^'!^ 4:*^^.\H' ''M-v^-^^ALLGEMEINEPHYSIOLOGIE.EIN GRUNDRISS DER LEHRE VOM LEBENVONMAX VERWORN,DR. MED. ET PHIL.,PROFESSOR DER PHYSIOLOGIE UND DIREKTOR DES PHYSIOLOGISCHEN INSTITUTS'DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN. <*FÜNFTE, VOLLSTÄNDIG NEU BEARBEITETE AUFLAGE.MIT 319 ABBILDUNGEN.JENA,VERLAG VON GUSTAV FISCHER1909.Alle Rechte vorbehalten.fr
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ALLGEMEINE
PHYSIOLOGIE.
EIN GRUNDRISS DER LEHRE VOM LEBEN
VON
MAX VERWORN,
DR. MED. ET PHIL.,
PROFESSOR DER PHYSIOLOGIE UND DIREKTOR DES PHYSIOLOGISCHEN INSTITUTS
'
DER UNIVERSITÄT GÖTTINGEN. <*
FÜNFTE, VOLLSTÄNDIG NEU BEARBEITETE AUFLAGE.
MIT 319 ABBILDUNGEN.
JENA,
VERLAG VON GUSTAV FISCHER
1909.Alle Rechte vorbehalten.
frANDENKENDEM
AN
MÜLLERJOHANNES
MEISTER DER PHYSIOLOGIEDEN
WIDMET
DIESE BLÄTTER
EIN PHYSIOLOGE.Auflaoe.Vorwort zur ersten
Der Elementarbestandteil aller lebendigen
Substanz und elementarendas Substrat
Lebensäußerungen ist die Zelle. Wenn daher die
Physiologie in derErklärung derLebensäußerungen
ihre Aufgabe sieht, so kann — das liegt auf der
— die allgemeine nur eineHand Physiologie
Zellularphysiologie sein.
Die Entwickluug- der modernen Physiologie ist au einem Punkte
Entschieden-angelangt, wo ihre Probleme mehr und mehr beginnen, mit
heit eiue Verfolgung in der Zelle zu fordern. Immer deutlicher zeigt
Forschung die Tatsache, daß diesich uns in der physiologischen
enthaltenallgemeinen Probleme des Lebens bereits in der Zelle
sind, dem elementaren Substrat, das allem Leben auf der Erdoberfläche
Dieser in mir die Absicht, diezugrunde liegt. Umstand erweckte Probleme und Tatsachen, Theorien und Hypothesen vom
Wesen des Lebens, die bisher nie eine ausführlichere Zusammen-
Gesichtspunktenfassung erfahren hatten, nach zellularphysiologischen
in einheitlicher Weise zu bearbeiten, um so den Grundriß eines
entwerfen, in das sämtliche Zweige der speziellen Physio-Gebietes zu
den Ver-logie einmünden. Ich habe daher im vorliegenden Buch
such gemacht, die allgemeine Physiologie als allgemeine Zellular-
physiologie zu behandeln.
MüllersIndem ich dieses Unternehmen dem Andenken Johannes
widmete, wollte ich nicht bloß dem Danke Ausdruck geben, den wir
alle erhabenen Meisters in der Physiologiedem Wirken unseres
schuldig sind, ich wollte vor allem den Standpunkt damit andeuten,
den ich stets in meiner Forschung mit Energie zu vertreten bestrebt
Standpunkt Johanneswar: das ist der vergleichend-physiologische
Pro-Müllers. Die vergleichende Behandlungsweise physiologischer
bleme, welche die Forschung unseres Meisters so außerordentlich
der Physiologie, alsfruchtbar gestaltete, ist leider nach seinem Tode
sie sich mehr und mehr in die speziellen Probleme des menschlichen
Körpers vertiefte, abhanden gekommen. Allein jetzt, wo sich immer
Arbeitsmaterials zumehr zeigt, daß der Umfang des gebräuchlichen
eng wird für die Ausdehnung, welche die physiologischen Probleme
auch auf diesen Gebieten anzunehmen beginnen, verlangt die Physio-
logie Behandlung, umwieder dringender nach einer vergleichenden
schiefen und falschen Verallgemeinerungen aus dem Wege zu gehen
und sich freier weiterzuentwickeln. Aus diesem Grunde scheint es
mir unerläßlich, Johannes Müllers zurück-auf die Forschungsweise
Blätterzugreifen, und aus diesem Grunde widmete ich die folgenden
den Manen des großen Physiologen.Vorwort.yj
Der Plan des vorliej^enden Buches nahm zuerst festere Gestalt
