EUROPÄISCHE GEMEINSCHAFT FÜR KOHLE UND STAHL Ansprache des HERRN RENÉ MAYER PRÄSIDENT DER HOHEN BEHÖRDE vor der Gemeinsamen Versammlung Ordentliche Tagung 1955-1956 Strassburg 8. MAI 1956 Ansprache des HERRN RENE MAYER Präsident der Hohen Behörde Ordentliche Tagung der Gemeinsamen Versammlung (8. Mai 1956 in Strassburg) Herr Präsident, meine Dame, meine Herren! Als die ausserordentliche Tagung der Gemeinsamen Versammlung am 23. November vorigen Jahres eröffnet wurde, erklärte ich zu Beginn meiner Ausführungen, dass das Jahr 1955 in der ganzen Welt im Zeichen einer Hochkonjunktur, einer mit vollausgelasteter Kapazität arbeitenden Eisen- und Stahlproduktion und eines wachsenden Energiebedarfs zu Ende gehe. Ich sagte weiter, dass nach den der Hohen Behörde vorliegenden oder von ihr eingeholten Auskünften ein Ende dieser Ausweitung nicht abzusehen sei. Dieses Urteil kann ich heute vor Ihnen nur wiederholen: in den Industrien der Gemeinschaft hält die Ausweitung an. Ihr Tempo hat sich zwar gegenüber dem Vorjahr verlangsamt, aber die Nachfrage nach Stahl und Kohle ist immer noch gleich lebhaft und dringend. Der ganze Winter und der Beginn dieses Frühjahrs waren durch eine deutliche Anspannung der beiden Märkte gekennzeichnet; bei Stahl gilt dies übrigens nicht nur für die Länder der Gemeinschaft.