Römische Geschichte — Band 4
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The following e-text of Mommsen's Römische Geschichte contains some (ancient) Greek quotations. The character set used for those quotations is a modern Greek character set. Therefore, aspirations are not marked in Greek words, nor is there any differentiation between the different accents of ancient Greek and the subscript iotas are missing as well.
Theodor Mommsen Römische Geschichte
Viertes Buch Die Revolution
"Aber sie treiben's toll; Ich fürcht', es breche". Nicht jeden Wochenschluß Macht Gott die Zeche. Goethe 1. Kapitel Die untertänigen Landschaften bis zu der Gracchenzeit Mit der Vernichtung des Makedonischen Reichs ward die Oberherrlichkeit Roms eine T atsache, die von den Säulen des Hercules bis zu den Mündungen des Nil und des Orontes nicht bloß feststand, sondern gleichsam als das letzte Wort des Verhängnisses auf den Völkern lastete mit dem ganzen Druck der Unabwendbarkeit und ihnen nur die Wahl zu lassen schien, sich in hoffnungslosem Widerstreben oder in hoffnungslosem Dulden zu verzehren. Wenn nicht die Geschichte von dem ernsten Leser es als ihr Recht fordern dürfte, sie durch gute und böse T age, durch Frühlings- und Winterlandschaft zu begleiten, so möchte der Geschichtschreiber versucht sein, sich der trostlosen Aufgabe zu entziehen, diesem Kampf der Übermacht mit der Ohnmacht sowohl in den schon zum Römischen Reich gezogenen spanischen Landschaften wie in den noch nach Klientelrecht beherrschten afrikanischen, hellenischen, asiatischen Gebieten in ...

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Publié le 08 décembre 2010
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Langue Deutsch

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The following e-text of Mommsen's Römische Geschichte contains some (ancient) Greek quotations. The character set used for those quotations is a modern Greek character set. Therefore, aspirations are not marked in Greek words, nor is there any differentiation between the different accents of ancient Greek and the subscript iotas are missing as well.
 
 
Theodor Mommsen
Römische Geschichte
Viertes Buch
Die Revolution
 
"Aber sie treiben's toll; Ich fürcht', es breche". Nicht jeden Wochenschluß Macht Gott die Zeche. Goethe 1. Kapitel Die untertänigen Landschaften bis zu der Gracchenzeit Mit der Vernichtung des Makedonischen Reichs ward die Oberherrlichkeit Roms eine Tatsache, die von den Säulen des Hercules bis zu den Mündungen des Nil und des Orontes nicht bloß feststand, sondern gleichsam als das letzte Wort des Verhängnisses auf den Völkern lastete mit dem ganzen Druck der Unabwendbarkeit und ihnen nur die Wahl zu lassen schien, sich in hoffnungslosem W iderstreben oder in hoffnungslosem Dulden zu verzehren. Wenn nicht die Geschichte von dem ernsten Leser es als ihr Recht fordern dürfte, sie durch gute und böse Tage, durch Frühlings- und W interlandschaft zu begleiten, so möchte der Geschichtschreiber versucht sein, sich der trostlosen Aufgabe zu entziehen, diesem Kampf der Übermacht mit der Ohnmacht sowohl in den schon zum Römischen Reich gezogenen spanischen Landschaften wie in den noch nach Klientelrecht beherrschten afrikanischen, hellenischen, asiatischen Gebieten in seinen mannigfaltigen und doch eintönigen Wendungen zu folgen. Aber wie unbedeutend und untergeordnet auch die einzelnen Kämpfe erscheinen mögen, eine tiefe geschichtliche Bedeutung kommt ihnen in ihrer Gesamtheit dennoch zu; und vor allem die italischen Verhältnisse dieser Zeit werden erst verständlich durch die Einsicht in den Rückschlag, der von den Provinzen aus auf die Heimat traf. Außer in den naturgemäß als Nebenländer Italiens anzusehenden Gebieten, wo
übrigens auch die Eingeborenen noch keineswegs vollständig unterworfen waren und, nicht eben zur Ehre Roms, Ligurer, Sarder und Korsen fortwährend Gelegenheit zu "Dorftriumphen" lieferten, bestand eine förmliche Herrschaft Roms zu Anfang dieser Periode nur in den beiden spanischen Provinzen, die den größeren östlichen und südlichen Teil der Pyrenäischen Halbinsel umfaßten. Es ist schon früher versucht worden, die Zustände der Halbinsel zu schildern: Iberer und Kelten, Phöniker, Hellenen, Römer mischten sich hier bunt durcheinander; gleichzeitig und vielfach sich durchkreuzend bestanden daselbst die verschiedensten Arten und Stufen der Zivilisation, die altiberische Kultur neben vollständiger Barbarei, die Bildungsverhältnisse phönikischer und griechischer Kaufstädte neben der aufkeimenden Latinisierung, die namentlich durch die in den Silberbergwerken zahlreich beschäftigten Italiker und durch die starke stehende Besatzung gefördert ward. In dieser Hinsicht erwähnenswert sind die römische Ortschaft Italica (bei Sevilla) und die latinische Kolonie Carteia (an der Bai von Gibraltar), die letztere die erste überseeische Stadtgemeinde latinischer Zunge und italischer Verfassung. Italica wurde von dem älteren Scipio, noch ehe er Spanien verließ (548 206), für seine zum Verbleiben auf der Halbinsel geneigten Veteranen gegründet, wahrscheinlich indes nicht als Bürgergemeinde, sondern nur als Marktort1; Carteias Gründung fällt in das Jahr 583 (171) und ward veranlaßt durch die Menge der von römischen Soldaten mit spanischen Sklavinnen erzeugten Lagerkinder, welche rechtlich als Sklaven, tatsächlich als freie Italiker aufwuchsen und nun von Staats wegen freigesprochen und in Verbindung mit den alten Einwohnern von Carteia als latinische Kolonie konstituiert wurden. Beinahe dreißig Jahre nach der Ordnung der Ebroprovinz durch Tiberius Sempronius Gracchus (575, 576 179, 178) genossen die spanischen Landschaften im ganzen ungestört die Segnungen des Friedens, obwohl ein paarmal von Kriegszügen gegen die Keltiberer und Lusitaner die Rede ist. Aber ernstere Ereignisse traten im Jahre 600 (154) ein. Unter Führung eines Häuptlings Punicus fielen die Lusitaner ein in das römische Gebiet, schlugen die beiden gegen sie vereinigten römischen Statthalter und töteten ihnen eine große Anzahl Leute. Die Vettonen (zwischen dem Tajo und dem oberen Duero) wurden hierdurch bestimmt, mit den Lusitanern gemeinschaftliche Sache zu machen; so verstärkt vermochten diese ihre Streifzüge bis an das Mittelländische Meer auszudehnen und sogar das Gebiet der Bastulophöniker unweit der römischen Hauptstadt Neukarthago (Cartagena) zu brandschatzen. Man nahm in Rom die Sache ernst genug, um die Absendung eines Konsuls nach Spanien zu beschließen, was seit 559 (195) nicht geschehen war, und ließ sogar zur Beschleunigung der Hilfsleistung die neuen Konsuln zwei und einen halben Monat vor der gesetzlichen Zeit ihr Amt antreten - es war dies die Ursache, weshalb der Amtsantritt der Konsuln vom 15. März sich auf den 1. Januar verschob und damit derjenige Jahresanfang sich feststellte, dessen wir noch heute uns bedienen. Allein ehe