05. Der Clan der McNarn - Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland
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Description

Im Alter von 16 Jahren entflieht der Herzog von Strathnarn dem altmodischen Schottland nach London. Jahre führt ihn sein Weg zurück ins Hochland. Bei seiner Ankunft im Familiensitz muss er erkennen, dass sein Neffe vom Clan der Kilcraig als Geisel gehalten wird. Das Oberhaupt des Clans stellt eine einzige Bedingung zur Freilassung: der Herzog muss seine Tochter heiraten. Wird sich der Herzog für eine Zukunft in Schottland entscheiden? Barbara Cartland wurde 1901 geboren und stammt mütterlicherseits aus einem alten englischen Adelsgeschlecht. Nach dem Tod des Vaters und Großvaters ernährte ihre Mutter die Familie allein. Sie war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Ihre Tochter Raine war die Stiefmutter von Prinzessin Diana von Wales. Sie schrieb über 700 Romane, die ein Millionenpublikum ansprechen. Barbara Cartland starb im Jahr 2000.

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 14 février 2015
Nombre de lectures 3
EAN13 9781782136378
Langue Deutsch

Informations légales : prix de location à la page 0,0222€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

DER CLAN DER MCNARN
Barbara Cartland
Barbara Cartland E-Books Ltd.
Vorliegende Ausgabe ©2014
Copyright Cartland Promotions 1985
Gestaltung M-Y Books
www.m-ybooks.co.uk
1 1822
„Gott sei Dank ruhige See!“ Lord Hinchley goß sich ein Glas Kognak ein und leerte es mit einem Zug. „Dabei sind Sie noch glimpflich weggekommen“, entgegnete sein Begleiter. „Ich habe schon viel schlimmeren Seegang erlebt als auf dieser Reise.“ „Ein Grund mehr, nicht ein zweites Mal in diese abg elegene Gegend zu kommen. Ich bin auf alles gefaßt: Hier ist der Teufel zu Hause, und die Menschen sind Barbaren.“ „Das denkt zwar ganz England über Schottland, aber diese Auffassung ist falsch.“ Der Ton des Herzogs von Strathnarn war zynisch. Zum ersten Mal seit sieben Tagen konnte man wieder in dem eleganten Salon sitzen, ohne mit dem Sessel von Wand zu Wand zu rutschen. „Wenn Sie mich fragen“, fuhr Lord Hinchley fort, „s o haben Sie nichts Besseres tun können, als diesem Schottland den Rücken zu kehren und nach Süden zu kommen. Daß Sie jetzt zurückkehren, ist ein Fehler, Taran.“ Die Miene des Herzogs wurde finster. Er sah aus dem Bullauge. Draußen zog langsam das bewaldete Ufer der Tay-Mündung vorbei. Alles in ihm sträubte sich bei dem Gedanken, in ein Land zurückzukehren, das er vor zwölf Jahren voll Zorn verlassen hatte, aber nicht einmal einem seiner besten Freunde wollte er das eingestehen. Er war damals erst sechzehn gewesen und hatte sich geschworen, nie wieder mit Schottland und seinen Bewohnern in Kontakt zu treten. Die Grausamkeit seines Vaters war der Anlaß dazu gewesen. Auf das nächstbeste Schiff hatte er sich geschleppt und war heilfroh gewesen, daß er in der billigsten Klasse unter Deck noch einen Platz bekommen hatte. Die Reise war eine einzige Qual gewesen, aber die V erwandten seiner verstorbenen Mutter hatten ihn in London mit offenen Armen empfangen. Sie hatten ihn auf ein erstklassiges Internat geschickt und anschließend zum Studium auf die Universität von Oxford. Sein Großvater, ein guter Freund des Prinzregenten, hatte ihn als Marquis von Narn in die Londoner Gesellschaft eingeführt, und er hatte das Leben in vollen Zügen genossen. Er hatte schon fast vergessen gehabt, daß es überhaupt ein Schottland gab. Nach dem Tode seines Großvaters hatte er dessen Lan dsitz und ein stattliches Vermögen geerbt. Der Prinzregent, inzwischen König George IV., hielt große Stücke auf ihn, und London lag ihm zu Füßen. Die Nachricht vom Tode seines Vaters hatte vor drei Monaten wie eine Bombe eingeschlagen. Von einem Tag zum anderen war er nic ht nur Erbe des Titels, sondern auch noch Oberhaupt des Clans der McNarn geworden. Wenn er an seinen Vater gedacht hatte, was selten genug vorgekommen war, hatte er ihn als angsteinflößenden, alterslosen Mann gesehen, der an die Riesen der klassischen Sagen des Altertums erinnerte. Lord Hinchley goß sich noch ein Glas Kognak ein. „Sie machen einen deprimierten Eindruck, Taran“, sa gte er. „Wenn Sie mit einem solchen Gesicht ankommen, kriegen es Ihre Clanleute mit der Angst zu tun.