How the management and experts of the insurance provider have been  involved in the processes of changes
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Einbindung der Träger in die Reformen der sozialen Sicherheit: einige Grundprinzipien Robert Walker Professor für Sozialpolitik Universität von Oxford Forscher Institut für Steuerstudien, London Vereinigtes Königreich Als Ausgangspunkt für die Erörterung sei angenommen, dass gut fundierte Politikreformen eine erfolgreichere Politik hervorbringen als schlechter fundierte. Verwalter der sozialen Sicherheit, die per Definition nicht nur diejenigen Verwalter einschließen, die mit der Gestaltung und Umsetzung von Politik befasst sind, sondern vor allem diejenigen, denen die Verwaltung und Durchführung der Leistungserbringung obliegt, verfügen als Kollektiv über ein tiefgreifendes Verständnis der Beschaffenheit und der Leistungsfähigkeit der sozialen Sicherheit. Deshalb sollte es für die Qualität der Gestaltung und der Realisierung der sozialen Sicherheit förderlich sein, diese Verwalter systematisch in den Prozess der Politikreform einzubinden. Auf die Gefahr des Vorwurfs, Bekanntes zu wiederholen, ist diese Annahme nicht gleichbedeutend mit der Aussage, dass Reformen der sozialen Sicherheit allein den Trägern der sozialen Sicherheit anvertraut werden sollten. Diese mögen gut informiert und sachkundig sein, aber in einer modernen Demokratie bilden die Träger nur einen der Akteure, die um Einfluss wetteifern. Letztlich sind es die Politiker, die ihren Wählern gegenüber Rechenschaft über die Qualität der Daseinsvorsorge ablegen müssen. ...

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Einbindung der Träger
in die Reformen der sozialen Sicherheit:
einige Grundprinzipien
Robert Walker
Professor für Sozialpolitik
Universität von Oxford
Forscher
Institut für Steuerstudien, London
Vereinigtes Königreich
Als Ausgangspunkt für die Erörterung sei angenommen, dass gut fundierte
Politikreformen eine erfolgreichere Politik hervorbringen als schlechter fundierte. Verwalter
der sozialen Sicherheit, die per Definition nicht nur diejenigen Verwalter einschließen, die mit
der Gestaltung und Umsetzung von Politik befasst sind, sondern vor allem diejenigen, denen
die Verwaltung und Durchführung der Leistungserbringung obliegt, verfügen als Kollektiv
über ein tiefgreifendes Verständnis der Beschaffenheit und der Leistungsfähigkeit der
sozialen Sicherheit. Deshalb sollte es für die Qualität der Gestaltung und der Realisierung
der sozialen Sicherheit förderlich sein, diese Verwalter systematisch in den Prozess der
Politikreform einzubinden.
Auf die Gefahr des Vorwurfs, Bekanntes zu wiederholen, ist diese Annahme nicht
gleichbedeutend mit der Aussage, dass Reformen der sozialen Sicherheit allein den Trägern
der sozialen Sicherheit anvertraut werden sollten. Diese mögen gut informiert und
sachkundig sein, aber in einer modernen Demokratie bilden die Träger nur einen der
Akteure, die um Einfluss wetteifern. Letztlich sind es die Politiker, die ihren Wählern
gegenüber Rechenschaft über die Qualität der Daseinsvorsorge ablegen müssen. Sie sind
es, die für ihre Wähler entweder die von diesen geforderten Systeme der sozialen Sicherheit
bereitstellen müssen oder sie davon überzeugen sollten, dass sie etwas Besseres fordern
sollten (oder gar etwa Schlechteres?).
In dieser Untersuchung geht es um die Argumente für die Einbindung der Träger der
sozialen Sicherheit in Politikreformen. Sie geht auf die Art der möglichen Einbindung und die
Prinzipien ein, die einer solchen zugrunde liegen sollten. Danach wendet sie sich einigen der
Probleme und Beschränkungen zu, die Bemühungen um eine umfassende Einbindung der
Träger entgegenstehen, und beschreibt abschließend bestimmte wissenschaftlich fundierte
Ansätze zur Beteiligung der Träger.
Robert Walker
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WARUM UND WANN SOLLTEN TRÄGER IN REFORMEN DER SOZIALEN SICHERHEIT
EINGEBUNDEN WERDEN?
