den Ausgaben:'Gladius Dei' aus »Tristan. Sechs Novellen.« Berlin, S. Fischer Verlag 1903'Schwere Stunde' aus »Das Wunderkind. Novellen.« Berlin, S. FischerVerlag [1914] (= Fischers Bibliothek zeitgenössischer Romane, Jg. 6,Bd. 6)* * * * *GLADIUS DEI1München leuchtete. Über den festlichen Plätzen und weißen Säulentempeln, den antikisierenden Monumenten undBarockkirchen, den springenden Brunnen, Palästen und Gartenanlagen der Residenz spannte sich strahlend ein Himmelvon blauer Seide, und ihre breiten und lichten, umgrünten und wohlberechneten Perspektiven lagen in dem Sonnendunsteines ersten, schönen Junitages.Vogelgeschwätz und heimlicher Jubel über allen Gassen. …Und auf Plätzen und Zeilen rollt, wallt und summt dasunüberstürzte und amüsante Treiben der schönen und gemächlichen Stadt. Reisende aller Nationen kutschieren in ...

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Publié le 01 décembre 2010
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Langue Deutsch

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STchhe wPerroej eSctt uGndutee, nbbye rTgh oEmBoaso k Moaf nGnladius Dei;This eBook is for the use of anyone anywhere atno cost and with almost no restrictions whatsoever.You may copy it, give it away or re-use it under theterms of the Project Gutenberg License includedwith this eBook or online at www.gutenberg.netTitle: Gladius Dei; Schwere StundeAuthor: Thomas MannRelease Date: April 15, 2004 [EBook #12053]Language: German*E*B* OSTOAK RGT LOAFD ITUHSI SD EPI;R OSJCEHCWT EGRUE TSETNUBNEDREG ***Produced by Martin Agren, Tim Sneath and PGDistributed ProofreadersThomas Mann
GLADIUS DEI- und -SCHWERE STUNDEDie Texte folgen den Ausgaben:'Gladius Dei' aus »Tristan. Sechs Novellen.« Berlin,S. Fischer Verlag 1903'Schwere Stunde' aus »Das Wunderkind.Novellen.« Berlin, S. FischerVerlag [1914] (= Fischers Bibliothekzeitgenössischer Romane, Jg. 6,Bd. 6)* * * * *GLADIUS DEI1München leuchtete. Über den festlichen Plätzen
und weißen Säulentempeln, den antikisierendenMonumenten und Barockkirchen, den springendenBrunnen, Palästen und Gartenanlagen derResidenz spannte sich strahlend ein Himmel vonblauer Seide, und ihre breiten und lichten,umgrünten und wohlberechneten Perspektivenlagen in dem Sonnendunst eines ersten, schönenJunitages.Vogelgeschwätz und heimlicher Jubel über allenGassen. …Und auf Plätzen und Zeilen rollt, walltund summt das unüberstürzte und amüsanteTreiben der schönen und gemächlichen Stadt.Reisende aller Nationen kutschieren in den kleinen,langsamen Droschken umher, indem sie rechtsund links in wahlloser Neugier an den Wänden derHäuser hinaufschauen, und steigen die Freitreppender Museen hinan…Viele Fenster stehen geöffnet, und aus vielen klingtMusik auf die Straßen hinaus, Übungen auf demKlavier, der Geige oder dem Violoncell, redlicheund wohlgemeinte dilettantische Bemühungen. Im'Odeon' aber wird, wie man vernimmt, anmehreren Flügeln ernstlich studiert.Junge Leute, die das Nothung-Motiv pfeifen undabends die Hintergründe des modernenSchauspielhauses füllen, wandern, literarischeZeitschriften in den Seitentaschen ihrer Jacketts, inder Universität und der Staatsbibliothek aus undein. Vor der Akademie der bildenden Künste, dieihre weißen Arme zwischen der Türkenstraße unddem Siegestor ausbreitet, hält eine Hofkarosse.