“ „Das schadet gar nichts“, entgegnete der Herzog. „Dann gehorchen sie wenigstens.“ Doch er wußte, daß die Mitglieder eines Clans dem j eweiligen Oberhaupt blind gehorchten. Das war ungeschriebenes Gesetz. Widerstand gab es nicht.„Das Oberhaupt eines Clans“, hatte sein Vater einmal gesagt, „steht zwischen seinen Leuten und Gott.“ Die Zeiten halten sich allerdings geändert. Totale Unterwürfigkeit +- für den Herzog etwas Abscheuliches - gab es nicht mehr. Das Oberha upt eines Clans konnte nicht mehr
über Leben und Tod seiner Leute bestimmen. „Ich weiß auf alle Fälle jetzt schon“, sagte Lord H inchley und nippte an seinem Kognak, „daß ich mich in meiner Kabine vollaufen lasse, wenn ich mit Seiner Majestät auf der ,Royal George zurückfahren muß.“ „Bei Ihrer Rückreise wird das Meer ruhig sein“, entgegnete der Herzog. „Der König ist sehr seetüchtig und wird von Ihnen erwarten, daß au ch Sie es sind. Außerdem wird er erwarten, daß Sie ihm Gesellschaft leisten und ihm immer wieder sagen, wie sehr sich die Schotten über seinen Besuch gefreut haben.“ „Es fragt sich bloß, ob das der Wahrheit entspreche n wird“, entgegnete Lord Hinchley. „Dieser Walter Scott ist daran schuld, daß der Monarch plötzlich nicht mehr von diesem Besuch in Edinburg abzuhalten war. Wenn die Schotten noch einen Rest Mumm in den Knochen haben, dann gehen sie auf ihn los.“ Der Herzog äußerte sich nicht dazu. „Mein Großvater“, fuhr Lord Hinchley fort, „hat im Cumberland-Regiment gedient, und dieses Regiment war an der Schlacht von Cullode n beteiligt. Er hat oft erzählt, wie brutal die Schotten niedergemetzelt worden sind und wie man die Überlebenden gefoltert hat. Ich finde, jeder Engländer sollte zweimal über legen, ehe er die Rache herausfordert, die noch in diesen Menschen leben muß.“ „Das ist lange her“, entgegnete der Herzog. „Aber nicht vergessen - da gehe ich jede Wette ein“, antwortete der Lord. „Da haben Sie wahrscheinlich recht.“ „Natürlich habe ich recht“, sagte Lord Hinchley. „A lle primitiven Völker sind gleich. Fehden, Vendetten, Racheschwüre - davon leben sie.“ „Sie scheinen gut Bescheid zu wissend bemerkte der Herzog. „Tue ich auch“, entgegnete Lord Hinchley. „Als ich von Seiner Majestät erfuhr, daß ausgerechnet ich als Vorreiter fungieren und dafür sorgen muß, daß der König gebührend empfangen wird, habe ich mir die Mühe gemacht, mich über Schottland und seine Bewohner zu informieren.“ „Daß sich die Engländer dem besiegten Volk gegenüber miserabel verhalten haben“, fuhr er fort, „ist eine Tatsache, Taran. Und gesieg t haben sie lediglich deshalb, weil sie besser organisiert und ausgerüstet waren.“ Wieder äußerte sich der Herzog nicht dazu. „Als ich noch ein Bub war“, berichtete Lord Hinchley weiter, „hat mir mein Großvater oft erzählt, wie die Clans bei Culloden ausgerottet worden sind. Von ihren Oberhäuptern angeführt, sind sie nach einer Nacht im Freien dire kt in den Feuerregen hinein marschiert.“ Der Herzog stand auf. „William“, sagte er in verärgertem Ton, „können Sie nicht endlich aufhören, mir von Schlachten zu erzählen, die ausgefochten wurden, als wir noch längst nicht auf der Welt waren. Wir sind beide zu dieser verfluchten Reise g ezwungen worden, und je eher wir unsere Pflichten erledigen und zurückkehren, desto besser.“ Lord Hinchley sah den Freund erstaunt an. „Ich hatte schon manchmal den Verdacht“, sagte er s chließlich nachdenklich, „daß Schottland Ihre Heimat ist.“ Er sah, wie der Herzog die Hände zu Fäusten ballte. Sollte er mit seiner Bemerkung den Nagel auf den Kopf getroffen haben? „Trinken Sie doch noch einen Schluck, Taran“, bat e r schnell. „Es geht nichts über französischen Kognak, wenn einem alles etwas rosige r erscheinen soll.“Der Herzog goß sich noch ein Glas ein, doch der Alkohol verfehlte seine Wirkung. Statt ihn zu beruhigen, machte er ihn noch nervöser und aufgebrachter. Nicht einmal zur Beerdigung seines Vaters war er nach Schottland zurückgekehrt. Als er damals mit blutigem, zerschundenem Rücken von zu Hause weggelaufen war, hatte er mit den McNarn gebrochen.
