77. diona und ihr dalmatiner - Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland , livre ebook

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Die Waise Diona lebt gezwungenermaßen bei ihrem Onkel, Sir Hereward Grantley, und dessen Sohn Simon. Als Erinnerung an ihren Vater ist ihr nur der Dalmatiner Sirius geblieben, den sie innig liebt. Als er getötet werden soll, läuft Diona weg und findet bei dem Marquis von Irchester eine Anstellung. Doch durch eine seltsame Wette droht sie ihre neue Heimat zu verlieren. Wird es ihr gelingen, ihren Hund zu beschützen? Barbara Cartland wurde 1901 geboren und stammt mütterlicherseits aus einem alten englischen Adelsgeschlecht. Nach dem Tod des Vaters und Großvaters ernährte ihre Mutter die Familie allein. Sie war zweimal verheiratet und hatte drei Kinder. Ihre Tochter Raine war die Stiefmutter von Prinzessin Diana von Wales. Sie schrieb über 700 Romane, die ein Millionenpublikum ansprechen. Barbara Cartland starb im Jahr 2000.
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Publié par

Date de parution

14 février 2016

Nombre de lectures

1

EAN13

9781788670302

Langue

Deutsch

DIONA UND IHR DALMATINER
Barbara Cartland
Barbara Cartland E-Books Ltd.
Vorliegende Ausgabe ©2017
Copyright Cartland Promotions 1985 Gestaltung M-Y Books
www.m-ybooks.co.uk
Inhaltsverzeichnis
1 ~ 1819
Sir Hereward Grantley ließ sich ächzend auf dem großen Sessel nieder und hievte mit schmerzverzerrtem Gesicht seinen von Gicht gepeinigten Fuß auf einen Stuhl. Schweratmend sank er gegen die Rückenlehne des Sessels. Eben hatte er seine Lage gefunden, die ihm die wenigsten Schmerzen bereitete, als ein Dalmatiner mit wedelndem Schwanz durch den Raum auf ihn zu getrottet kam. Dabei stieß er ein Glas mit Brandy um, das neben Sir Hereward auf einem niedrigen Tischchen stand. Das Glas fiel zu Boden und zerbrach. Sir Hereward wurde von jähem Zorn erfaßt. „Kannst du nicht auf deinen verdammten Hund aufpassen!“ fuhr er seine Nichte an. „Ich habe dir schon einige Male gesagt, daß er kein Recht hat, sich in diesem Haus herumzutreiben. Ich will ihn hier nicht sehen. Er soll in seiner Hütte bleiben.“ Diona hob die Glassplitter auf und warf sie in einen Papierkorb. „Es tut mir leid, Onkel Hereward“, versicherte Diona. „Sirius hat es ja nicht böse gemeint. Er wollte dich nur begrüßen, weil er dich gernhat.“ „Ich habe genügend eigene Hunde, ich brauche deinen Köter nicht. Entweder bleibt er in seiner Hütte, oder ich werde ihn aus dem Weg räumen lassen.“ Diona unterdrückte einen Laut des Entsetzens. „Ich finde, das ist eine gute Idee, Papa“, sagte eine Stimme vom anderen Ende des Raumes. „Hunde im Haus sind ein Ärgernis. Ich habe Sirius schon durch die Wälder jagen sehen. Das stört die Vögel, die dort ihre Nester gebaut haben.“ „Das ist nicht wahr!“ protestierte Diona. „Sirius läuft draußen nie ohne mich, und da ich weiß, daß die Vögel zur Zeit brüten, haben wir uns von den Wäldern ferngehalten.“ „Ich habe ihn mit eigenen Augen gesehen.