Schnabelkannen : eine Studie zur darstellenden Kunst in der minoisch-mykenischen Kultur - article ; n°1 ; vol.11, pg 119-134
17 pages
Deutsch

Découvre YouScribe en t'inscrivant gratuitement

Je m'inscris

Schnabelkannen : eine Studie zur darstellenden Kunst in der minoisch-mykenischen Kultur - article ; n°1 ; vol.11, pg 119-134

Découvre YouScribe en t'inscrivant gratuitement

Je m'inscris
Obtenez un accès à la bibliothèque pour le consulter en ligne
En savoir plus
17 pages
Deutsch
Obtenez un accès à la bibliothèque pour le consulter en ligne
En savoir plus

Description

Bulletin de correspondance hellénique. Supplément - Année 1985 - Volume 11 - Numéro 1 - Pages 119-134
16 pages
Source : Persée ; Ministère de la jeunesse, de l’éducation nationale et de la recherche, Direction de l’enseignement supérieur, Sous-direction des bibliothèques et de la documentation.

Informations

Publié par
Publié le 01 janvier 1985
Nombre de lectures 16
Langue Deutsch
Poids de l'ouvrage 2 Mo

Extrait

Veit Stürmer
Schnabelkannen : eine Studie zur darstellenden Kunst in der
minoisch-mykenischen Kultur
In: Bulletin de correspondance hellénique. Supplément 11, 1985. pp. 119-134.
Citer ce document / Cite this document :
Stürmer Veit. Schnabelkannen : eine Studie zur darstellenden Kunst in der minoisch-mykenischen Kultur. In: Bulletin de
correspondance hellénique. Supplément 11, 1985. pp. 119-134.
doi : 10.3406/bch.1985.5273
http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/bch_0304-2456_1985_sup_11_1_5273: EINE STUDIE ZUR DARSTELLENDEN SCHNABELKANNEN
KUNST IN DER MINOISCH-MYKENISCHEN KULTUR*
Als Sir Arthur Evans vor mehr als 50 Jahren mit der gigantischen Publikation
des Minospalastes das bis heute umfassendste Werk iiber die kretische Bronzezeit
vorlegte, galt sein Interesse primâr der Vorstellung und Deutung dieser Kultur.
So mag es nicht verwundern, dass er sich bei den zahlreichen Abbildungen
von Kannen, etwa in der Glyptik in erster Linie fur deren kultische Bedeutung oder
fur ihr Vorkommen in der Schrift interessierte, und nur sekundâr fur das Problem
ihrer Ikonographie. Neben dieser rein historischen Betrachtungsweise entwickelte
sich vor allem in Deutschland das Interesse an der Ikonographie selbst und ihrem
Eigenwert, das dann in der Ikonologie von Panofsky in den sechziger Jahren seinen
vorlâufigen Hôhepunkt fand1.
Dieser Forschungsrichtung verpflichtet soll hier — ohne bis zur Ikonologie
und ihren Problemen gehen zu wollen — ein kleiner Beitrag zur minoisch — myke-
nischen Ikonographie anhand der zeitlich wie statistisch gut vertretenen Abbildungen
von Kannen geleistet werden.
Um einen einigermassen vollstàndigen Uberblick zu gewinnen wird hier das
Material katalogmàssig in folgender Einteilung vorgestellt :
A. SCHNABELKANNEN IN SZENISCHEM ZUSAMMENHANG
1. bei Lowendâmonen
2. sonstige
B.OHNE SZHJNISCHEN ZUSAMMENHANG
1. als Einzeldarstellung
2. zwei und mehr
3. zusammen mit anderen Gegenstânden
a. mit Zweigen und Gràsern
b. mit Fisch-vorderteilen
c. mit Kulthôrnern
d. sonstige
(·) Fur die Vorarbeiten zum Katalog danke ich P. Schmitz ganz herzlich.
(1) Am klarsten dargestellt : E. Panofsky, « Ikonographie und Ikonologie», in E. Kâmmerlino
(Hrsg), Ikonographie und Ikonologie-Theorien, Enlwicklung, Problème (1979), p. 207 tt. veit sturmer [BCH Suppl XI 120