Reformen der sozialen Sicherheit werden (mehr oder weniger erfolgreich) aus
verschiedenen Gründen durchgeführt, die nicht alle mit der sozialen Sicherheit an sich zu tun
haben. Der politische Zweck mag sich ändern, weil die Ideologie sich ändert, aufgrund derer
unterschiedlichen sozialen Zielen Prioritäten beigemessen werden, weil man besser zu
verstehen lernt, wie soziale Systeme funktionieren, oder weil sich das technische Wissen
erweitert. Der Übergang von passiven zu aktiven politischen Ansätzen der Daseinsvorsorge
– beispielhaft zu beobachten an der verstärkten Aktivierung in angelsächsischen und
kontinentaleuropäischen Ländern – ist das Ergebnis von allen drei dieser Arten von
Entwicklung (Cebulla, 2005, Scharpf und Schmidt, 2000). Vorrangige Politikziele, vor allem
diejenigen, die die Einführung einer Politik rechtfertigen würden, können sich auch noch aus
anderen Gründen ändern. Demographische und ökonomische Faktoren können neuen
Bedarf auslösen und den Umfang der verfügbaren Ressourcen beeinflussen. Finanzielle
Entwicklungen können dazu führen, dass Ziele in Frage gestellt werden und die zur
Verfügung stehenden Alternativen beeinflussen, die wiederum von Veränderungen der
politischen Mehrheitsverhältnisse abhängig sein können. Der Beitrag der Träger kann der
daraus resultierenden Politik im Hinblick auf ihre Gestaltung im Detail zugute kommen. Zur
Debatte über die vorrangigen Ziele haben die Verwalter aber vielleicht nichts Eigenes
beizutragen, obwohl sie in Bezug auf externe Effekte mit einem Einfluss auf Reformen
vielleicht besser Bescheid wissen als die meisten anderen Akteure.
Ein großer Teil von Reformen der sozialen Sicherheit gilt jedoch sekundären oder
"iatrogenen" Zielen, und zwar denjenigen, die eine Reaktion auf die wahrgenommenen
Mängel einer bestehenden Politik sind. Bei diesen ist in der Tat die Wahrscheinlichkeit groß,
dass Verwalter beachtliche substanzielle Beiträge leisten können (Walker, 2005). Sie
verfügen fast über ein Wissensmonopol, was Verbesserungen erfordernde Aspekte der
Leistungsfähigkeit des Managements betrifft. Außerdem verfügen sie häufig über Einsichten,
wenngleich aus einem bestimmten Blickwinkel, über Durchführungsaspekte mit einem
unmittelbaren Einfluss auf die Kunden: Zugang, Dienstleistungsqualität, Verwaltungseffizienz
usw. Dem gegenüber sind die Meinungen der Träger zu den letztendlichen Ergebnissen
einer Politik, beispielsweise horizontale und vertikale Zielvorgaben oder Angemessenheit der
Leistungen, möglicherweise weniger fundiert.
Kurzum ist der Beitrag der Träger zu Reformen der sozialen Sicherheit wahrscheinlich
dann am wertvollsten, wenn vorrangige Politikziele aufgrund externer Veränderungen neu
formuliert werden müssen und wenn Reformen eine Unzufriedenheit mit sekundären Zielen
zugrunde liegt, insbesondere solchen, die mit der Leistungssteuerung und dem
Organisationsmanagement zu tun haben. Daneben könnte der Beitrag der Träger in
Systemen von besonderer Bedeutung sein, in denen die Zuständigkeit sowohl für die Politik
als auch für die Leistungserbringung von der Zentralbehörde an mehr oder weniger
unabhängige Stellen oder Organisationen des privaten Sektors abgegeben worden ist. Wie
weiter unten jedoch näher erläutert wird, erschwert die administrative Dezentralisierung die
Organisation von Anhörungen und die Förderung einer zweckmäßigen Einbindung der
Träger.
Robert Walker
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MÖGLICHES AUSMAß DER EINBINDUNG DER TRÄGER
Nicht alle Anhörungen sind sinnvoll, und nicht immer stecken nur reine Vernunftgründe
dahinter. Dies lässt sich beispielsweise an der Literatur zu öffentlichen Anhörungsverfahren
und zur Mitwirkung der Betroffenen ablesen, aus der ersichtlich wird, dass von öffentlichen
oder anderen Stellen durchgeführte Anhörungen bisweilen zynische Versuche sind, den
Angehörten eine zuvor getroffene Entscheidung schmackhaft zu machen oder sie zu
rechtfertigen (Wilcox, 1994, 1998). Ein zentrales und schwieriges Problem im Hinblick auf die
Einbindung der Verwalter in Reformen der sozialen Sicherheit ist die Auswahl der
Organisation, die die Anhörung durchführen und/oder die Einbindung der Träger fördern soll.