noch der Konsul Quintus Fulvius Nobilior mit seiner Armee eintraf, kam es zwischen dem Statthalter des Jenseitigen Spaniens, dem Prätor Lucius Mummius, und den jetzt nach Punicus' Fall von seinem Nachfolger Kaesarus geführten Lusitanern am rechten Ufer des Tajo zu einem sehr ernsthaften Treffen (601 158). Das Glück war anfangs den Römern günstig; das lusitanische Heer ward zersprengt, das Lager genommen. Allein, teils bereits vom Marsch ermüdet, teils in der Unordnung des Nachsetzens sich auflösend, wurden sie von den schon besiegten Gegnern schließlich vollständig geschlagen und büßten zu dem feindlichen Lager das eigene sowie an Toten 9000 Mann ein. Weit und breit loderte jetzt die Kriegsflamme auf. Die Lusitaner am linken Ufer des Tajo warfen sich unter Anführung des Kaukaenus auf die den Römern untertänigen Keltiker (in Alentejo) und nahmen ihre Stadt Conistorgis weg. Den Keltiberern sandten die Lusitaner die dem Mummius abgenommenen Feldzeichen zugleich als Siegesbotschaft und als Mahnung zu; und auch hier fehlte es nicht an Gärungsstoff. Zwei kleine, den mächtigen Arevakern (um die Quellen des Duero und Tajo) benachbarte Völkerschaften Keltiberiens, die Beller und Titther, hatten beschlossen, in eine ihrer
Städte, Segeda, sich zusammenzusiedeln. Während sie mit dem Mauerbau beschäftigt waren, ward ihnen dieser römischerseits untersagt, da die Sempronischen Ordnungen den unterworfenen Gemeinden jede eigenmächtige Städtegründung verböten, und zugleich die vertragsmäßig schuldige, aber seit längerer Zeit nicht verlangte Leistung an Geld und Mannschaft eingefordert. Beiden Befehlen weigerten die Spanier den Gehorsam, da es sich nur um Erweiterung, nicht um Gründung einer Stadt handle, die Leistungen aber nicht bloß suspendiert, sondern von den Römern erlassen seien. Darüber erschien Nobilior im Diesseitigen Spanien mit einem fast 30000 Mann starken Heer, unter dem auch numidische Reiter und zehn Elefanten sich befanden. Noch standen die Mauern der neuen Stadt nicht vollständig; die meisten Segedaner unterwarfen sich. Allein die entschlossensten flüchteten mit Weib und Kind zu den mächtigen Arevakern und forderten sie auf, mit ihnen gegen die Römer gemeinschaftliche Sache zu machen. Die Arevaker, ermutigt durch den Sieg der Lusitaner über Mummius, gingen darauf ein und wählten einen der flüchtigen Segedaner, Karus, zu ihrem Feldherrn. Am dritten Tag nach seiner Wahl war der tapfere Führer eine Leiche, aber das römische Heer geschlagen und bei 6000 römische Bürger getötet - der Tag des 23. August, das Fest der Volkanalien, blieb seitdem den Römern in schlimmer Erinnerung. Doch bewog der Fall ihres Feldherrn die Arevaker, sich in ihre festeste Stadt Numantia (Garray, eine Legua nördlich von Soria am Duero) zurückzuziehen, wohin Nobilior ihnen folgte. Unter den Mauern der Stadt kam es zu einem zweiten Treffen, in welchem die Römer anfänglich durch ihre Elefanten die Spanier in die Stadt zurückdrängten, aber dabei infolge der Verwundung eines der Tiere in Verwirrung gerieten und durch die abermals ausrückenden Feinde eine zweite Niederlage erlitten. Dieser und andere Unfälle, wie die Vernichtung eines zur Herbeirufung von Zuzugmannschaft ausgesandten römischen Reiterkorps, gestalteten die Angelegenheiten der Römer in der diesseitigen Provinz so ungünstig, daß die Festung Okilis, wo die Kasse und die Vorräte der Römer sich befanden, zum Feinde übertrat und die Arevaker daran denken konnten, freilich ohne Erfolg, den Römern den Frieden zu diktieren. Einigermaßen wurden indes diese Nachteile aufgewogen durch die Erfolge, die Mummius in der südlichen Provinz erfocht. So geschwächt auch durch die erlittene Niederlage sein Heer war, gelang es ihm dennoch, mit demselben den unvorsichtig sich zerstreuenden Lusitanern am rechten Tajoufer eine Niederlage beizubringen und, übergehend auf das linke, wo die Lusitaner das ganze römische Gebiet überrannt, ja bis nach Afrika gestreift hatten, die südliche Provinz von den Feinden zu säubern. In die nördliche sandte das folgende Jahr (602 152) der Senat außer beträchtlichen Verstärkungen einen andern Oberfeldherrn an der Stelle des unfähigen Nobilior, den Konsul Marcus Claudius Marcellus, der schon als Prätor 586 (168) sich in Spanien ausgezeichnet und seitdem in zwei Konsulaten sein Feldherrntalent bewährt hatte. Seine geschickte Führung und mehr noch seine Milde änderte die Lage der Dinge schnell: Okilis ergab sich ihm sofort, und selbst die Arevaker, von Marcellus in der Hoffnung bestärkt, daß ihnen gegen eine mäßige Buße Friede gewährt werden würde, schlossen Waffenstillstand und schickten Gesandte nach Rom. Marcellus konnte sich nach der südlichen Provinz begeben, wo die Vettonen und Lusitaner sich dem Prätor Marcus Atilius zwar botmäßig erwiesen hatten, solange er in ihrem Gebiet stand, allein nach seiner Entfernung sofort wieder aufgestanden waren und die römischen Verbündeten heimsuchten. Die Ankunft des Konsuls stellte die Ordnung wieder her, und während er in Corduba überwinterte, ruhten auf der ganzen Halbinsel die Waffen. Inzwischen ward in Rom über den Frieden mit den Arevakern verhandelt. Es ist bezeichnend für die inneren Verhältnisse Spaniens, daß vornehmlich die Sendlinge der bei den Arevakern bestehenden römischen Partei die Verwerfung der Friedensvorschläge in Rom durchsetzten, indem sie vorstellten, daß, wenn man die römisch gesinnten Spanier nicht preisgeben wolle, nur die Wahl bleibe, entweder jährlich einen Konsul mit entsprechendem Heer nach der Halbinsel zu senden oder jetzt ein
nachdrückliches Exempel zu statuieren. Infolgedessen wurden die Boten der Arevaker ohne entscheidende Antwort verabschiedet und die energische Fortsetzung des Krieges beschlossen. Marcellus sah sich demnach genötigt, im folgenden Frühjahr (603 151) den Krieg gegen die Arevaker wieder zu beginnen. Indes sei es nun, wie behauptet wird, daß er den Ruhm, den Krieg beendigt zu haben, seinem bald zu erwartenden Nachfolger nicht gönnte, sei es, was vielleicht wahrscheinlicher ist, daß er gleich Gracchus in der milden Behandlung der Spanier die erste Bedingung eines dauerhaften Friedens sah - nach einer geheimen Zusammenkunft des römischen Feldherrn mit den einflußreichsten Männern der Arevaker kam unter den Mauern von Numantia ein Traktat zustande, durch den die Arevaker den Römern sich auf Gnade und Ungnade ergaben, aber unter Verpflichtung zu Geldzahlung und Geiselstellung in ihre bisherigen vertragsmäßigen Rechte wiedereingesetzt wurden.
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1 Italica wird durch Scipio das geworden sein, was in Italien forum et conciliabulum civium Romanorum hieß; ähnlich ist später Aquae Sextiae in Gallien entstanden. Die Entstehung überseeischer Bürgergemeinden beginnt erst später mit Karthago und Narbo; indes ist es merkwürdig, daß in gewissem Sinne doch auch dazu schon Scipio den Anfang machte.