Innerhalb der einzelnen Gruppen ist die Ordnung des Kataloges in zeitlicher
Abfolge. Fur die Siegel — als Hauptmasse der hier vertretenen Gegenstânde —
wurde im Wesentlichen die Datierungen der CM-S-Publikation mit kleinen
Korrekturen der neueren Forschung iibernommen2. Die Beschreibung der in CMS
aufgefuhrten Siegel wird hier nicht wiederholt.
A. 1 : Schnabelkannen bei Lôwendâmonen.
1.1 Siegelabdruck aus Phaistos, Vano 25 (cf. supra, p. 100, fig. 6).
CMS II.5, n° 321. MM Ib/IIa.
1.2aus Phaistos, Vano 25 (cf. supra, p. 100, fig. 7).
CMS 11.5, no 322. MM Ib/IIa.
1.3 Muschelrhyton aus Malia, im N-0 Quartier 1981 gefunden (cf. supra, p. 96, fig. 1).
Darstellung : Zwei Lôwendâmonen, antithetisch, der rechte giesst dem linken
aus einer globularen Schnabelkanne mit abgesetztem Hais eine Flussigkeit in die
zur Schale geformten Hânde. Die ganze Szene mit Seetangumrahmung abgeschlossen.
Cl. Baurain et P. Darcque, BCH 107 (1983), p. 3-733. SM I.
1.4 Rand und Henkel einer Bronzehydria aus Zypern (Kourion) (fig. 1).
Auf dem drei Paar antithetische Lôwendâmonen mit Schnabelkannen
auf kurzen, in der Mitte durchbrochenen Bodenlinien ubereinanderstehend. Auf
dem unteren Henkelansatz drei Stierkôpfe in Schalen (?), auf dem Rand ein Stierfries.
G. PERROT-Ch. Chipiez, Histoire de VArl dans V Antiquité, Bd. III, Abb. 556 ;
PM IV, p. 457, Abb. 3824. SC I.
1.5 Siegelring aus Gold. Tiryns, Wohnhaus Unterstadt.
CMS I, no 179. SH Ib/II.
1.6 Achatsiegel, aus dem Vaphio-Grab (fig. 2).
CMS I, no 232. SH II.
1.7aus dem Vaphio-Grab.
CMS I, no 231. SH IL
1.8 Achatsiegel, aus einem Tholosgrab bei Nichoria.
CMS V.2, no 440. SH IIIa:2/Beginn b:l.
1.9 Glaspaste, aus dem « Grab der Genii », Mykene (fig. 3).
Je zwei antithetische Lôwendâmonen mit einer Kanne in den Hânden. Zwischen
den linken Lôwendâmonen, unterhalb der Kannen ein Dreifussaltar, ein weiterer
zwischen den beiden Gruppen.
PM IV, p. 454, Abb. 379a. SH IIIa/b6.
(2) Vgl. Die kreti8ch-mgkeni8che Glgptik (1974) und Studien zur minoischen und helladischen Glgptik,
CMS Beiheft 1 (1981), sowie P. Yule, Earlg Crelan Seals. A Studg of Chronologg (Marburger Studien zur Vor-
und Fruhgeschichte 4 [1981]).
(3) Masse, etc., siehe dort und supra, p. 95.
(4) Neupublikation geplant v. H. Matthâus in der Prâhistorische Bronzefunde-Reihe.
(5) Publikation des Grabes durch Tsountas, PraktArchEt (1896), p. 29 ff., allerdings, genau wie 1.10,
ohne Abbildung. SCHNABELKANNEN 121 1985]
Fig. 2. - A. 1.6.
Fig. 3. - A. 1.9. Fig. 4. - A. 1.11. veit stûrmer [BCH Suppl XI 122
1.10 Glaspaste, aus demselben Grab wie 1.9.
Antithetische Lôwendàmonen mit je einer Kanne in den Hânden, dièse tiber
einen aufgeschichteten Steinhaufen (?) haltend.
PM IV, p. 455, Abb. 380. SH Illa/b.
1.11 Glaspaste, aus dem Akropolis-Kammergrab, Mykene (fig. 4).
Je zwei antithetische Lôwendàmonen, ihre Kanne ûber einen rechteckigen
Block (Altar ?) haltend.
PM IV, p. 454, Abb. 379b. SH Illa/b.
Der eine Schnabelkanne haltende Lôwendâmon gehort spâtestens mit dem
naturalisierenden Stil der Neopalazialen Zeit als fester ikonographischer Typus
zum Darstellungsrepertoire der minoisch beeinflussten Kunstgattungen des Mittel-
meerraumes.
In dem von Doro Levi unter Vano 25 des Palastes von Phaistos gefundenen
Tonabdruck mit der Darstellung eines eine Schnabelkanne haltenden tierartigen