Zweifellos sollte die Zuständigkeit derjenigen Stelle übertragen werden, die über die breiteste
und am besten fundierte Meinungsvielfalt verfügt, und das ist wahrscheinlich die Regierung.
Diese erkennt jedoch vielleicht nicht die Notwendigkeit der Einbindung der Träger in
Politikreformen oder weiß deren Wert nicht zu schätzen. Sie kann die Verwalter vielleicht
auch nicht unmittelbar erreichen, wenn es sich dabei um Mitarbeiter nichtstaatlicher
Organisationen oder von Privatunternehmen handelt. Wie die Konferenz in Vilnius zeigt,
müssen sich möglicherweise die Verwalter von Organisationen der sozialen Sicherheit selbst
darum bemühen, in Politikreformen eingebunden zu werden, und den Einbindungsprozess
potenziell erleichtern. Dessen ungeachtet wird hier davon ausgegangen, dass die Regierung
den Einbindungsprozess einleitet.
Der entscheidende erste Schritt für die Einbindung der Verwalter ist die Bereitstellung von
Informationen über die Gründe der vorgeschlagenen Reform, den Zweck der Einbindung, die
Bedingungen, zu denen eine Einbindung angeboten wird, den damit zusammenhängenden
Prozess und die Art des benötigten Beitrags. Es dürfte jedoch nur selten der Fall eintreten,
dass Informationen die einzige Komponente einer zweckmäßigen Einbindung sein werden.
Die ausschließliche Bereitstellung von Informationen könnte vielleicht in einer kleinen Zahl
von Situationen gerechtfertigt sein, in denen es wirklich keinen Spielraum für ein anderes
Vorgehen gibt oder in denen Informationen unbeteiligten Akteuren zur Verfügung gestellt
werden.
Anhörungen, das heißt das Einholen von Meinungen bezüglich der bevorzugten aus einer
Reihe zur Begutachtung präsentierter Optionen, sind eine verbreitete Form der Einbindung.
Dabei wird vorausgesetzt, dass die Architekten der Reform eine klare Vorstellung von ihren
nicht in Frage stehenden Zielen haben und von ihnen bereits eine Anzahl zur Auswahl
stehender Optionen entwickelt wurde. Weniger klar ist, warum die Optionen ohne die frühere
Beteiligung der Betroffenen in einem partnerschaftlichen Prozess entwickelt wurden. Die
Verwalter der sozialen Sicherheit und andere Betroffene würden sich wahrscheinlich
wünschen, in einem frühen Stadium des Reformprozesses eingebunden zu werden, wenn
wichtige Entscheidungsträger offen für abweichende Ideen sind und Spielraum haben,
Optionen zu entwickeln. Sie dürften sich auch wünschen, dass die Mitwirkungspartnerschaft
bis in die Phase der Gestaltung im Detail sowie weiter bis zur Umsetzung und
Leistungserbringung fortgeführt wird. Dies erfordert im Allgemeinen gemeinsame
Vorstellungen, ein hohes Maß an gegenseitigem Vertrauen und die Fähigkeit, den
Einbindungsprozess mit Hilfe von systematischen Beratungen, Zuhören, Vergleichen,
Analysen, Kommunikation und Gedankenaustausch, Vermittlung und der Herstellung von
Einvernehmen durchzuführen.
Robert Walker
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Der Umstand, dass ein solcher Prozess zeitaufwändig und ressourcenintensiv ist, ist ein
Grund, weshalb die Einbindung der Träger oft auf Anhörungen beschränkt bleibt, bei denen
Präferenzentscheidungen in Bezug auf feststehende Optionen erbeten werden. Im anderen
Extremfall kann die Einbindung zur Dezentralisierung führen, das heißt zur Übertragung der
Handlungsbefugnis, also der Ermächtigung zur Gestaltung und Umsetzung von Politik, und
der zugehörigen Verantwortung an Akteure mit geeigneten Fähigkeiten.