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Als der neue Oberfeldherr, der Konsul Lucius Lucullus, bei dem Heere eintraf, fand er den Krieg, den zu führen er gekommen war, bereits durch förmlichen Friedensschluß beendigt, und seine Hoffnung, Ehre und vor allem Geld aus Spanien heimzubringen, schien vereitelt. Indes dafür gab es Rat. Auf eigene Hand griff Lucullus die westlichen Nachbarn der Arevaker, die Vaccäer, an, eine noch unabhängige keltiberische Nation, die mit den Römern im besten Einvernehmen lebte. Auf die Frage der Spanier, was sie denn gefehlt hätten, war die Antwort: der Überfall der Stadt Cauca (Coca, acht Leguas westlich von Segovia); und als die erschreckte Stadt mit schweren Geldopfern die Kapitulation erkauft zu haben meinte, rückten römische Truppen in sie ein und knechteten oder mordeten die Einwohnerschaft ohne jeglichen Vorwand. Nach dieser Heldentat, die etwa 20000 wehrlosen Menschen das Leben gekostet haben soll, ging der Marsch weiter. Weit und breit standen die Dörfer und Ortschaften leer oder schlossen, wie das feste Intercatia und die Hauptstadt der Vaccäer, Pallantia (Palencia), dem römischen Heere ihre Tore. Die Habsucht hatte in ihren eigenen Netzen sich gefangen; keine Gemeinde fand sich, die mit dem treubrüchigen Feldherrn eine Kapitulation hätte abschließen mögen, und die allgemeine Flucht der Bewohner machte nicht bloß die Beute karg, sondern auch das längere Verweilen in diesen unwirtlichen Gegenden fast unmöglich. Vor Intercatia gelang es einem angesehenen Kriegstribun, dem Scipio Aemilianus, leiblichem Sohn des Siegers von Pydna und Adoptivenkel des Siegers von Z ama, durch sein Ehrenwort, da das des Feldherrn nichts mehr galt, die Bewohner zum Abschluß eines Vertrages zu bestimmen, infolgedessen das römische Heer gegen Lieferung von Vieh und Kleidungsstücken abzog. Aber die Belagerung von Pallantia mußte wegen Mangels an Lebensmitteln aufgehoben werden, und das römische Heer ward auf dem Rückmarsch von den Vaccäern bis zum Duero verfolgt. Lucullus begab sich darauf nach der südlichen Provinz, wo der Prätor Servius Sulpicius Galba in demselben Jahr von den Lusitanern sich hatte schlagen lassen; beide überwinterten nicht fern voneinander, Lucullus im turdetanischen Gebiet, Galba bei Conistorgis, und griffen im folgenden Jahr (604 150) gemeinschaftlich die Lusitaner an. Lucullus errang an der Gaditanischen Meerenge einige Vorteile über sie. Galba richtete mehr aus, indem er mit drei lusitanischen Stämmen am rechten Ufer des Tajo einen Vertrag abschloß und sie in bessere Wohnsitze überzusiedeln verhieß, worauf die Barbaren, die der gehofften Äcker wegen, 7000 an der Z ahl, sich bei ihm einfanden, in drei Abteilungen geteilt, entwaffnet und teils als Sklaven weggeführt, teils niedergehauen wurden. Kaum ist je mit gleicher Treulosigkeit, Grausamkeit und Habgier Krieg geführt worden wie von diesen beiden Feldherren, die dennoch durch ihre verbrecherisch erworbenen Schätze der eine der Verurteilung, der andre sogar der Anklage entging. Den Galba versuchte der alte Cato noch in seinem fünfundachtzigsten Jahr, wenige Monate vor seinem Tode, vor der Bürgerschaft zur Verantwortung zu ziehen; aber die jammernden Kinder des Generals und sein heimgebrachtes Gold erwiesen dem römischen Volke seine Unschuld.
Nicht so sehr die ehrlosen Erfolge, die Lucullus und Galba in Spanien erreicht hatten, als der Ausbruch des Vierten Makedonischen und des Dritten Karthagischen Krieges im Jahre 605 (149) bewirkte, daß man die spanischen Angelegenheiten zunächst wieder den gewöhnlichen Statthaltern überließ. So verwüsteten denn die Lusitaner, durch Galbas Treulosigkeit mehr erbittert als gedemütigt, unaufhörlich das reiche turdetanische Gebiet. Gegen sie zog der römische Statthalter Gaius Vetilius (607/08 147/48)2und schlug sie nicht bloß, sondern drängte auch den ganzen Haufen auf einen Hügel zusammen, wo derselbe rettungslos verloren schien. Schon war die Kapitulation so gut wie abgeschlossen, als Viriathus, ein Mann geringer Herkunft, aber wie einst als Bube ein tapferer Verteidiger seiner Herde gegen die wilden Tiere und Räuber, so etzt in ernsteren Käm fen ein efürchteter Guerillachef und einer der weni en, die dem
              treulosen Überfall Galbas zufällig entronnen waren, seine Landsleute warnte, auf römisches Ehrenwort zu bauen und ihnen Rettung verhieß, wenn sie ihm folgen wollten. Sein Wort und sein Beispiel wirkten; das Heer übertrug ihm den Oberbefehl. Viriathus gab der Masse seiner Leute den Befehl, sich in einzelnen Trupps auf verschiedenen Wegen nach dem bestimmten Sammelplatz zu begeben; er selber bildete aus den bestberittenen und zuverlässigsten Leuten ein Korps von 1000 Pferden, womit er den Abzug der Seinigen deckte. Die Römer, denen es an leichter Kavallerie fehlte, wagten nicht, unter den Augen der feindlichen Reiter sich zur Verfolgung zu zerstreuen. Nachdem Viriathus zwei volle Tage hindurch mit seinem Haufen das ganze römische Heer aufgehalten hatte, verschwand auch er plötzlich in der Nacht und eilte dem allgemeinen Sammelplatz zu. Der römische Feldherr folgte ihm, fiel aber in einen geschickt gelegten Hinterhalt, in dem er die Hälfte seines Heeres verlor und selber gefangen und getötet ward; kaum rettete der Rest der Truppen sich an die Meerenge nach der Kolonie Carteia. Schleunigst wurden vom Ebro her 5000 Mann spanischer Landsturm zur Verstärkung der geschlagenen Römer gesandt; aber Viriathus vernichtete das Korps noch auf dem Marsch und gebot in dem ganzen karpetanischen Binnenland so unumschränkt, daß die Römer nicht einmal wagten, ihn dort aufzusuchen. Viriathus, jetzt als Herr und König der sämtlichen Lusitaner anerkannt, verstand es, das volle Gewicht seiner fürstlichen Stellung mit dem schlichten Wesen des Hirten zu vereinigen. Kein Abzeichen unterschied ihn von dem gemeinen Soldaten; von der reichgeschmückten Hochzeitstafel seines Schwiegervaters, des Fürsten Astolpa im römischen Spanien, stand er auf, ohne das goldene Geschirr und die kostbaren Speisen berührt zu haben, hob seine Braut auf das Roß und ritt mit ihr zurück in seine Berge. Nie nahm er von der Beute mehr als denselben Teil, den er auch jedem seiner Kameraden zuschied. Nur an der hohen Gestalt und an dem treffenden Witzwort erkannte der Soldat den Feldherrn, vor allem aber daran, daß er es in Mäßigkeit und in Mühsal jedem der Seinigen zuvortat, nie anders als in voller Rüstung schlief und in der Schlacht allen voran focht. Es schien, als sei in dieser gründlich prosaischen Z eit einer der Homerischen Helden wiedergekehrt; weit und breit erscholl in Spanien der Name des Viriathus, und die tapfere Nation meinte endlich in ihm den Mann gefunden zu haben, der die Ketten der Fremdherrschaft zu brechen bestimmt sei. Ungemeine Erfolge im nördlichen wie im südlichen Spanien bezeichneten die nächsten Jahre seiner Feldherrnschaft. Den Prätor Gaius Plautius (608/09 146) wußte er, nachdem er dessen Vorhut vernichtet hatte, hinüber auf das rechte Tajoufer zu locken und ihn dort so nachdrücklich zu schlagen, daß der römische Feldherr mitten im Sommer in die Winterquartiere ging - später ward dafür gegen ihn die Anklage wegen Entehrung der römischen Gemeinde vor dem Volk erhoben und er genötigt, die Heimat zu meiden. Desgleichen wurde das