Wesens (1.1) ist der fruheste bekannte Vorlâufer dièses Bildtypus zu erkennen, wenn
auch die Ikonographie des Lôwendâmons bei diesem Stuck ofïensichtlich noch nicht
festgelegt ist. Bei einem stilistisch etwas jiingeren Stuck aus demselben Fund (1.2)
ist die dièses Wesens und seiner Kanne — globular, mit abgesetztem
Hais und kurzem Schnabel — festgelegt. Allerdings sind bis zum 16. Jhdt noch
Variationen des Typus der Darstellung môglich, wie die beiden Lôwendàmonen
auf dem Rhyton aus Malia belegen (1.3). Hier stehen nicht zwei mit
einer Schnabelkanne antithetisch gegenuber, sondern der eine giesst dem anderen
aus seiner Kanne in die zur Schale geformten Hânde. — Libation oder rituelle
Waschung ? Ohne Parallelen in der Kunst und ohne schriftliche Uberlieferung muss
dièse Frage offen bleiben.
Nach SM I ist auch der Bildtypus festgelegt und erscheint gleichzeitig in ver-
schiedenen kompositionellen Zusammensetzungen : entweder zwei antithetisch stehende
Lôwendàmonen mit je einer globular-konischen Kanne mit kurzem Hais und Schnabel
(1.4, 1.7, 1.9, 1.10, 1.11), oder eine prozessionsartige Reihung der Lôwendàmonen
in einer Richtung, wie beim Tirynter Ring (1.5). Parallel dazu treten sie ab SH II
auf dem Festland wieder als Einzeldarstellungen des gleichen ikonographischen
Typus auf (1.6, 1.8), um nach SH Illb zu verschwinden6.
Da aile Stiicke mit dieser Darstellung dem naturalisierenden Stil der hier
vertretenen Kunstgattungen angehôren, bietet sich bei dieser Gruppe eine morpho-
logische Bestimmung der Kannenformen am ehesten an. Vom Typus der Schnabel
kanne her gleichbleibend, ândern die Kannen ihre Form von globular-konisch in der
Âltpalazialen Zeit zu rein globular mit abgesetztem Hais. Dièse Form ist z.B. durch
die Alabasterkanne aus Zakros fur die Bliitezeit der Neopalazialen Zeit in 16. Jhdt.
belegt7. Sie kehrt dann wieder zur weniger akzentuierten Form der globular-konischen
Kanne zuriick. Dièse Typologie in der Flàchenkunst entspricht in etwa der kerami-
schen, ohne deren Feinheiten erkennen zu lassen8.
(6) Hieraus lâsst sich evtl. eine Abhângigkeit des Motives von der mykenischen Obéraient ableiten, und
nicht so sehr vom Kult, dessen Kontinuitàt nicht in Frage steht.
(7) Zakros, fig. 75.
(8) Zur Keramik : zuletzt V. Stûrmer, MM III, Studien zum Stilwandel der minoischen Keramik (Dise.
1982), p. 240 ff. SCHNABELKANNEN 123 1985]
Α. 2 : Schnabelkannen in anderem szenischen Zosammenhang.
2.1 Kalksteinsarkophag aus Hagia Triada, Opferszene der Vorderseite.
Ch. R. Long, The Ayia Triada Sarcophagus. A Study of Laie Minoan and
Mycenaean funerary pradices and beliefs [SIMA 41 [1974]). SM Illa.
2.2 Achatsiegel aus Aplomata (Naxos), Kammergrab 2 (fîg. 5).
CMS V.2, no 608. SH IIIc.
Die Schnabelkanne scheint so eng mit dem Lôwendâmon verbunden zu sein,
dass sie in anderem szenischen Zusammenhang nur auf wenigen Bildwerken vor-
kommt. Bei der Vielzahl fur uns heute verlorener Wandgemâlde ist eine zeitliche
Eingrenzung des auf dem Sarkophag von Hagia Triada dargestellten Bildtypus
schwierig. Das Stuck selbst stammt aus Kreta der Zeit von SM II la, also aus der
Zeit der ausgehenden eigenstândigen

  • Univers Univers
  • Ebooks Ebooks
  • Livres audio Livres audio
  • Presse Presse
  • Podcasts Podcasts
  • BD BD
  • Documents Documents