Drei Formen der Einbindung muss mit Misstrauen begegnet werden. Anhörungen können
ausschließlich mit dem Ziel eingeleitet werden, Betroffene von der Erwünschtheit der
vorgeschlagenen Reform zu überzeugen. Das ist "Manipulation". In ähnlicher Weise kann
eine Einbindung nur denjenigen Trägern angeboten werden, bei denen man es für
wahrscheinlich hält, dass sie die Reform nicht in Frage stellen. Dies gilt insbesondere dann,
wenn man zur Einschätzung gelangt ist, dass die Zustimmung dieser Träger jeglichen
Widerstand unterdrücken wird. Das ist die Strategie der Beschwichtigung. Schließlich gibt es
da noch eine widersinnige Form der Dezentralisierung, bei der Verantwortung abgegeben
wird. Viele Wohlfahrtsreformen im Vereinigten Königreich in den letzten Jahren waren mit
einem bestimmten Grad an Dezentralisierung verbunden. Beispielsweise wurden
Arbeitsberater/-vermittler eingeladen, Unterstützungspakete für Behinderte zu schnüren, und
in den so genannten
Employment Zones
wurden gewinnorientierte lokale Anbieter von
Dienstleistungen ermutigt, auf kreative Weise Mittelflüsse anzuzapfen (Hales et al. 2003).
Das Behindertenförderprogramm
New Deal for Disabled People
kam dagegen nahe an eine
Entledigung von Verantwortung heran, als Trägern der sozialen Sicherheit freie Hand für die
Entwicklung von Unterstützungspaketen gegeben und ihnen diese Befugnis sofort wieder
entzogen wurde, als sie sich entschlossen, der Vermehrung des Sozialkapitals höhere
Priorität einzuräumen als unmittelbaren Beschäftigungszielen.
EINBINDUNGSPRINZIPIEN
Damit die Einbindung der Träger effektiv ist, bedarf es einer nachdrücklichen Zustimmung
zu dem Prozess von der Führungsebene abwärts in der Initiativorganisation und auch in den
betroffenen Organisationen, in denen die Verwalter der sozialen Sicherheit beschäftigt sind.
Es ist relativ einfach, Meinungen zu erbitten. Dagegen kann es häufig politisch problematisch
(und wie bereits erwähnt ressourcenaufwändig) werden, diese Meinungen bei der
Vorbereitung einer Reform sinnvoll zu berücksichtigen. Die Einbindung der Verwalter kann
nur erfolgreich sein, wenn einflussreiche Fürsprecher sich auch dann weiterhin dafür
einsetzen, wenn die Ergebnisse der Anhörungen nicht den Wunschvorstellungen
entsprechen.
Die Zustimmung muss durch effektive Verfahren und eine klare Bekundung der Rechte
unterstützt werden, die den an dem Einbindungsprozess beteiligten Personen und
Organisationen eingeräumt werden (einschließlich ihres Rechts auf die Einbindung an sich in
dieser Form). Alle Beteiligten müssen über das Ziel des Einbindungsprozesses aufgeklärt
werden und seine Grenzen kennen: Es ist generell unwahrscheinlich, dass der
Einbindungsprozess zur vollständigen Kontrolle über die Art der Reform führt. Zur Verfügung
gestellte Informationen sollten objektiv, genau, vollständig und zugänglich sein, und die den
Prozess
einleitende
Stelle
sollte
für
die
Verwendung
der
Ergebnisse
des
Einbindungsprozesses eindeutig rechenschaftspflichtig sein. Der Einbindungsprozess selbst
sollte einer unabhängigen Evaluierung unterzogen werden.
Robert Walker
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Für die Einbindung der Träger müssen ausreichende Mittel bereitgestellt werden. Dabei
müssen die Kosten berücksichtigt werden, die bei allen beteiligten Gruppen anfallen. Es
muss auch möglichen Beschränkungen der Teilnehmer Rechnung getragen werden, die es
ihnen beispielsweise erschweren können, sofort oder wiederholt zu reagieren. Für die
Einbindung der Träger muss deshalb genügend Zeit vorgesehen werden, und der Prozess
sollte so früh wie möglich eingeleitet werden.