“ Diona wußte, daß ihr Cousin Simon log, und sie kannte auch den Grund dafür. Seit sie in das große häßliche Haus gezogen war, das ihrem Onkel gehörte, hatte Simon sie mit Annäherungsversuchen belästigt. Als sie ihm klargemacht hatte, daß er sie in Ruhe lassen sollte, war er gehässig geworden und hatte ihr nur Schwierigkeiten bereitet. Diona war sich wohl bewußt, daß Simon seinen Ärger über sie an Sirius auslassen wollte. Zwei Abende zuvor hatte Simon versucht, Diona auf der Treppe zu küssen. Sie hatte sich gegen seine Zudringlichkeiten gewehrt, und als sie gemerkt hatte, daß er stärker war als sie, hatte sie ihm heftig auf den Fuß getreten, so daß Simon vor Schmerz und Wut aufgeschrien hatte. Während sie vor ihm davongelaufen war, hatte sie ihm noch zugerufen: „Laß mich in Frieden! Ich hasse dich, und wenn du noch einmal versuchst, mich anzufassen, werde ich es Onkel Hereward sagen.“ Simon hatte nur auf eine Gelegenheit gewartet, Rache zu nehmen. Langsam erhob er sich vom Tisch, wo er gierig und hemmungslos wie immer sein üppiges Frühstück verzehrt hatte, und trat lässig zu seinem Vater. „Laß den Hund aus dem Weg räumen, Papa“, sagte er wieder. „Ich werde Heywood bitten, daß er ihn erschießen soll, so wie er Rufus erschossen hat, als er zu alt wurde.“ „Niemand darf meinen Hund erschießen“, rief Diona erregt. „Er ist noch jung, er ist auch nicht ungeschickt. Außerdem ist es das erste Mal, daß er im Haus etwas umgestoßen hat.“ „Du meinst, es ist das erste Mal, daß wir es bemerkt haben“, bemerkte Simon ironisch. Diona schaute ihren Onkel an.  „Bitte, Onkel Hereward, du weißt, wie sehr ich Sirius liebe und wieviel er mir bedeutet. Er ist das einzige, was mir von meinem Vater geblieben ist.“  Während Diona noch sprach, wußte sie, daß sie einen Fehler begangen hatte. Sir Hereward Grantley hatte seinen jüngeren Bruder Harry nie gemocht. Harry war in der Grafschaft nicht nur beliebter gewesen, er war auch ein besserer Sportler und Schütze
gewesen, und er hatte auch bedeutend besser ausgesehen als Hereward. Manchmal hatte Diona das Gefühl, ihr Onkel war in Wahrheit froh darüber, daß ihr Vater bei dem Versuch, ein ungezähmtes Pferd über ein hohes Hindernis zu reiten, zu Tode gekommen war. Es war ein Unfall gewesen, wie er nur einmal in hundert ähnlichen Situationen geschehen konnte, und es war unfaßbar, daß ausgerechnet ihr Vater, der ein so erfahrener, besonnener Reiter gewesen war, einen so unglücklichen Sturz verursacht haben sollte. Die gesamte Grafschaft hatte um Harry Grantley getrauert. Diona hatte danach oft den Eindruck gehabt, daß ihre Mutter in demselben Augenblick gestorben war. Sie war völlig apathisch geworden, hatte gekränkelt und war ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes beerdigt worden. Für Diona hatte das bedeutet, daß sie das Haus verlassen mußte, in dem sie und ihre Eltern so glücklich gewesen waren. In Dionas Elternhaus schien stets die Sonne geschienen zu haben, während das riesige, zugige und kalte Herrschaftshaus, in dem die Grantleys seit über dreihundert Jahren lebten, dunkel und unheimlich wirkte. Diona wohnte noch nicht lange auf dem Besitz, als sie schon merkte, daß ihr Leben durch Simon zur Qual zu werden drohte. Der einzige Punkt, in dem Sir Hereward sich seinem toten Bruder überlegen fühlte, war der, daß er einen Sohn gezeugt hatte, während Harry es nur zu einer Tochter gebracht hatte. Nun war Simon