Und auf der Höhe der Rampe stehen, sitzen undlGargeeirsne ,i nK finardbeirg eunn dG Frruapupeenn  idni ed eMr oTdreallceh,t  pditetroreskeAlbaner Berge.Lässigkeit und hastloses Schlendern in all denlangen Straßenzügen des Nordens… Man ist vonErwerbsgier nicht gerade gehetzt und verzehrtdortselbst, sondern lebt angenehmen Zwecken.Junge Künstler, runde Hütchen auf denHinterköpfen, mit lockeren Krawatten und ohneStock, unbesorgte Gesellen, die ihren Mietzins mitFarbenskizzen bezahlen, gehen spazieren, umdiesen hellblauen Vormittag auf ihre Stimmungwirken zu lassen, und sehen den kleinen Mädchennach, diesem hübschen, untersetzten Typus mitden brünetten Haarbandeaux, den etwas zugroßen Füßen und den unbedenklichen Sitten. …Jedes fünfte Haus läßt Atelierfensterscheiben inder Sonne blinken. Manchmal tritt ein Kunstbauaus der Reihe der bürgerlichen hervor, das Werkeines phantasievollen jungen Architekten, breit undflachbogig, mit bizarrer Ornamentik, voll Witz undStil. Und plötzlich ist irgendwo die Tür an einer allzulangweiligen Fassade von einer keckenImprovisation umrahmt, von fließenden Linien undsonnigen Farben, Bacchanten, Nixen, rosigenNacktheiten…Es ist stets aufs neue ergötzlich, vor den Auslagender Kunstschreinereien und der Basare fürmoderne Luxusartikel zu verweilen. Wievielphantasievoller Komfort, wieviel linearer Humor inder Gestalt aller Dinge! Überall sind die kleinen
Skulptur-, Rahmen- und Antiquitätenhandlungenverstreut, aus deren Schaufenstern dir die Büstender florentinischen Quattrocento-Frauen voll eineredlen Pikanterie entgegenschauen. Und derBesitzer des kleinsten und billigsten dieser Lädenspricht dir von Donatello und Mino da Fiesole, alshabe er das Vervielfältigungsrecht von ihnenpersönlich empfangen…Aber dort oben am Odeonsplatz, angesichts dergewaltigen Loggia, vor der sich die geräumigeMosaikfläche ausbreitet, und schräg gegenüberdem Palast des Regenten drängen sich die Leuteum die breiten Fenster und Schaukästen desgroßen Kunstmagazins, des weitläufigenSchönheitsgeschäftes von M. Blüthenzweig.Welche freudige Pracht der Auslage!Reproduktionen von Meisterwerken aus allenGalerien der Erde, eingefaßt in kostbare, raffiniertgetönte und ornamentierte Rahmen in einemGeschmack von preziöser Einfachheit;Abbildungen moderner Gemälde, sinnenfroherPhantasieen, in denen die Antike auf einehumorvolle und realistische Weise wiedergeborenzu sein scheint; die Plastik der Renaissance invollendeten Abgüssen; nackte Bronzeleiber undzerbrechliche Ziergläser; irdene Vasen von steilemStil, die aus Bädern von Metalldämpfen in einemschillernden Farbenmantel hervorgegangen sind;Prachtbände, Triumphe der neuenAusstattungskunst, Werke modischer Lyriker,gehüllt in einen dekorativen und vornehmen Prunk;dazwischen die Porträts von Künstlern, Musikern,Philosophen, Schauspielern, Dichtern, der