an auf einer Studienreise, die ich im Jahre 1890 zum Zwecke ver-
gleichend-phj'siologischer Untersuchungen nach verschiedenen Punkten
des Mittelmeeres und des Roten Meeres unternahm. Meine Universitäts-
vorlesung-en in Jena boten mir nach meiner Rückkehr Gelegenheit, das
Material zum ersten Male im Zusammenhang darzustellen. Trotzdem
blieb mir die Hauptmasse der Arbeit noch übrig, als ich im Sommer
1892 mit dem Manuskript des Buches begann. Obwohl ich mich seit
nahezu zehn Jahren vorwiegend mit den Problemen der allgemeinen
Physiologie beschäftigt und mich in einer Reihe von Arbeiten bemüht
Beiträge zur Lösung allgemein-physiologischer Fragen liefern,habe, zu
so war doch mit dem Zusammenschatfen, Nachprüfen, Auswählen, Ver-
vollständigen und Anordnen des vielfach sehr zerstreuten Materials
eine so große Arbeit verbunden, daß das Buch nur langsam vorwärts-
rückte. Dabei waren die Empündungen, die mich während der Ab-
begleiteten,fassung der einzelnen Abschnitte sehr wechselnd. Vielfach
stellten sich Momente der Sorge ein, ob der Erfolg im einzelnen der
Begeisterung und Liebe, mit der das Ganze unternommen war, ent-
sprechen Allein, hier kann nur die Kritik der Fachgenossenwürde.
auf derdie Entscheidung treffen. Es liegt Hand, daß ein Buch, welches
ein bisher nie einheitlich behandeltes Material zum ersten Male unter
bestimmten Gesichtspunkten zu einem eigenen Gebiete zusammenfaßt,
nicht gleich bei seinem ersten Erscheinen etwas Vollkommenes bieten
Illusion hin,kann. Ich gebe mich daher nicht der daß mir auch das
nur annähernd gelungen sei. Vielmehr bin ich fest überzeugt, daß
sich hier und dort mancherlei Fehler und Irrtümer eingeschlichen haben,
die ich meine Fachgenossen freundlichst zu verbessern bitte.
mirEine besondere Genugtuung aber hat es gewährt, daß einer
meiner amerikanischen Fachgenossen, Prof. Frederic S. Lee aus New-
York, in einem Vortrage auf der Versammlung amerikanischer Natur-
forscher und Aerzte gleichzeitig mit mir dieselben Ideen über die
modernen Physiologie entwickelt hat, wie sie imForderungen der
ersten Kapitel dieses Buches von mir ausführlich begründet und be-
reits an anderen Orten, hauptsächlieh aber in einem Artikel des
„Monist" (Chicago) ausgesprochen worden sind.
Bei der Darstellung des Stoffes wurde hauptsächlich Wert auf
und nicht allzu ermüdende Sprache gelegt.eine leichtverständliche
Diese Forderung tritt immer auf, wenn man die in einem Buche nieder-
gelegten Ideen einem weiteren Leserkreise zugängig machen will. Das
war hier der Fall. Ich wollte ein Buch schreiben, das sich zwar zu-
meine engeren Fachgenossen wendet und ihnen neben einigennächst an
Zusammenfassung desneuen Tatsachen und Ideen vor allem eine
bisher zerstreuten Materials bieten sollte, aber zugleich ein Buch, das
jedem naturwissenschaftlich gebildeten Leser, der sich für den Gegen-
stand interessiert, sei er Arzt oder Philosoph, sei er Botaniker oder
Zoolog, einen Ueberblick über die Probleme und Tatsachen, Theorien
und ein Buch schließlich, dasHypothesen des Lebens geben sollte,
derden Studenten der Medizin und Naturwissenschaft in das Wesen
allgemeinen Physiologie einführen und ihm die für sein Studium wich-
tigen theoretischen Vorstellungen dieses Gebietes liefern sollte. Es
war schwierig, dieser vielseitigen Absicht gerecht zu werden, und nur
dann möglich, Sprache zur Verwendung kam, die jedemwenn eine
ist, meineGebildeten verständlich ist. Inwieweit es mir gelungen