Lettre au père (Brief an den Vater)
156 pages
Français

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Lettre au père (Brief an den Vater) , livre ebook

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Description


Édition bilingue français-allemand / fournie avec une édition adaptée à un public dyslexique (elle aussi en bilingue).



La Lettre au père est une lettre que Franz Kafka écrivit en 1919 (à l'âge de 36 ans) à l'adresse de son père, mais qui ne fut jamais remise à son destinataire. Elle fut publiée de manière posthume, en 1952, et est aujourd'hui considérée comme une clé essentielle à la compréhension de l'œuvre de l'écrivain.


Der Brief an den Vater ist ein 1919 verfasster, niemals abgeschickter Brief Franz Kafkas an seinen Vater. Er wurde postum 1952 in der Neuen Rundschau veröffentlicht und ist ein bevorzugter Text für psychoanalytische und biographische Studien über Kafka.

Sujets

Informations

Publié par
Nombre de lectures 6
EAN13 9791038400184
Langue Français
Poids de l'ouvrage 5 Mo

Informations légales : prix de location à la page 0,0007€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

Lettre au père
[Brief an den Vater] • Franz Kafka
( bilingue - zweisprachig ) comprend une version pour public dyslexique. Enthält eine Version für legasthenen Lesern. © Les Presses de l'Écureuil Janvier 2021 (Januar, 2021)
Cet ouvrage est mis à disposition selon les termes de la Licence Creative Commons Attribution — Pas d’utilisation commerciale — Partage dans les mêmes conditions 4.0 International ( CC BY-NC-SA 4.0 ). Le site des éditions
Presses de l'Écureuil


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Brief an den Vater 1919-1952
Zugriff auf die französische Übersetzung