Heer des Statthalters - es scheint, der diesseitigen Provinz - Claudius Unimanus vernichtet, das des Gaius Negidius überwunden und weithin das platte Land gebrandschatzt. Auf den spanischen Bergen erhoben sich Siegeszeichen, die mit den Insignien der römischen Statthalter und mit den Waffen der Legionen geschmückt waren; bestürzt und beschämt vernahm man in Rom von den Siegen des Barbarenkönigs. Z war übernahm jetzt ein zuverlässiger Offizier die Führung des Spanischen Krieges, der zweite Sohn des Siegers von Pydna, der Konsul Quintus Fabius Maximus Aemilianus (609 145). Allein die krieggewohnten, eben von Makedonien und Afrika heimgekehrten Veteranen aufs neue in den verhaßten Spanischen Krieg zu senden, wagte man schon nicht mehr; die beiden Legionen, die Maximus mitbrachte, waren neu geworben und nicht viel minder unzuverlässig als das alte, gänzlich demoralisierte spanische Heer. Nachdem die ersten Gefechte wieder für die Lusitaner günstig ausgefallen waren, hielt der einsichtige Feldherr den Rest des Jahres seine Truppen in dem Lager bei Urso (Osuna südöstlich von Sevilla) zusammen, ohne die angebotene Feldschlacht zu liefern, und nahm erst im folgenden (610 144), nachdem im kleinen Krieg seine Truppen kampffähig geworden waren, wieder das Feld, wo er dann die Überlegenheit zu behaupten vermochte und nach glücklichen Waffentaten nach Corduba ins Winterlager ging. Als aber an Maximus' Stelle der feige und ungeschickte Prätor Quinctius den Befehl übernahm, erlitten die Römer wiederum eine Niederlage über die andere und schloß ihr Feldherr sich wieder mitten im Sommer in Corduba ein, während Viriathus' Scharen die südliche Provinz überschwemmten (611 143). Sein Nachfolger, des Maximus Aemilianus Adoptivbruder Quintus Fabius Maximus Servilianus, mit zwei frischen Legionen und zehn Elefanten nach der Halbinsel gesendet, versuchte, in das lusitanische Gebiet einzudringen, allein nach einer Reihe nichts entscheidender Gefechte und einem mühsam abgeschlagenen Sturm auf das römische Lager sah er sich genötigt, auf das römische Gebiet zurückzuweichen. Viriathus folgte ihm in die Provinz; da aber seine Truppen nach dem Brauch spanischer Insurgentenheere plötzlich sich verliefen, mußte auch er nach Lusitanien zurückkehren (612 142). Im nächsten Jahre (613 141) ergriff Servilianus wieder die Offensive, durchzog die Gegenden am Baetis und Anas und besetzte sodann, in Lusitanien einrückend, eine Menge Ortschaften. Eine große Z ahl der Insurgenten fiel in seine Hand; die Führer - es waren deren gegen 500 - wurden hingerichtet, den aus römischem Gebiet zum Feinde Übergegangenen die Hände abgehauen, die übrige Masse in die Sklaverei verkauft. Aber der Spanische Krieg bewährte auch hier seine tückische Unbeständigkeit. Das römische Heer ward nach all diesen Erfolgen bei der Belagerung von Erisane von Viriathus angegriffen, geworfen und auf einen Felsen gedrängt, wo es gänzlich in der Gewalt der Feinde war. Viriathus indes begnügte sich, wie einst der Samnitenfeldherr in den Caudinischen Pässen, mit Servilianus einen Frieden abzuschließen, worin die Gemeinde der Lusitaner als souverän und Viriathus als König derselben anerkannt ward. Die Macht der Römer war nicht mehr gestiegen als das nationale Ehrgefühl gesunken; man war in der Hauptstadt froh, des lästigen Krieges entledigt zu sein, und Senat und Volk gaben dem Vertrage die Ratifikation. Allein des Servilianus leiblicher Bruder und Amtsnachfolger Quintus Servilius Caepio war mit dieser Nachgiebigkeit wenig zufrieden und der Senat schwach genug, anfangs den Konsul zu heimlichen Machinationen gegen den Viriathus zu bevollmächtigen und bald ihm den offenen, unbeschönigten Bruch des gegebenen Treuworts weni stens nachzusehen. So dran Cae io in Lusitanien ein und durchzo das Land bis zu dem
               Gebiet der Vettonen und Callaeker; Viriathus vermied den Kampf mit der Übermacht und entzog sich durch geschickte Bewegungen dem Gegner (614 140). Als aber im folgenden Jahre (615 139) nicht bloß Caepio den Angriff erneuerte, sondern auch das in der nördlichen Provinz inzwischen verfügbar gewordene Heer unter Marcus Popillius in Lusitanien erschien, bat Viriathus um Frieden unter jeder Bedingung. Er ward geheißen, alle aus dem römischen Gebiet zu ihm übergetretenen Leute, darunter seinen eigenen Schwiegervater, an die Römer auszuliefern; es geschah, und die Römer ließen dieselben hinrichten oder ihnen die Hände abhauen. Allein es war damit nicht genug; nicht auf einmal pflegten die Römer den Unterworfenen anzukündigen, was über sie verhängt war. Ein Befehl nach dem andern, und immer der folgende unerträglicher als die vorhergehenden, erging an die Lusitaner, und schließlich ward sogar die Auslieferung der Waffen von ihnen gefordert. Da gedachte Viriathus abermals des Schicksals seiner Landsleute, die Galba hatte entwaffnen lassen, und griff aufs neue zum Schwert, aber zu spät. Sein Schwanken hatte in seiner nächsten Umgebung die Keime des Verrats gesät; drei seiner Vertrauten, Audas, Ditalko und Minucius aus Urso, verzweifelnd an der Möglichkeit, jetzt noch zu siegen, erwirkten von dem König die Erlaubnis, noch einmal mit Caepio Friedensunterhandlungen anzuknüpfen, und benutzten sie, um gegen Z usicherung persönlicher Amnestie und weiterer Belohnungen das Leben des lusitanischen Helden den Fremden zu verkaufen. Z urückgekehrt in das Lager, versicherten sie den König des günstigsten Erfolgs ihrer Verhandlungen und erdolchten die Nacht darauf den Schlafenden in seinem Z elte. Die Lusitaner ehrten den herrlichen Mann durch eine Totenfeier ohnegleichen, bei der zweihundert Fechterpaare die Leichenspiele fochten; höher noch dadurch, daß sie den Kampf nicht aufgaben, sondern an die Stelle des gefallenen Helden den Tautamus zu ihrem Oberfeldherrn ernannten. Kühn genug war auch der Plan, den dieser entwarf, den Römern Sagunt zu entreißen; allein der neue Feldherr besaß weder seines Vorgängers weise Mäßigung noch dessen Kriegsgeschick. Die Expedition scheiterte völlig, und auf der Rückkehr ward das Heer bei dem Übergang über den Baetis angegriffen und genötigt, sich unbedingt zu ergeben. Also, weit mehr durch Verrat und Mord von Fremden wie von Eingeborenen als durch ehrlichen Krieg, ward Lusitanien bezwungen.
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2 Die Chronologie des Viriathischen Krieges ist wenig gesichert. Es steht fest, daß Viriathus' Auftreten von dem Kampf mit Vetilius datiert (App. Hisp. 61; Liv. 52; Oros. hist. 5, 4) und daß er 615 (130) umkam (Diod. Vat. p. 110 u. a. m.); die Dauer seines Regiments wird auf acht (App. Hisp. 63), zehn (Iust. 44, 2), elf (Diod. p. 597), fünfzehn (Liv. 54; Eutr. 4, 16; Oros. hist. 5, 4; Flor. epit. 1, 33) und zwanzig Jahre (Vell. 2, 90) berechnet. Der erste Ansatz hat deswegen einige Wahrscheinlichkeit, weil Viriathus' Auftreten sowohl bei Diodor (p. 591; Vat. p. 107 108) wie auch bei Orosius (hist. 5, 4) an die Z erstörung von Korinth angeknüpft wird. Von den römischen Statthaltern, mit denen sich Viriathus schlug, gehören ohne Z weifel mehrere der nördlichen Provinz an, da Viriathus zwar vorwiegend, aber nicht ausschließlich in der südlichen tätig war (Liv. 52); man darf also nicht nach der Z ahl dieser Namen die Z ahl der Jahre seiner Feldherrnschaft berechnen.