Schlussendlich und am allerwichtigsten muss man sich im Vorfeld Gedanken über die
Form des Einbindungsprozesses machen und über die Mittel, mit denen die erzeugten
Informationen
analysiert,
zusammengeführt,
in
Einklang
gebracht
und
in
die
Entscheidungsprozesse integriert werden sollen, die den Reformen der sozialen Sicherheit
zugrunde liegen.
HERAUSFORDERUNGEN UND BESCHRÄNKUNGEN
Die Herausforderung, aber auch das Grundprinzip bei der Einbindung von Trägern der
sozialen Sicherheit in Politikreformen besteht darin, das Fachwissen und die Erkenntnisse
von Personal auf allen Verwaltungsebenen, nach Möglichkeit vor allem von an vorderster
Front arbeitendem Personal zu nutzen, das engen Kontakt zu den Leistungsempfängern und
den Nutzern von Dienstleistungen hat. Die Größe dieser Herausforderung variiert je nach
Organisationsform der Durchführung der sozialen Sicherheit. In nach bürokratischen
Prinzipien betriebenen zentralisierten Institutionen muss eine große hierarchische und
räumliche Distanz überwunden werden, um die Mitarbeiter mit Empfänger-/Nutzerkontakt zu
erreichen. Außerdem sind die Informationskanäle, die eingerichtet wurden, um Anweisungen
von der Zentrale zur Peripherie zu leiten, oft nicht gut darauf eingerichtet, Informationen in
die entgegengesetzte Richtung zu transportieren – vor allem dann nicht, wenn der Inhalt als
kritisch oder aus anderen Gründen unwillkommen eingestuft wird.
Weitere Beschränkungen des Informationsflusses bestehen im Allgemeinen dann, wenn
innerhalb der Organisation zwischen für die Politikgestaltung zuständigem und mit der
Erbringung von Leistungen der sozialen Sicherheit betrautem Personal unterschieden wird.
Dies kann unterschiedliche Arbeitskulturen und sogar Feindseligkeiten entstehen lassen, die
gegen eine effektive Kommunikation über die Trennlinie zwischen Politikgestaltung und
Leistungserbringung hinweg sprechen. Der in vielen Ländern beobachtbare Trend zur
Schaffung von Vollzugsorganisationen für die Erbringung von Leistungen der sozialen
Sicherheit und zur Beteiligung nichtstaatlicher Organisationen an der Leistungserbringung
behindert den Informationsfluss in die Zentrale weiter und beschränkt den Zugang zum
Personal mit Empfänger-/Nutzerkontakt. Solche Organisationen arbeiten oft in quasi
wettbewerblichen Systemen, in denen Daten über die Leistungserbringung und die Effizienz
der Verwaltung den Status kommerziell vertraulicher Informationen erhalten. Dort, wo
Systeme der sozialen Sicherheit, beispielsweise Betriebsrentenkassen, wie gewinnorientierte
Unternehmen
geführt
werden,
können
viele
Informationen
mit
Relevanz
für
Wohlfahrtsreformen der Regierung (oder selbst den Regulierungsbehörden) sogar
systematisch vorenthalten werden. In ähnlicher Weise unterliegt auch die horizontale
Weitergabe von Informationen zwischen Organisationen aus kommerziellen Erwägungen
Beschränkungen – mit dem Effekt, dass systeminterne Lernprozesse beträchtlich erschwert
werden. In sozialen demokratischen Systemen, in denen die Sozialpartner vielleicht
wechselnd mit der Verwaltung oder der Finanzierung der sozialen Sicherheit befasst sind,
Robert Walker
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können Informationsflüsse ebenfalls behindert oder verzerrt werden. Unter solchen
Umständen können Informationen politisiert werden, und Reformkräfte haben vielleicht nur
Zugang zu Daten, die das Ergebnis eines Verhandlungsprozesses sind.
Die Einbindung der Träger der sozialen Sicherheit in Politikreformen erfordert die
Entwicklung von Anhörungsverfahren, die diese institutionellen Hindernisse für den freien
Informationsfluss umgehen. Träger der sozialen Sicherheit müssen erreicht werden, die
Freigabe für die Teilnahme erhalten und selbst das Gefühl haben, dass sie ungehindert
teilnehmen können. In dem Maße, in dem sich die Einbindung der Träger als möglich
erweist, werden Erfahrungen, Erkenntnisse und Verständnis, die zuvor systematisch vom
Reformprozess ausgeschlossen wurden, der Politikgestaltung zugute kommen.