Ihn für einen Abtrünnigen zu halten, stand ihnen fr ei. Mochten sie denken, was sie wollten. Für ihn galt nur seine eigene Meinung. Nachdem er sein Studium an der Universität beendet hatte, hatte ihn erst einmal nur das eigene Vergnügen interessiert. Da er fabelhaft aussah, umschwärmten ihn die Frauen wie die Motten das Licht, und Geld war nie ein Problem gewesen. Der Prinzregent hatte sich damals gern mit jungen M ännern umgeben, die ebenso lebenslustig waren wie er und die sich genauso extr avagant kleideten, wie er es zu tun pflegte. Und nun wollte der König auch noch in der Tracht de r Hochländer in Schottland erscheinen. Diejenigen, die in Edinburg zu seinem Gefolge gehör en sollten, hatten den Befehl bekommen, in Kilt und Plaid zu erscheinen. Zu der Parade, die am 23. August, das war ein Freitag, auf den Portobello Sands stattfinden sollte, mußten sie ihre Clans anführen. Der Herzog hatte nicht einen Moment damit gerechnet , daß man mit seiner Anwesenheit rechnete, aber der König hatte ihm unmißverständlich zu verstehen gegeben, daß er da zu sein habe, und eine plausible Entschul digung war dem Herzog nicht eingefallen. Der Befehl Seiner Majestät - und es war ein Befehl - hatte ihn allerdings erreicht, als er bereits erwog, ob er der dringenden Bitte seines Verwalters, eines gewissen Robert Dunblame, nachkommen und nach Schottland fahren sollte. Robert Dunblame war schon zu seines Vaters Zeiten V erwalter gewesen, und der Herzog erinnerte sich, daß er der einzige Mensch gewesen war, mit dem er sich als Kind hatte unterhalten können, ohne Angst haben zu müssen. Dunblame war es auch gewesen, der ihn vom Tod seine s Vaters informiert und der Hoffnung Ausdruck gegeben hatte, der Herzog möge so bald wie möglich nach Schottland kommen. Der Herzog hatte den Brief gelesen und in den Papierkorb geworfen. Seinetwegen konnten sein Clan, das Schloß und die L ändereien, die er nun besaß, verkommen. Den Titel, den er geerbt hatte, war er bereit zu be nutzen, aber sonst konnte ihm der Norden gestohlen bleiben. Schon nach ein paar Tagen war der Brief des Verwalters vergessen gewesen. Der zweite Brief war anders. Während er ihn las, wurde die Miene des Herzogs immer finsterer. „Dieser Narr!“ fluchte er. „Dieser verdammte junge Narr! Wie kann man bloß so idiotisch sein?“ Seinen Neffen Torquil McNarn kannte er bloß als schreiendes Baby. Torquil war 1808 zur Welt gekommen, also zwei Jahre, ehe er Schottla nd verlassen hatte. An seine Schwester Janet, Torquils Mutter, erinnerte er sich allerdings voller Liebe und Zuneigung. Sie war viel älter gewesen als er und hatte die Stelle seiner Mutter eingenommen, die sehr früh aus dem Leben gegangen war. Janet hatte einen Cousin geheiratet, einen McNarn, und von dem Tag an, an dem sie das Schloß verlassen hatte, war er der gnadenlosen Tyrannei seines Vaters ausgesetzt gewesen. Die einzigen glücklichen Erinnerungen an Schottland hatte der Herzog in Verbindung mit seiner Schwester. Und als auch diese vor sechs Jahren gestorben war, war seine einzige Bindung an eine Familie, die er haßte, verloren gewesen Robert Dunblames Brief hatte an seine Verantwortung appelliert.) Der Verwa lter hatte sich klar und deutlich ausgedrückt. Torquil McNarn ist nicht nur der Neffe Ihrer Gnaden,er geschrieben, hatte sondern auch der Erbe des Titels und Ihres Amtes als Oberhaupt des Clans. Er hatte überlegt, wie Janets Sohn wohl sein mochte und ob er nicht ein besseres Oberhaupt wäre als er selbst.