---------------------------------------Während die s üdliche Provinz durch Viriathus und die Lus itaner heimges ucht ward, war nicht ohne deren Z utun in der nördlichen bei den keltiberis chen Nationen ein zweiter, nicht minder erns ter Krieg aus gebrochen. Viriathus ' glänzende Erfolge bewogen im Jahre 610 (144) die Arevaker, gleichfalls gegen die Römer s ich zu erheben, und es war dies die Urs ache, wes halb der zur Ablös ung des Maximus Aemilianus nach S panien ges andte Kons ul Quintus Caecilius Metellus nicht nach der s üdlichen Provinz ging, s ondern gegen die Keltiberer s ich wandte. Auch gegen s ie bewährte er, namentlich während der Belagerung der für unbezwinglich gehaltenen S tadt Contrebia, dies elbe Tüchtigkeit, die er bei der Überwindung des makedonis chen Ps eudophilipp bewies en hatte; nach zweijähriger Verwaltung (611, 612 143, 142) war die nördliche Provinz zum Gehors am zurückgebracht. Nur die beiden S tädte Termantia und Numantia hatten noch den Römern die Tore nicht geöffnet; auch mit dies en aber war die Kapitulation fas t s chon abges chlos s en und der größte Teil der Bedingungen von den S paniern erfüllt. Als es jedoch zur Ablieferung der Waffen kam, ergriff auch s ie eben wie den Viriathus jener echt s panis che S tolz auf den Bes itz des wohlgeführten S chwertes , und es ward bes chlos s en, unter dem kühnen Megaravicus den Krieg fortzus etzen. Es s chien eine Torheit; das kons ularis che Heer, des s en Befehl 613 (141) der Kons ul Quintus Pompeius übernahm, war viermal s o s tark als die ges amte waffenfähige Bevölkerung von Numantia. Allein der völlig kriegs unkundige Feldherr erlitt unter den Mauern beider S tädte s o harte Niederlagen (613, 614 141, 140), daß er endlich es vorzog, den Frieden, den er nicht erzwingen konnte, durch Unterhandlungen zu erwirken. Mit Termantia muß ein definitives Abkommen getroffen s ein; auch den Numantinern s andte der römis che Feldherr ihre Gefangenen zurück und forderte die Gemeinde unter dem geheimen Vers prechen güns tiger Behandlung auf, s ich ihm auf Gnade und Ungnade zu ergeben. Die Numantiner, des Krieges müde, gingen darauf ein, und der Feldherr bes chränkte in der Tat s eine Forderungen auf das möglichs t geringe Maß. Gefangene, Überläufer, Geis eln waren abgeliefert und die bedungene Gelds umme größtenteils gezahlt, als im Jahre 615 (139) der neue Feldherr Marcus Popillius Laenas im Lager eintraf. S owie Pompeius die Las t des Oberbefehls auf fremde S chultern gewälzt s ah, ergriff er, um s ich der in Rom s einer wartenden Verantwortung für den nach römis chen Begriffen ehrlos en Frieden zu entziehen, den Aus weg, s ein Wort nicht etwa bloß zu brechen, s ondern zu verleugnen und, als die Numantiner kamen, um die letzte Z ahlung zu machen, ihren und s einen Offizieren ins Ges icht den Abs chluß des Vertrages einfach in Abrede zu s tellen. Die S ache ging zur rechtlichen Ents cheidung an den S enat nach Rom; während dort darüber verhandelt ward, ruhte vor Numantia der Krieg und bes chäftigte s ich Laenas mit einem Z ug nach Lus itanien, wo er die Katas trophe des Viriathus bes chleunigen half, und mit einem S treifzug gegen die den Numantinern benachbarten Lus onen. Als endlich vom S enat die Ents cheidung kam, lautete s ie auf Forts etzung des Krieges - man beteiligte s ich als o von S taats wegen an dem Bubens treich des Pompeius . Mit unges chwächtem Mut und erhöhter Erbitterung nahmen die Numantiner den Kampf wieder auf; Laenas focht unglücklich gegen s ie und nicht minder s ein Nachfolger Gaius Hos tilius Mancinus (617 137). Aber die Katas trophe führten weit weniger die Waffen der Numantiner herbei als die s chlaffe und elende Krie s zucht der römis chen Feldherrn und die Fol e ders elben, die von
Jahr zu Jahr üppiger wuchernde Liederlichkeit, Z uchtlos igkeit und Feigheit der römis chen S oldaten. Das bloße, überdies fals che Gerücht, daß die Kantabrer und Vaccäer zum Ents atz von Numantia heranrückten, bewog das römis che Heer, ungeheißen in der Nacht das Lager zu räumen, um s ich in den s echzehn Jahre zuvor von Nobilior angelegten Vers chanzungen zu bergen. Die Numantiner, von dem Aufbruch in Kenntnis ges etzt, drängten der fliehenden Armee nach und umzingelten s ie; es blieb nur die Wahl, mit dem S chwert in der Hand s ich durchzus chlagen oder auf die von den Numantinern ges tellten Bedingungen Frieden zu s chließen. Mehr als der Kons ul, der pers önlich ein Ehrenmann, aber s chwach und wenig bekannt war, bewirkte Tiberius Gracchus , der als Quäs tor im Heere diente, durch s ein von dem Vater, dem weis en Ordner der Ebroprovinz, auf ihn vererbtes Ans ehen bei den Keltiberern, daß die Numantiner s ich mit einem billigen, von allen S tabs offizieren bes chworenen Friedens vertrag genügen ließen. Allein der S enat rief nicht bloß den Feldherrn s ofort zurück, s ondern ließ auch nach langer Beratung bei der Bürgers chaft darauf antragen, den Vertrag zu behandeln wie eins t den caudinis chen, das heißt, ihm die Ratifikation zu verweigern und die Verantwortlichkeit dafür auf diejenigen abzuwälzen, die ihn ges chlos s en hatten. Von Rechts wegen hätten dies s ämtliche Offiziere s ein müs s en, die den Vertrag bes chworen hatten; allein Gracchus und die übrigen wurden durch ihre Verbindungen gerettet; Mancinus allein, der nicht den Kreis en der höchs ten Aris tokratie angehörte, ward bes timmt, für eigene und fremde S chuld zu büßen. S einer Ins ignien entkleidet, ward der römis che Kons ular zu den feindlichen Vorpos ten geführt, und da die Numantiner ihn anzunehmen verweigerten, um nicht auch ihrers eits den Vertrag als nichtig anzuerkennen, s tand der ehemalige Oberfeldherr, im Hemd und die Hände auf den Rücken gebunden, einen Tag lang vor den Toren von Numantia, Freunden und Feinden ein klägliches S chaus piel. Jedoch für Mancinus ' Nachfolger, s einen Kollegen im Kons ulat, Marcus Aemilius Lepidus , s chien die bittere Lehre völlig verloren. Während die Verhandlungen über den Vertrag mit Mancinus in Rom s chwebten, griff er unter nichtigen Vorwänden, eben wie s echzehn Jahre zuvor Lucullus , das freie Volk der Vaccäer an und begann in Gemeins chaft mit dem Feldherrn der jens eitigen Provinz Pallantia zu belagern (618 136). Ein S enats bes