unglücklicherweise kein Sohn, auf den ein Vater besonders stolz sein konnte. Mit seinen vierundzwanzig Jahren stand er auf der geistigen Stufe eines dummen Jungen von sechzehn Jahren. Er zeichnete sich in nichts aus - herausragend war allenfalls seine Freßsucht: Die Portionen, die er verschlang, konnten normalerweise nur drei ausgewachsene Männer zusammen bewältigen. Sollte sein Vater sterben, würde Simon der sechste Baron Grantley werden, und da keine Hoffnung bestand, daß Dionas halbinvalide Tante weitere Kinder gebar, schickte Sir Hereward sich in das Unvermeidliche. Er gab Simon in jeder Hinsicht nach, er verwöhnte ihn und hoffte wohl, daß er ihn durch stete Ermutigungen, noch selbstsüchtiger zu sein, als er ohnehin schon war, durch irgendein Wunder in einen Mann verwandeln konnte. Diona, die sehr einfühlsam war, benötigte nur wenige Tage, um die Sorgen ihres Onkels zu begreifen, und sie empfand tiefes Mitleid mit ihm. Ihre persönliche Lage verbesserte sich dadurch allerdings nicht. Da sie nicht nur außergewöhnlich hübsch, sondern auch intelligent war, merkte sie bald, daß allein schon ihr Anblick den Onkel nur ärgerte. Wie er einst seinen Bruder Harry abgelehnt hatte, so lehnte Sir Hereward nun Diona ab. Sie konnte ihn durch nichts erfreuen, und selten verging ein Tag, an dem ihr Onkel sie nicht beschimpfte, gewöhnlich wegen irgendeiner Kleinigkeit, oder weil er seinen aufgestauten Ärger an irgendjemandem auslassen wollte. Seine Frau lag den ganzen Tag klagend und weinend in ihrem Bett. Es bestand keine Aussicht auf Genesung. Da Sir Hereward regelmäßig dem Alkohol zusprach, litt er unter heftigen Gichtanfällen. Sein Bein war zu doppeltem Umfang angeschwollen, und in jüngster Zeit griff die Krankheit auch auf die Hände über. Endlich hatte er wieder einmal ein Opfer für seinen Ärger gefunden. „Du hast recht“, stimmte er seinem Sohn zu. „Sag Heywood, er soll uns den Hund noch heute abend vom Hals schaffen. Ich habe nicht die Absicht, mir die Herbstjagd von diesem Vieh verderben zu lassen.“ Diona sank neben dem Sessel in die Knie und flehte: „Das kannst du nicht wollen, Onkel Hereward! Du kannst doch nicht so - so grausam sein. Du weißt, wieviel Sirius mir bedeutet.“ Sie hatte mit so weicher und trauriger Stimme gesprochen, daß sie einen Augenblick lang glaubte, Sir Hereward würde sich erbarmen. Da mischte Simon sich erneut ein: „Dieser Hund jagt hinter allem her was läuft. Erst
gestern habe ich gesehen, wie er hinter den Hühnern her war. Wenn wir keine Eier mehr zum Frühstück haben, dann ist es seine Schuld.“ „Das ist eine Lüge! Eine Lüge!“ rief Diona. Doch Simon konnte triumphieren. Sir Hereward hatte seine Entscheidung getroffen. „Gib Heywood die Anweisung“, sagte er zu seinem Sohn. „Er soll dafür sorgen, daß die Wildhüter alles erschießen, sei es Hund oder Katze, was sie in den Wäldern entdecken.“ Diona kannte diesen entschlossenen Ton. Es hatte keinen Sinn, ihn länger zu bitten. Sie hätte schreien mögen, angesichts der Grausamkeit und Ungerechtigkeit ihres Onkels, doch sie stand nur auf und verließ mit mühsam bewahrter Würde das Frühstückszimmer. Der Triumph und die Genugtuung in Simons Blick entgingen ihr nicht. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte und draußen in der Eingangshalle stand, begann sie wie gehetzt die Treppe hinaufzulaufen, gefolgt von Sirius. Er war ein Geschenk ihres Vaters, das er ihr kurz vor seinem Tod gekauft hatte. Sirius war ein quirliger Welpe gewesen, bei dem sich die schwarzen Flecken auf dem weißen Fell bereits zeigten, da er älter als zwei Wochen war. Seine Augen konnten rührend um Liebe betteln, so daß Diona ihn fest an sich drückte. Einen Hund wie Sirius hatte sie sich immer gewünscht. Als ihr Vater und bald darauf ihre Mutter gestorben waren, hatte Sirius sie getröstet. Er hatte über ihre Wangen geleckt und sich an sie geschmiegt, während sie in hilfloser Verzweiflung weinte. Er schien zu wissen, daß Diona ohne ihn völlig allein wäre auf der Welt. Sie hatte noch weitere Verwandte, doch keiner lebte in der Grafschaft, und keiner war in der Lage, Diona ein Heim anzubieten. Zudem war sie völlig mittellos. Ihr Vater hatte jeden Penny seines kleinen Vermögens für Pferde ausgegeben, die er trainieren und dann mit Gewinn verkaufen wollte. Die ersten drei, vier Pferde, die er gekauft hatte, übertrafen seine Erwartungen, und er plante, ein richtiges Gestüt aufzubauen. „Vielleicht scheint es übertrieben“, hatte er zu seiner Frau gesagt, „aber ich habe die Möglichkeit, einige ungewöhnlich gute Rassetiere von dem Gut eines alten Freundes in Irland zu kaufen, der gerade Bankrott gemacht hat. Ich wäre dumm, wenn ich mir diese Gelegenheit entgehen ließe.“ „Natürlich, Liebster“, hatte seine Frau erwidert. „Keiner hat ein besseres Gefühl für Pferde als du. Ich bin sicher, daß sie guten Profit abwerfen werden.“ Aufgrund seiner bisherigen Erfahrung vertraute Harry Grantley seinem Können, und als die Tiere eintrafen, zeigte sich, daß sie noch mehr Klasse besaßen, als er gehofft hatte. Natürlich waren sie ausnahmslos wild, und es war ein hartes Stück Arbeit gewesen und hatte schier endlose Geduld erfordert, sie zu zähmen. Für Diona war es immer ein Erlebnis gewesen, ihrem Vater bei der Arbeit zuzusehen. Er hätte sie niemals ein Pferd reiten lassen, wenn er nicht von Dionas Sicherheit überzeugt gewesen wäre. Trotzdem wußte Diona, daß sie eine außergewöhnlich gute Reiterin war. Sie hatte schon im Sattel gesessen, als sie gerade erst zu laufen begonnen hatte. Eines der irischen Pferde war es gewesen, das ihren Vater getötet hatte. Da die meisten Pferde des Gestüts noch nicht gezähmt waren, erzielte Dionas Mutter beim Verkauf dieser Tiere kaum noch das, was sie einmal gekostet hatten. Dennoch schafften sie es, in den folgenden Monaten nach dem Tod ihres Vaters einigermaßen über die Runden zu kommen. Diona blieb es nicht verborgen, daß ihre Mutter immer mehr abmagerte und daß es ihr zunehmend schwerer fiel, sich für irgendetwas außer ihrer Tochter zu interessieren. Schon ein Lächeln wurde für sie zur Anstrengung, zu einem Lachen gar war sie nicht mehr fähig. Obwohl ihre Mutter sich tagsüber tapfer zusammennahm, wußte Diona, daß sie den größten Teil ihrer Nächte in Tränen verbrachte, mit denen sie ihren geliebten Ehemann betrauerte. Später hatte Diona sich oft gefragt, ob sie es nicht vermocht hätte, ihre Mutter zu
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