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Liebster Vater,
Du hast mich letzthin einmal gefragt, warum ich behaupte, ichhätte Furcht vor Dir. Ich wußte Dir, wie gewöhnlich, nichts zuantworten, zum Teil eben aus der Furcht, die ich vor Dir habe, zumTeil deshalb, weil zur Begründung dieser Furcht zu vieleEinzelheiten gehören, als daß ich sie im Reden halbwegszusammenhalten könnte. Und wenn ich hier versuche, Dir schriftlichzu antworten, so wird es doch nur sehr unvollständig sein, weilauch im Schreiben die Furcht und ihre Folgen mich Dir gegenüberbehindern und weil die Größe des Stoffs über mein Gedächtnis undmeinen Verstand weit hinausgeht.
Dir hat sich die Sache immer sehr einfach dargestellt,wenigstens soweit Du vor mir und, ohne Auswahl, vor vielen anderndavon gesprochen hast. Es schien Dir etwa so zu sein: Du hast Deinganzes Leben lang schwer gearbeitet, alles für Deine Kinder, vorallem für mich geopfert, ich habe infolgedessen „in Saus und Braus“gelebt, habe vollständige Freiheit gehabt zu lernen was ich wollte,habe keinen Anlaß zu Nahrungssorgen, also zu Sorgen überhauptgehabt; Du hast dafür keine Dankbarkeit verlangt, Du kennst „dieDankbarkeit der Kinder“, aber doch wenigstens irgendeinEntgegenkommen, Zeichen eines Mitgefühls; statt dessen habe ichmich seit jeher vor Dir verkrochen, in mein Zimmer, zu Büchern, zuverrückten Freunden, zu überspannten Ideen; offen gesprochen habeich mit Dir niemals, in den Tempel bin ich nicht zu Dir gekommen,in Franzensbad habe ich Dich nie besucht, auch sonst nieFamiliensinn gehabt, um das Geschäft und Deine sonstigenAngelegenheiten habe ich mich nicht gekümmert, die Fabrik habe ichDir aufgehalst und Dich dann verlassen, Ottla habe ich in ihremEigensinn unterstützt und während ich für Dich keinen Finger rühre(nicht einmal eine Theaterkarte bringe ich Dir), tue ich fürFreunde alles. Faßt Du Dein Urteil über mich zusammen, so ergibtsich, daß Du mir zwar etwas geradezu Unanständiges oder Böses nichtvorwirfst (mit Ausnahme vielleicht meiner letzten Heiratsabsicht),aber Kälte, Fremdheit, Undankbarkeit. Und zwar wirfst Du es mir sovor, als wäre es meine Schuld, als hätte ich etwa mit einerSteuerdrehung das Ganze anders einrichten können, während Du nichtdie geringste Schuld daran hast, es wäre denn die, daß Du zu gut zumir gewesen bist.
Diese Deine übliche Darstellung halte ich nur so weit fürrichtig, daß auch ich glaube, Du seist gänzlich schuldlos anunserer Entfremdung. Aber ebenso gänzlich schuldlos bin auch ich.Könnte ich Dich dazu bringen, daß Du das anerkennst, dann wäre -nicht etwa ein neues Leben möglich, dazu sind wir beide viel zualt, aber doch eine Art Friede, kein Aufhören, aber doch einMildern Deiner unaufhörlichen Vorwürfe.
Irgendeine Ahnung dessen, was ich sagen will, hast Dumerkwürdigerweise. So hast Du mir zum Beispiel vor kurzem gesagt:„ich habe Dich immer gern gehabt, wenn ich auch äußerlich nicht sozu Dir war wie andere Väter zu sein pflegen, eben deshalb weil ichmich nicht verstellen kann wie andere“. Nun habe ich, Vater, imganzen niemals an Deiner Güte mir gegenüber gezweifelt, aber dieseBemerkung halte ich für unrichtig. Du kannst Dich nicht verstellen,das ist richtig, aber nur aus diesem Grunde behaupten wollen, daßdie andern Väter sich verstellen, ist entweder bloße, nicht weiterdiskutierbare Rechthaberei oder aber - und das ist es meinerMeinung nach wirklich - der verhüllte Ausdruck dafür, daß zwischen uns etwas nicht in Ordnung ist und daß Du es mitverursacht hast,aber ohne Schuld. Meinst Du das wirklich, dann sind wir einig.
Ich sage ja natürlich nicht, daß ich das, was ich bin, nur durchDeine Einwirkung geworden bin. Das wäre sehr übertrieben (und ichneige sogar zu dieser Übertreibung). Es ist sehr leicht möglich,daß ich, selbst wenn ich ganz frei von Deinem Einfluß aufgewachsenwäre, doch kein Mensch nach Deinem Herzen hätte werden können. Ichwäre wahrscheinlich doch ein schwächlicher, ängstlicher, zögernder,unruhiger Mensch geworden, weder Robert Kafka noch Karl Hermann,aber doch ganz anders, als ich wirklich bin, und wir hätten unsausgezeichnet miteinander vertragen können. Ich wäre glücklichgewesen, Dich als Freund, als Chef, als Onkel, als Großvater, jaselbst (wenn auch schon zögernder) als Schwiegervater zu haben. Nureben als Vater warst Du zu stark für mich, besonders da meineBrüder klein starben, die Schwestern erst lange nachher kamen, ichalso den ersten Stoß ganz allein aushalten mußte, dazu war ich vielzu schwach.
Vergleich uns beide: ich, um es sehr abgekürzt auszudrücken, einLöwy mit einem gewissen Kafkaschen Fond, der aber eben nicht durchden Kafkaschen Lebens-, Geschäfts-, Eroberungswillen in Bewegunggesetzt wird, sondern durch einen Löwy'schen Stachel, der geheimer,scheuer, in anderer Richtung wirkt und oft überhaupt aussetzt. Dudagegen ein wirklicher Kafka an Stärke, Gesundheit, Appetit,Stimmkraft, Redebegabung, Selbstzufriedenheit, Weltüberlegenheit,Ausdauer, Geistesgegenwart, Menschenkenntnis, einer gewissenGroßzügigkeit, natürlich auch mit allen zu diesen Vorzügengehörigen Fehlern und Schwächen, in welche Dich Dein Temperamentund manchmal Dein Jähzorn hineinhetzen. Nicht ganzer Kafka bist Duvielleicht in Deiner allgemeinen Weltansicht, soweit ich Dich mitOnkel Philipp, Ludwig, Heinrich vergleichen kann. Das istmerkwürdig, ich sehe hier auch nicht ganz klar. Sie waren doch allefröhlicher, frischer, ungezwungener, leichtlebiger, weniger strengals Du. (Darin habe ich übrigens viel von Dir geerbt und das Erbeviel zu gut verwaltet, ohne allerdings die nötigen Gegengewichte inmeinem Wesen zu haben, wie Du sie hast.) Doch hast auchandererseits Du in dieser Hinsicht verschiedene Zeitendurchgemacht, warst vielleicht fröhlicher, ehe Dich Deine Kinder,besonders ich, enttäuschten und zu Hause bedrückten (kamen Fremde,warst Du ja anders) und bist auch jetzt vielleicht wiederfröhlicher geworden, da Dir die Enkel und der Schwiegersohn wiederetwas von jener Wärme geben, die Dir die Kinder, bis auf Vallivielleicht, nicht geben konnten. Jedenfalls waren wir soverschieden und in dieser Verschiedenheit einander so gefährlich,daß, wenn man es hätte etwa im voraus ausrechnen wollen, wie ich,das langsam sich entwickelnde Kind, und Du, der fertige Mann, sichzueinander verhalten werden, man hätte annehmen können, daß Du micheinfach niederstampfen wirst, daß nichts von mir übrigbleibt. Dasist nun nicht geschehen, das Lebendige läßt sich nicht ausrechnen,aber vielleicht ist Ärgeres geschehen. Wobei ich Dich aberimmerfort bitte, nicht zu vergessen, daß ich niemals imentferntesten an eine Schuld Deinerseits glaube. Du wirktest so aufmich, wie Du wirken mußtest, nur sollst Du aufhören, es für einebesondere Bosheit meinerseits zu halten, daß ich dieser Wirkungerlegen bin.
Lettre au père
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Très cher père,
Tu m'as demandé récemment pourquoi je prétends avoir peur de toi. Comme d'habitude, je n'ai rien su te répondre, en partie justement à cause de la peur que tu m'inspires, en partie parce que la motivation de cette peur comporte trop de détails pour pouvoir être exposée oralement avec une certaine cohérence. Et si j'essaie maintenant de te répondre par écrit, ce ne sera encore que de façon très incomplète, parce que, même en écrivant, la peur et ses conséquences gênent mes rapports avec toi et parce que la grandeur du sujet outrepasse de beaucoup ma mémoire et ma compréhension.
En ce qui te concerne, les choses se sont présentées très simplement, du moins pour ce que tu en as dit devant moi et, sans discrimination devant beaucoup d'autres personnes. Tu voyais cela à peu près de la façon suivante : tu as travaillé durement toute ta vie, tu as tout sacrifié pour tes enfants, pour moi surtout ; en conséquence, j'ai « mené la grande vie », j'ai eu liberté entière d'apprendre ce que je voulais, j'ai été préservé des soucis matériels, donc je n'ai pas eu de soucis du tout ; tu n'as exigé aucune reconnaissance en échange, tu connai

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