chluß befahl ihm, von dem Krieg abzus tehen; nichts des toweniger s etzte er, unter dem Vorwand, daß die Ums tände inzwis chen s ich geändert hätten, die Belagerung fort. Dabei war er als S oldat gerade s o s chlecht wie als Bürger; nachdem er s o lange vor der großen und fes ten S tadt gelegen hatte, bis ihm in dem rauhen feindlichen Land die Z ufuhr aus gegangen war, mußte er mit Z urücklas s ung aller Verwundeten und Kranken den Rückzug beginnen, auf dem die verfolgenden Pallantiner die Hälfte s einer S oldaten aufrieben und, wenn s ie die Verfolgung nicht zu früh abgebrochen hätten, das s chon in voller Auflös ung begriffene römis che Heer wahrs cheinlich ganz vernichtet haben würden. Dafür ward denn dem hochgeborenen General bei s einer Heimkehr eine Geldbuße auferlegt. S eine Nachfolger Lucius Furius Philus (618 136) und Quintus Calpurnius Pis o (619 135) hatten wieder gegen die Numantiner Krieg zu führen, und da s ie eben gar nichts taten, kamen s ie glücklich ohne Niederlage heim. S elbs t die römis che Regierung fing endlich an einzus ehen, daß man s o nicht länger fortfahren könne; man ents chloß s ich, die Bezwingung der kleinen s panis chen Lands tadt außerordentlicherweis e dem ers ten Feldherrn Roms , S cipio Aemilianus , zu übertragen. Die Geldmittel zur Kriegführung wurden ihm freilich dabei mit verkehrter Kargheit zugemes s en und die verlangte Erlaubnis , S oldaten aus zuheben, s ogar geradezu verweigert, wobei Koterieintrigen und die Furcht, der s ouveränen Bürgers chaft läs tig zu werden, zus ammengewirkt haben mögen. Indes begleitete ihn freiwillig eine große Anzahl von Freunden und Klienten, unter ihnen s ein Bruder Maximus Aemilianus , der vor einigen Jahren mit Aus zeichnung gegen Viriathus kommandiert hatte. Ges tützt auf dies e zuverläs s ige S char, die als Feldherrnwache kons tituiert ward, begann S cipio das tief zerrüttete Heer zu reorganis ieren (620 134). Vor allen Dingen mußte der Troß das Lager räumen - es fanden s ich bis 2000 Dirnen und eine Unzahl Wahrs ager und Pfaffen von allen S orten -, und da der S oldat zum Fechten unbrauchbar war, mußte er wenigs tens s chanzen und mars chieren. Den ers ten S ommer vermied der Feldherr jeden Kampf mit den Numantinern; er begnügte s ich, die Vorräte in der Umgegend zu vernichten und die Vaccäer, die den Numantinern Korn verkauften, zu züchtigen und zur Anerkennung der Oberhoheit Roms zu zwingen. Ers t gegen den Winter zog S cipio s ein Heer um Numantia zus ammen; außer dem numidis chen Kontingent von Reitern, Fußs oldaten und zwölf Elefanten unter Anführung des Prinzen Jugurtha und den zahlreichen s panis chen Z uzügen waren es vier Legionen, überhaupt eine Heermas s e von 60000 Mann, die eine S tadt mit einer waffenfähigen Bürgers chaft von höchs tens 8000 Köpfen eins chloß. Dennoch boten die Belagerten oftmals den Kampf an; allein S cipio, wohl erkennend, daß die vieljährige Z uchtlos igkeit nicht mit einem S chlag s ich aus rotten las s e, verweigerte jedes Gefecht, und wo es dennoch bei den Aus fällen der Belagerten dazu kam, rechtfertigte die feige, kaum durch das pers önliche Ers cheinen des Feldherrn gehemmte Flucht der Legionäre dies e Taktik nur zu s ehr. Nie hat ein Feldherr s eine S oldaten verächtlicher behandelt als S cipio die numantinis che Armee; und nicht bloß mit bitteren Reden, s ondern vor allem durch die Tat bewies er ihr, was er von ihr halte. Z um ers tenmal führten die Römer, wo es nur auf s ie ankam, das S chwert zu brauchen, den Kampf mit Hacke und S paten. Rings um die ganze S tadtmauer von reichlich einer halben deuts chen Meile im Umfang ward eine doppelt s o aus gedehnte, mit Mauern, Türmen und Gräben vers ehene zwiefache Umwallungs linie aufgeführt und auch der Duerofluß, auf dem den Belagerten anfangs noch durch kühne S chiffer und Taucher einige Vorräte zugekommen waren, endlich abges perrt. S o mußte die S tadt, die zu s türmen man nicht wagte, wohl durch Hunger erdrückt werden, um s o mehr, als es der Bürgers chaft nicht möglich gewes en war, s ich während des letzten S ommers zu verproviantieren. Bald litten die Numantiner Mangel an allem. Einer ihrer kühns ten Männer, Retogenes , s chlug s ich mit wenigen Begleitern durch die feindlichen Linien durch, und s eine rührende Bitte, die S tammes genos s en nicht hilflos untergehen zu las s en, war wenigs tens in einer der Arevakers tädte, in Lutia, von großer Wirkung. Bevor aber die Bürger von Lutia s ich ents chieden hatten, ers chien S cipio, benachrichtigt von den römis ch Ges innten in der S tadt, mit Übermacht vor ihren Mauern und zwang die Behörden, ihm die Führer der Bewegung, vierhundert der trefflichs ten Jünglinge, aus zuliefern, denen s ämtlich auf Befehl des römis chen Feldherrn die Hände abgehauen wurden. Die Numantiner, als o der letzten Hoffnung beraubt, s andten an S cipio, um über die Unterwerfung zu verhandeln, und riefen den tapferen Mann an, der Tapferen zu s chonen; allein als die rückkehrenden Boten meldeten, daß S cipio unbedingte Ergebung verlange, wurden s ie von der wütenden Menge zerris s en, und eine neue Fris t verfloß, bis Hunger und S euchen ihr Werk vollendet hatten. Endlich kam in das römis che Hauptquartier eine zweite Bots chaft, daß die S tadt jetzt bereit s ei, auf Gnade und Ungnade s ich zu unterwerfen. Als demnach die Bürgers chaft angewies en wurde, am folgenden Tag vor den Toren zu ers cheinen, bat s ie um einige Tage Fris t, um denjenigen Bürgern, die den Untergang der Freiheit nicht zu überleben bes chlos s en hätten, Z eit zum S terben zu ges tatten. S ie ward ihnen gewährt, und nicht wenige benutzten s ie. Endlich ers chien der elende Res t vor den Toren. S cipio las fünfzig der Ans ehnlichs ten aus , um s ie in s einem Triumphe aufzuführen; die übrigen wurden in die S klaverei verkauft, die S tadt dem Boden gleichgemacht, ihr Gebiet unter die Nachbars tädte verteilt. Das ges chah im Herbs t 621 (133), fünfzehn Monate nachdem S cipio den Oberbefehl übernommen hatte.
Mit Numantias Fall war die hier und da noch s ich regende Oppos ition gegen Rom in der Wurzel getroffen; militäris che S paziergänge und Geldbußen reichten aus , um die römis che Oberherrs chaft im ganzen dies s eitigen S panien zur Anerkennung zu bringen.