Volksneugier nach Persönlichem ausgehängt… Indem ersten Fenster, der anstoßendenBuchhandlung zunächst, steht auf einer Staffeleiein großes Bild, vor dem die Menge sich staut: einewertvolle, in rotbraunem Tone ausgeführtePhotographie in breitem, altgoldenem Rahmen, einaufsehenerregendes Stück, eine Nachbildung desClous der großen internationalen Ausstellung desJahres, zu deren Besuch an den Litfaßsäulen,zwischen Konzertprospekten und künstlerischausgestatteten Empfehlungen von Toilettenmitteln,archaisierende und wirksame Plakate einladen.Blick um dich, sich in die Fenster der Buchläden.Deinen Augen begegnen Titel wie 'DieWohnungskunst seit der Renaissance', 'DieErziehung des Farbensinnes', 'Die Renaissance immodernen Kunstgewerbe', 'Das Buch alsKunstwerk', 'Die dekorative Kunst', 'Der Hungernach Kunst'—und du mußt wissen, daß dieseWeckschriften tausendfach gekauft und gelesenwerden, und daß abends über ebendieselbenGegenstände vor vollen Sälen geredet wird…Hast du Glück, so begegnet dir eine der berühmtenFrauen in Person, die man durch das Medium derKunst zu schauen gewohnt ist, eine jener reichenund schönen Damen von künstlich hergestelltemtizianischen Blond und im Brillantenschmuck, derenbetörenden Zügen durch die Hand eines genialenPorträtisten die Ewigkeit zuteil geworden ist, undvon deren Liebesleben die Stadt spricht—Königinnen der Künstlerfeste im Karneval, einwenig geschminkt, ein wenig gemalt, voll einer
edlen Pikanterie, gefallsüchtig undanbetungswürdig. Und sieh, dort fährt ein großerMaler mit seiner Geliebten in einem Wagen dieLudwigstraße hinauf. Man zeigt sich das Gefährt,man bleibt stehen und blickt den beiden nach. VieleLeute grüßen. Und es fehlt nicht viel, daß dieSchutzleute Front machen.Die Kunst blüht, die Kunst ist an der Herrschaft, dieKunst streckt ihr rosenumwundenes Zepter überdie Stadt hin und lächelt. Eine allseitigerespektvolle Anteilnahme an ihrem Gedeihen, eineallseitige, fleißige und hingebungsvolle Übung undPropaganda in ihrem Dienste, ein treuherzigerKultus der Linie, des Schmuckes, der Form, derSinne, der Schönheit obwaltet… Münchenleuchtete.2Es schritt ein Jüngling die Schellingstraße hinan; erschritt, umklingelt von den Radfahrern, in der Mittedes Holzpflasters der breiten Fassade derLudwigskirche entgegen. Sah man ihn an, so wares, als ob ein Schatten über die Sonne ginge oderüber das Gemüt eine Erinnerung an schwereStunden. Liebte er die Sonne nicht, die die schöneStadt in Festglanz tauchte? Warum hielt er in sichgekehrt und abgewandt die Augen zu Bodengerichtet, indes er wandelte?dEer rt rleuigc hktegienemnu tHeunt , Stwaodrta kn ebineie  dSeer elKeo sAtnüsmtforße inhaeihtm,
sondern hatte statt dessen die Kapuze seinesweiten, schwarzen Mantels über den Kopfgezogen, die seine niedrige, eckig vorspringendeStirn beschattete, seine Ohren bedeckte und seinehageren Wangen umrahmte. WelcherGewissensgram, welche Skrupeln und welcheMißhandlungen seiner selbst hatten diese Wangenso auszuhöhlen vermocht? Ist es nicht schauerlich,an solchem Sonnentage den Kummer in denWangenhöhlen eines Menschen wohnen zusehen? Seine dunklen Brauen verdickten sich starkan der schmalen Wurzel seiner Nase, die groß undgehöckert aus dem Gesichte hervorsprang, undseine Lippen waren stark und wulstig. Wenn erseine ziemlich nahe beieinanderliegenden braunenAugen erhob, bildeten sich Querfalten auf seinerkantigen Stirn. Er blickte mit einem Ausdruck vonWissen, Begrenztheit und Leiden. Im Profilgesehen, glich dieses Gesicht genau einem altenBildnis von Möncheshand, aufbewahrt zu Florenzin einer engen und harten Klosterzelle, aus welchereinstmals ein furchtbarer und niederschmetternderProtest gegen das Leben und seinen Triumpherging…Hieronymus schritt die Schellingstraße hinan,schritt langsam und fest, indes er seinen weitenMantel von innen mit beiden Händenzusammenhielt. Zwei kleine Mädchen, zwei dieserhübschen, untersetzten Wesen mit denHaarbandeaux, den zu großen Füßen und denunbedenklichen Sitten, die Arm in Arm undabenteuerlustig an ihm vorüberschlenderten,stießen sich an und lachten, legten sich vornüber