„Was geschieht, wenn wir da sind?“ fragte Lord Hinc hley jetzt in Tarans Gedanken hinein. „Keine Ahnung“, entgegnete der Herzog. „Ich habe me inem Verwalter geschrieben und unsere Ankunft angekündigt, ich nehme doch an, daß er uns abholen läßt. Wenn nicht, müssen wir eben zu Fuß gehen.“ Lord Hinchley sah den Herzog entsetzt an. „Zu Fuß?“ wiederholte er. „Jawohl - zu Fuß. Es sind gute zwanzig Meilen bis zum Schloß. Und das Gelände ist rauh und reichlich hügelig.“ „Sie machen sich über mich lustig, Taran“, sagte Lo rd Hinchley. „Aber in diesem rückständigen Land muß man auf alles gefaßt sein.“ Als das Schiff angelegt hatte, kam zur großen Freud e des Herzogs der Verwalter an Bord. Der große, gutaussehende Mann - er mochte knapp fünfzig sein - sah in seinem Kilt und dem Plaid beeindruckend aus. Der Herzog streckte ihm die Hand entgegen. „Sie haben sich überhaupt nicht verändert, Dunblame!“ rief er. „Was ich von Euer Gnaden leider nicht behaupten kann“, entgegnete der Verwalter lachend. Man sah ihm an, wie sehr er sich freute, den Herzog nach so vielen Jahren wiederzusehen. Von dem hageren Jungen mit den gehetzten, trotzigen Augen, der immer versucht hatte, die Tränen zurückzuhalten, war nichts mehr zu erkennen. Vor Robert Dunblame stand ein großer, blendend aussehender Mann von Welt. Robert Dunblame stellte auch sofort fest, daß der Herzog die typischen Merkmale der McNarn besaß: die gerade, aristokratische Nase und den entschlossenen, autoritären Zug um den Mund, den viele fürchteten. „Ich nehme an“, sagte der Herzog, nachdem die ersten höflichen Worte ausgetauscht waren, „daß Sie für unseren Transport zum Schloß gesorgt haben.“ „Aber selbstverständlich, Euer Gnaden“, erwiderte e r. „Sie können zwischen einer Kutsche und Pferden wählen. Vielleicht erinnern Sie sich nicht mehr daran, aber zu dieser Jahreszeit sind die Straßen sehr staubig. Querfelde in über das Moor geht es viel schneller.“ „Dann werden wir reiten“, sagte der Her zog. „Das heißt, wenn Sie damit einverstanden sind, William.“ „Natürlich bin ich das“, entgegnete Lord Hinchley. „Alles ist mir recht, Hauptsache, ich komme von diesem Schiff herunter.“ „War die See denn stürmisch, Mylord?“ fragte Robert Dunblame. „Das ist überhaupt kein Ausdruck!“ entgegnete Lord Hinchley. „Wenn ich meinen Kummer nicht hätte auf die übliche Weise ertränken können, wäre ich in einem überaus feuchten Grab elendiglich umgekommen.“ Der Herzog lachte. „Seine Lordschaft übertreibt“, sagte er. „Zugegeben , zeitweilig war es recht ungemütlich, aber wir hatten zum Glück Rückenwind. Es hätte schlimmer sein können.“ „Unmöglich!“ rief Lord Hinchley. Sie stiegen auf die Pferde, die Mr. Dunblame mitgebracht hatte, und ritten los. Nachdem Perth hinter ihnen lag, wandten sie sich Ri chtung Norden. Als sie am königlichen Palast von Scone vorbeikamen, fragte si ch der Herzog, ob sein Freund Hinchley wohl an der Geschichte Schottlands interessiert sei Im Grunde wahrscheinlich nicht, dachte er. Die Engländer waren letztlich imm er nur daran interessiert, alles zu zertrampeln, was zum Prestige oder der Bedeutsamkeit eines Landes diente, das sie für eine besiegte Kolonie hielten. Und dann stellte er plötzlich erstaunt fest, daß er sich für einen Schotten hielt und zum ersten Mal seit Jahren Anstoß daran nahm, daß d ie Engländer auf die Schotten herabzusehen pflegten und sie wie Primitivlinge behandelten. Er war überzeugt davon, daß ein Großteil ihrer Fein dseligkeit, Gleichgültigkeit und