Auch im ens eiti en ward durch die Überwindun der Lus itaner die römis che Herrs chaft befes ti t und aus edehnt. Der
               Kons ul Decimus Iunius Brutus , der an Caepios S telle trat, s iedelte die kriegs gefangenen Lus itaner an in der Nähe von S agunt und gab ihrer neuen S tadt Valentia (Valencia) gleich Carteia latinis che Verfas s ung (616 138); er durchzog ferner (616-618 138-136) in vers chiedenen Richtungen die iberis che Wes tküs te und gelangte zuers t von den Römern an das Ges tade des Atlantis chen Meers . Die von ihren Bewohnern, Männern und Frauen, hartnäckig verteidigten S tädte der dort wohnenden Lus itaner wurden durch ihn bezwungen, und die bis dahin unabhängigen Callaeker nach einer großen S chlacht, in der ihrer 50000 gefallen s ein s ollen, mit der römis chen Provinz vereinigt. Nach Unterwerfung der Vaccäer, Lus itaner und Callaeker war jetzt mit Aus nahme der Nordküs te die ganze Halbins el wenigs tens dem Namen nach den Römern untertan. Eine s enatoris che Kommis s ion ging nach S panien, um im Einvernehmen mit S cipio das neugewonnene Provinzialgebiet römis ch zu ordnen, und S cipio tat, was er konnte, um die Folgen der ehr- und kopflos en Politik s einer Vorgänger zu bes eitigen, wie denn zum Beis piel die Kaukaner, deren s chmachvolle Mißhandlung durch Lucullus er neunzehn Jahre zuvor als Kriegs tribun mit hatte ans ehen müs s en, von ihm eingeladen wurden, in ihre S tadt zurückzukehren und s ie wiederaufzubauen. Es begann wiederum für S panien eine leidlichere Z eit. Die Unterdrückung des S eeraubes , der auf den Balearen gefährliche S chlupfwinkel fand, durch Quintus Caecilius Metellus ' Bes etzung dies er Ins eln im Jahre 631 (123) war dem Aufblühen des s panis chen Handels ungemein förderlich, und auch s ons t waren die fruchtbaren und von einer dichten, in der S chleuderkuns t unübertroffenen Bevölkerung bewohnten Ins eln ein wertvoller Bes itz. Wie zahlreich s chon damals die lateinis ch redende Bevölkerung auf der Halbins el war, beweis t die Ans iedelung von 3000 s panis chen Latinern in den S tädten Palma und Pollentia (Pollenza) auf den neugewonnenen Ins eln. Trotz mancher s chwerer Mißs tände bewahrte die römis che Verwaltung S paniens im ganzen den S tempel, den die catonis che Z eit und zunächs t Tiberius Gracchus ihr aufgeprägt hatten. Das römis che Grenzgebiet zwar hatte von den Überfällen der halb oder gar nicht bezwungenen S tämme des Nordens und Wes tens nicht wenig zu leiden. Bei den Lus itanern namentlich tat die ärmere Jugend regelmäßig s ich in Räuberbanden zus ammen und brands chatzte in hellen Haufen die Lands leute oder die Nachbarn, wes halb noch in viel s päterer Z eit die einzeln gelegenen Bauernhöfe in dies er Gegend fes tungs artig angelegt und im Notfall verteidigungs fähig waren; und es gelang den Römern nicht, dies em Räuberwes en in den unwirtlichen und s chwer zugänglichen lus itanis chen Bergen ein Ende zu machen. Aber die bis herigen Kriege nahmen doch mehr und mehr den Charakter des Bandenunfugs an, den jeder leidlich tüchtige S tatthalter mit den gewöhnlichen Mitteln niederzuhalten vermochte, und trotz dies er Heims uchung der Grenzdis trikte war S panien unter allen römis chen Gebieten das blühends te und am bes ten organis ierte Land; das Z ehntens ys tem und die Mittels männer waren das elbs t unbekannt, die Bevölkerung zahlreich und die Lands chaft reich an Korn und Vieh.
In einem weit unleidlicheren Mittelzus tand zwis chen formeller S ouveränität und tats ächlicher Untertänigkeit befanden s ich die afrikanis chen, griechis chen und as iatis chen S taaten, welche durch die Kriege der Römer gegen Karthago, Makedonien und S yrien und deren Kons equenzen in den Kreis der römis chen Hegemonie gezogen worden waren. Der unabhängige S taat bezahlt den Preis s einer S elbs tändigkeit nicht zu teuer, indem er die Leiden des Krieges auf s ich nimmt, wenn es s ein muß; der S taat, der die S elbs tändigkeit eingebüßt hat, mag wenigs tens einen Ers atz darin finden, daß der S chutzherr ihm Ruhe s chafft vor s einen Nachbarn. Allein dies e Klientels taaten Roms hatten weder S elbs tändigkeit noch Frieden. In Afrika bes tand zwis chen Karthago und Numidien tats ächlich ein ewiger Grenzkrieg. In Ägypten hatte zwar der römis che S chieds s pruch den S ukzes s ions s treit der beiden Brüder Ptolemaeos Philometor und Ptolemaeos des Dicken ges chlichtet; allein die neuen Herren von Ägypten und von Kyrene führten nichts des toweniger Krieg um den Bes itz von Kypros . In As ien waren nicht bloß die meis ten Königreiche, Bithynien, Kappadokien, S yrien, gleichfalls durch Erbfolges treitigkeiten und dadurch hervorgerufene Interventionen der Nachbars taaten innerlich zerris s en, s ondern es wurden auch vielfache und s chwere Kriege geführt zwis chen den Attaliden und den Galatern, zwis chen den Attaliden und den bithynis chen Königen, ja zwis chen Rhodos und Kreta. Ebens o glimmten im eigentlichen Hellas die dort landüblichen zwerghaften Fehden, und s elbs t das s ons t s o ruhige makedonis che Land verzehrte s ich in dem inneren Hader s einer neuen demokratis chen Verfas s ungen. Es war die S chuld der Herrs cher wie der Beherrs chten, daß die letzte Lebens kraft und der letzte Wohls tand der Nationen in dies en ziellos en Fehden vergeudet ward. Die Klientels taaten hätten eins ehen müs s en, daß der S taat, der nicht gegen jeden, überhaupt nicht Krieg führen kann und daß, da der Bes itzs tand und die Machts tellung all dies er S taaten tats ächlich unter römis cher Garantie s tand, ihnen bei jeder Differenz nur die Wahl blieb, entweder mit den Nachbarn in Güte s ich zu vergleichen oder die Römer zum S chieds s pruch aufzufordern. Wenn die achäis che Tags atzung von Rhodiern und Kretern um Bundes hilfe gemahnt ward und erns tlich über deren Abs endung berats chlagte (601 153), s o war dies einfach eine politis che Pos s e; der S atz, den der Führer der römis ch ges innten Partei damals aufs tellte, daß es den Achäern nicht mehr freis tehe, ohne Erlaubnis der Römer Krieg zu führen, drückte, freilich mit übelklingender S chärfe, die einfache Wahrheit aus , daß die S ouveränität der Dependenzs taaten eben nur eine formelle war und jeder Vers uch, dem S chatten Leben zu verleihen, notwendig dahin führen mußte, auch den S chatten zu vernichten. Aber ein Tadel, s chwerer als der gegen die Beherrs chten, is t gegen die herrs chende Gemeinde zu richten. Es is t für den Mens chen wie für den S taat keine leichte Aufgabe, in die eigene Bedeutungs los igkeit s ich zu finden; des Machthabers Pflicht und Recht is t es , entweder die Herrs chaft aufzugeben oder durch Entwicklung einer imponierenden materiellen Überlegenheit die Beherrs chten zur Res ignation zu nötigen. Der römis che S enat tat keines von beidem. Von allen S eiten angerufen und bes türmt, griff der S enat bes tändig ein in den Gang der afrikanis chen, hellenis chen, as iatis chen, ägyptis chen Angelegenheiten, allein in einer s o uns teten und s chlaffen Weis e, daß durch dies e S chlichtungs vers uche die Verwirrung gewöhnlich nur noch ärger ward. Es war die Z eit der Kommis s ionen. Bes tändig gingen Beauftragte des S enats nach Karthago und Alexandreia, an die achäis che Tags atzung und die Höfe der vorderas iatis chen Herren; s ie unters uchten, inhibierten, berichteten, und dennoch ward in den wichtigs ten Dingen nicht s elten ohne Wis s en und gegen den Willen des S enats verfahren. Es konnte ges chehen, daß Kypros , welches der S enat dem Kyrenäis chen Reich zuges chieden hatte, nichts des toweniger bei Ägypten blieb; daß ein s yris cher Prinz den Thron s einer Vorfahren bes tieg unter dem Vorgeben, ihn von den Römern zuges prochen erhalten zu haben, während in der Tat ihm ders elbe vom S enate aus drücklich abges chlagen und er s elbs t nur durch Bannbruch von Rom entkommen war; ja daß die offenkundige Ermordung eines römis chen Kommis s ars , der im Auftrag des S enats vormunds chaftlich das Regiment von S yrien führte, gänzlich ungeahndet hinging. Die As iaten wußten zwar s ehr wohl, daß s ie nicht ims tande s eien, den römis chen Legionen zu widers tehen; aber s ie wußten nicht minder, wie wenig der S enat geneigt war, den Bürgern Mars chbefehl nach dem Euphrat oder dem Nil zu erteilen. S o ging es in dies en entlegenen Lands chaften zu wie in der S chuls tube, wenn der Lehrer fern und s chlaff is t; und Roms Regiment brachte die Völker zugleich um die S egnungen der Freiheit und um die der Ordnung. Für die Römer s elbs t aber war dies e Lage der Dinge ins ofern bedenklich, als s ie die Nord- und Os tgrenze gewis s ermaßen preis gab. Ohne daß Rom unmittelbar und ras ch es zu verhindern vermochte, konnten hier, ges tützt auf die außerhalb des Bereiches der römis chen Hegemonie gelegenen Binnenlands chaften und im Gegens atz gegen die s chwachen römis chen Klientels taaten, Reiche s ich bilden von einer für Rom gefährlichen und früher oder s päter mit ihm rivalis ierenden Machtentwicklung. Allerdings s chirmte hiergegen einigermaßen der überall zers paltene und nir ends einer roßarti en s taatlichen Entwicklun üns ti e Z us tand der an renzenden Nationen aber dennoch
erkennt man namentlich in der Ges chichte des Os tens s ehr deutlich, daß in dies er Z eit die Phalanx des S eleukos nicht mehr und die Legionen des Augus tus noch nicht am Euphrat s tanden.