und gerieten ins Laufen vor Lachen über seineKapuze und sein Gesicht. Aber er achtete dessennicht. Gesenkten Hauptes und ohne nach rechtsoder links zu blicken, überschritt er dieLudwigstraße und stieg die Stufen der Kirchehinan.Die großen Flügel der Mitteltür standen weitgeöffnet. In der geweihten Dämmerung, kühl,dumpfig und mit Opferrauch geschwängert, warirgendwo fern ein schwaches, rötliches Glühenbemerkbar. Ein altes Weib mit blutigen Augenerhob sich von einer Betbank und schleppte sichan Krücken zwischen den Säulen hindurch. Sonstwar die Kirche leer.Hieronymus benetzte sich Stirn und Brust amBecken, beugte das Knie vor dem Hochaltar undblieb dann im Mittelschiffe stehen. War es nicht,als sei seine Gestalt gewachsen, hier drinnen?Aufrecht und unbeweglich, mit frei erhobenemHaupte stand er da, seine große, gehöckerte Naseschien mit einem herrischen Ausdruck über denstarken Lippen hervorzuspringen, und seine Augenwaren nicht mehr zu Boden gerichtet, sondernblickten kühn und geradeswegs ins Weite, zu demKruzifix auf dem Hochaltar hinüber. So verharrte erreglos eine Weile; dann beugte er zurücktretendaufs neue das Knie und verließ die Kirche.Er schritt die Ludwigstraße hinauf, langsam undfest, gesenkten Hauptes, inmitten des breiten,ungepflasterten Fahrdammes, entgegen dergewaltigen Loggia mit ihren Statuen. Aber auf dem
Odeonsplatze angelangt, blickte er auf, so daß sichQuerfalten auf seiner kantigen Stirne bildeten, undhemmte seine Schritte: aufmerksam gemachtdurch die Menschenansammlung vor den Auslagender großen Kunsthandlung, des weitläufigenSchönheitsgeschäftes von M. Blüthenzweig.Die Leute gingen von Fenster zu Fenster, zeigtensich die ausgestellten Schätze und tauschten ihreMeinungen aus, indes einer über des anderenSchulter blickte. Hieronymus mischte sich unter sieund begann auch seinerseits alle diese Dinge zubetrachten, alles in Augenschein zu nehmen, Stückfür Stück.Er sah die Nachbildungen von Meisterwerken ausallen Galerieen der Erde, die kostbaren Rahmen inihrer simplen Bizarrerie, die Renaissanceplastik,die Bronzeleiber und Ziergläser, die schillerndenVasen, den Buchschmuck und die Porträts derKünstler, Musiker, Philosophen, Schauspieler,Dichter, sah alles an und wandte an jedenGegenstand einen Augenblick. Indem er seinenMantel von innen mit beiden Händen festzusammenhielt, drehte er seinen von der Kapuzebedeckten Kopf in kleinen, kurzen Wendungen voneiner Sache zur nächsten, und unter seinendunklen, an der Nasenwurzel stark sichverdichtenden Brauen, die er emporzog, blicktenseine Augen mit einem befremdeten, stumpfen undkühl erstaunten Ausdruck auf jedes Ding eineWeile. So erreichte er das erste Fenster,dasjenige, unter dem das aufsehenerregende Bildsich befand, blickte eine Zeitlang den vor ihm sich
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