EINIGE METHODEN UND ANSÄTZE
Die Einbindung der Träger sozialer Sicherheit kann passiv oder aktiv geschehen, auf
etablierte Kommunikationskanäle vertrauen oder versuchen, diese zu ergänzen (oder zu
umgehen). Bei passiven Verfahren leitet die Initiativstelle (die Regierung) offene Anhörungen
ein: Das heißt, sie verbreitet eine Ankündigung, in der die Bedingungen und der Zweck des
Einbindungsprozesses mitgeteilt werden, und erbittet Antworten per Post, Internet oder
Telefon. Die Form der Ankündigung ist wichtig, weil sie die Art und den Umfang der
Einbindung festlegt. Es gibt jedoch wenig Kontrolle über die erreichte Abdeckung der
Anfrage oder den repräsentativen Charakter der Antworten.
Die aktive Einbindung der Träger ist insofern ressourcenintensiver, als sie eine genaue
Vorauswahl der Teilnehmer und die Einrichtung geeigneter Foren erfordert, die ihre
Teilnahme erleichtern. Im klassischen Fall werden die Betroffenen eingeladen, an
konsultativen Tagungen teilzunehmen oder in beratende Ausschüsse einzutreten, die
während des Reformprozesses bestehen bleiben und in dem Maße, wie neue Politikinhalte
entwickelt werden, wiederholt ihre Beiträge leisten. Normalerweise sind dort jedoch nur die
Sprecher der wichtigsten Akteure unmittelbar zugegen und nicht – im Fall von
Organisationen der sozialen Sicherheit – das Personal mit Empfänger-/Nutzerkontakt,
vielleicht sogar nicht einmal Führungskräfte. Natürlich können die Sprecher selbst wieder
Kollegen konsultieren und sogar eine umfassende Beteiligung von Trägern der sozialen
Sicherheit initiieren. Dank der zuvor beschriebenen bürokratischen Hindernisse für den freien
Informationsfluss ist das jedoch unwahrscheinlich.
Durch Verwendung diverser Forschungstechniken kann die aktive Einbindung der Träger
produktiver gestaltet werden. Dazu zählen: Umfragen, Fokusgruppen, erweiterte
Kreativitätsgruppen, in denen die Teilnehmer in verschiedenen Formationen über
vergleichsweise lange Zeiträume zusammenarbeiten, Befragungen nach der Delphi-
Methode, die einen iterativen Konsultationsprozess umfassen, Verfeinerung und
weitergehende Konsultationen, Spieltechniken, die die wahrscheinlichen Auswirkungen der
Reform simulieren, und selbst die Umsetzung der neuen Politik in Pilotprojekten, bei denen
Verwalter der sozialen Sicherheit als Forschungsteilnehmer beobachtet und befragt werden.
Solche Ansätze können die Detailliertheit und die Qualität der eingeholten Informationen
verbessern, bestimmte bürokratische Hindernisse wie Rangordnung und Hierarchie
überwinden, die ehrliche Antworten verhindern können, und die Ergebnisse repräsentativer
machen.
Robert Walker
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Die genaue Methode zur Einbindung der Verwalter, die letztlich ausgewählt wird, spiegelt
vermutlich die Fragen wider, die gestellt werden. Ein umfassender partnerschaftlicher Ansatz
zur Einbindung der Träger beinhaltet wahrscheinlich die nachstehende Abfolge von Fragen
und die damit zusammenhängenden Aktivitäten:
"Ist die Reform notwendig?"
lädt die Teilnehmer ein, sich an der Abgrenzung des
Reformvorhabens und der Problemdefinition zu beteiligen (siehe
Figure 1
in Englisch).
"Welche Politikoptionen gibt es?"
erfordert das Sammeln von Ideen und Kreativität
(siehe
Figure 2
in Englisch).
"Welche Optionen sollen bevorzugt werden?"
umfasst Vergleiche und die kritische
Beurteilung von Alternativen (siehe
Figure
3
in Englisch).
"Können wir erreichen, dass diese Option funktioniert?"
erfordert eine Art von Simulation,
um Probleme zu ermitteln, und Kreativität, um Lösungen zu finden (siehe
Figure 4
in
Englisch).
"Funktioniert diese Option?"
gründet auf die Notwendigkeit der Erprobung in
Pilotprojekten und einer formellen Evaluierung.
Robert Walker
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Robert Walker
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