auch Brutalität aus der Angst geboren war. Nicht ohne Grund hatten Soldaten vor erst dreißig J ahren im Register House in Edinburg die „Verdammung des Königs“ gefordert. Der Herzog erinnerte sich auch daran, daß die Schotten Tannenbäume als Symbol der Freiheit gepflanzt hatten, als die Nachrichten von den Siegen der Franzosen unter Napoleons Führung zu ihnen gedrungen waren. Aber das war jetzt alles vorbei. König George IV. kam nach Schottland, man sprach von einem Freundschaftsbesuch. „Ich weiß nicht, ob Seine Gnaden es Ihnen gesagt ha ben“, wandte sich Lord Hinchley unterwegs an Robert Dunblame, „aber ich muß morgen, spätestens übermorgen schon wieder aufbrechen, um den Besuch Seiner Majestät in Edinburg vorzubereiten.“ „Ich nehme an, Sie ziehen den Landweg vor, Mylord“, entgegnete der Verwalter. „Allerdings!“ rief Lord Hinchley. „Ich werde lange kein Wasser mehr sehen können, ohne daß sich mir gleich der Magen hebt.“ „Ich kann nur hoffen, Mylord, daß sich eine von den Kutschen Seiner Gnaden als bequemer erweisen wird“, sagte Mr. Dunblame höflich. Wobei ich reiten würde, dachte der Herzog Er empfan d es als äußerst angenehm, nach der Schiffsreise endlich wieder ein Pferd zwischen den Schenkeln zu haben. Das Moor war ein einziger violetter Teppich von Heidekraut. Am Horizont erhoben sich die Berge des Grampian-Gebirges. Ihre Gipfel waren noch mit Schnee bedeckt. Ein Schwarm Sumpfhühner stieg auf und rettete sich schnatternd in die Sicherheit des Tals. Das Gelände stieg stetig an. Schließlich, am Rande eines Plateaus angekommen, hielt Mr. Dunblame das Pferd an, um dem Herzog und seinem Gast die Möglichkeit zu geben, die Landschaft in Ruhe zu betrachten. Die Flußmündung glitzerte tiefblau im Sonnenschein. Die Dächer und Türme von Perth wirkten wie rote Flecken zu beiden Seiten der Ufer, die Wildnis der weitgedehnten Heide schien unendliche Freiheit zu vermitteln. Der Herzog hatte plötzlich das Gefühl, aus der Enge eines Gefängnisses entflohen zu sein. Ein Gefühl, das er sich nicht erklären konnte. Er mußte an die Gesichter der Bediensteten denken, die am Ende der Gangway auf sie gewartet hatten. Mr. Dunblame hatte ihm den Mann vorgestellt, der ih nen Vorstand: ein großer, rauher Schotte, der den Herzog mit Augen angesehen hatte, die voll Ergebenheit waren. Sollte ich nach all den Jahren den Menschen, die de nselben Namen tragen wie ich, noch etwas bedeuten? hatte er sich gefragt. Er hätte gerne Mr. Dunblame gebeten, ihm dieses Phä nomen zu erklären, aber er wollte den Verwalter nicht in Verlegenheit bringen. Außerdem hätte Lord Hinchley unter Garantie über seine Neugierde gelacht. Schließlich hatte er immer wieder betont, mit welch em Widerwillen er diese Reise antrat und wie sehr er Schottland haßte „Wenn Ihnen das Land derart zuwider ist, warum fahren Sie dann hin?“ hatte ihn der Freund einmal gefragt. „Aus familiären Gründen“, hatte der Herzog nur knapp geantwortet. Diskret, wie Lord Hinchley nun einmal war, hatte er es bei dieser einen Frage belassen. Lord Hinchley schätzte den Herzog sehr. E r bewunderte seine Fairness, mußte aber immer wieder feststellen, daß er von einer Reserviertheit sein konnte, die ihm noch bei keinem anderen Menschen begegnet war. Man hätte doch annehmen sollen, daß es unter Freund en, und sie waren sehr gute Freunde, nichts gab, worüber man nicht sprechen konnte. Nichts, was tabu war. Doch -kam die Rede auf die McNarn, so wurde der Herzog wortkarg. Sie ritten weiter. Hier, auf flachem Gelände, legten die Pferde ein ordentliches Tempo vor. Sowohl der Herzog als auch sein Freund Lord Hinchley waren daran gewöhnt, lange
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