Andrea Membretti Centro Sociale Leoncavallo. Soziale Konstruktion eines öffentlichen Raums der Nähe [09_2003] Das Centro Sociale Leoncavallo entsteht 1975 in Mailand, im Gefolge der illegalen Besetzung einer Jahre zuvor stillgelegten und verlassenen Fabrik, die sich inmitten eines Viertels mit sozialen Wohnbauten be-fand. Die ersten BesetzerInnen, die eine informelle und nicht organisierte Gruppe bilden, gehören den Bewegungen der radikalen Linken Mailands an, die nach 1968 entstanden sind. Die Gruppe folgt dem Prinzip der Selbstorganisation/Selbstverwaltung, das auf der Entscheidungsmacht der Versammlung aller Mitglieder und auf der Abwesenheit interner Hierarchien beruht, aber auch auf der Aufwertung der indivi-duellen Autonomie und der Freiheit der Einzelnen. Das Zentrum wird als eine Antwort "von unten" auf das ausgeprägte Bedürfnis nach autonomen Räumen für gemeinschaftliches Handeln, Kultur und die Or-ganisation sozialer Dienstleistungen im Umfeld ins Leben gerufen. Von Anfang an finden deshalb – neben verschiedensten Räumen zur gemeinschaftlichen Nutzung und zur formlosen Begegnung – eine Frauen-beratungsstelle, ein Kindergarten, ein Raum für Konzerte und Ausstellungen in dem Gebäude Platz. Das erklärte Ziel ist es, einen öffentlichen Raum für das Viertel und die Stadt zu schaffen, der sich außerhalb der Kontrolle des Staates und der kapitalistischen Logik des Marktes ansiedeln soll. In dieser Hinsicht nehmen die im Zentrum angebotenen ...