Dies em Z us tand der Halbheit ein Ende zu machen war hohe Z eit. Das einzig mögliche Ende aber war die Verwandlung der Klientels taaten in römis che Ämter, was um s o eher ges chehen konnte, als ja die römis che Provinzialverfas s ung wes entlich nur die militäris che Gewalt in der Hand des römis chen Vogts zus ammenfaßte und Verwaltung und Gerichte in der Haupts ache den Gemeinden blieben oder doch bleiben s ollten, als o, was von der alten politis chen S elbs tändigkeit überhaupt noch lebens fähig war, s ich in der Form der Gemeindefreiheit bewahren ließ. Z u verkennen war die Notwendigkeit dies er adminis trativen Reform nicht wohl; es fragte s ich nur, ob der S enat dies elbe verzögern und verkümmern, oder ob er den Mut und die Macht haben werde, das Notwendige klar einzus ehen und energis ch durchzuführen.
Blicken wir zunächs t auf Afrika. Die von den Römern in Libyen gegründete Ordnung der Dinge ruhte wes entlich auf dem Gleichgewicht des Nomadenreiches Mas s inis s as und der S tadt Karthago. Während jenes unter Mas s inis s as durchgreifendem und klugem Regiment s ich erweiterte, befes tigte und zivilis ierte, ward auch Karthago durch die bloßen Folgen des Friedens s tandes wenigs tens an Reichtum und Volks zahl wieder, was es auf der Höhe s einer politis chen Macht gewes en war. Die Römer s ahen mit übelverhehlter, neidis cher Furcht die, wie es s chien, unverwüs tliche Blüte der alten Nebenbuhlerin; hatten s ie bis her den bes tändig fortges etzten Übergriffen Mas s inis s as gegenüber ders elben jeden erns tlichen S chutz verweigert, s o fingen s ie jetzt an, offen zu Guns ten des Nachbarn zu intervenieren. Der s eit mehr als dreißig Jahren zwis chen der S tadt und dem König s chwebende S treit über den Bes itz der Lands chaft Emporia an der Kleinen S yrte, einer der fruchtbars ten des karthagis chen Gebiets , ward endlich (um 594 160) von römis chen Kommis s arien dahin ents chieden, daß die Karthager die noch in ihrem Bes itz verbliebenen emporitanis chen S tädte zu räumen und als Ents chädigung für die widerrechtliche Nutzung des Gebiets 500 Talente (860000 Taler) an den König zu zahlen hätten. Die Folge war, daß Mas s inis s a s ofort s ich eines anderen karthagis chen Bezirks an der Wes tgrenze des karthagis chen Gebiets , der S tadt Tus ca und der großen Felder am Bagradas , bemächtigte; den Karthagern blieb nichts übrig, als abermals in Rom einen hoffnungs los en Prozeß anhängig zu machen. Nach langem und ohne Z weifel abs ichtlichem Z ögern ers chien in Afrika eine zweite Kommis s ion (597 157); als aber die Karthager auf einen, ohne genaue vorgängige Unters uchung der Rechts frage von ders elben zu fällenden S chieds s pruch nicht unbedingt kompromittieren wollten, s ondern auf eingehender Erörterung der Rechts frage bes tanden, kehrten die Kommis s are ohne weiteres wieder zurück nach Rom. Die Rechts frage zwis chen Karthago und Mas s inis s a blieb als o unerledigt; aber die S endung führte eine wichtigere Ents cheidung herbei. Das Haupt dies er Kommis s ion war der alte Marcus Cato gewes en, damals vielleicht der einflußreichs te Mann im S enat und als Veteran aus dem Hannibalis chen Kriege noch von dem vollen Pönerhaß und der vollen Pönerfurcht durchdrungen. Betroffen und mißgüns tig hatte dies er mit eigenen Augen den blühenden Z us tand der Erbfeinde Roms , die üppige Lands chaft und die wogenden Gas s en, die gewaltigen Waffenvorräte in den Z eughäus ern und das reiche Flottenmaterial ges chaut; s chon s ah er im Geis te einen zweiten Hannibal all dies e Hilfs mittel gegen Rom verwenden. In s einer ehrlichen und mannhaften, aber durchaus bornierten Weis e kam er zu dem Ergebnis , daß Rom nicht eher s icher s ein werde, als bis Karthago vom Erdboden vers chwunden s ei, und entwickelte nach s einer Heimkehr dies e Ans icht s ofort im S enat. Dort widers etzten die freier blickenden Männer der Aris tokratie, namentlich S cipio Nas ica, s ich dies er kümmerlichen Politik mit großem Erns t und entwickelten die Blindheit der Bes orgnis s e vor einer Kaufs tadt, deren phönikis che Bewohner mehr und mehr der kriegeris chen Küns te und Gedanken s ich entwöhnten, und die vollkommene Verträglichkeit der Exis tenz dies er reichen Handels s tadt mit der politis chen S uprematie Roms . S elbs t die Umwandlung Karthagos in eine römis che Provinzials tadt wäre aus führbar, ja, verglichen mit dem gegenwärtigen Z us tand, den Phönikern s elbs t vielleicht nicht unwillkommen gewes en. Indes Cato wollte eben nicht die Unterwerfung, s ondern den Untergang der verhaßten S tadt. S eine Politik fand, wie es s cheint, Bundes genos s en teils an den S taats männern, die geneigt waren, die übers eeis chen Gebiete in unmittelbare Abhängigkeit von Rom zu bringen, teils und vor allem an dem mächtigen Einfluß der römis chen Bankiers und Großhändler, denen nach der Vernichtung der reichen Geld- und Handels s tadt die Erbs chaft ders elben zufallen mußte. Die Majorität bes chloß, bei der ers ten pas s enden Gelegenheit - eine s olche abzuwarten forderte die Rücks icht auf die öffentliche Meinung - den Krieg mit Karthago oder vielmehr die Z ers törung der S tadt zu bewirken.
Die gewüns chte Veranlas s ung fand s ich ras ch. Die erbitternden Rechts verletzungen von S eiten Mas s inis s as und der Römer brachten in Karthago den Has drubal und den Karthalo an das Regiment, die Führer der Patriotenpartei, welche, ähnlich der achäis chen, zwar nicht daran dachte, gegen die römis che S uprematie s ich aufzulehnen, aber wenigs tens die den Karthagern vertrags mäßig zus tehenden Rechte gegen Mas s inis s a, wenn nötig mit den Waffen, zu verteidigen ents chlos s en war. Die Patrioten ließen vierzig der ents chiedens ten Anhänger Mas s inis s as aus der S tadt verbannen und das Volk s chwören, ihnen unter keiner Bedingung je die Rückkehr zu ges tatten; zugleich bildeten s ie zur Abwehr gegen die von Mas s inis s a zu erwartenden Angriffe aus den freien Numidiern ein s tarkes Heer unter Arkobarzanes , dem Enkel des S yphax (um 600 154). Mas s inis s a indes war klug genug, jetzt nicht zu rüs ten, s ondern s ich wegen des s treitigen Gebiets am Bagradas unbedingt dem S chieds s pruch der Römer zu unterwerfen; und s o konnte man römis chers eits mit einigem S chein behaupten, daß die karthagis chen Rüs tungen gegen die Römer gerichtet s ein müßten, und auf s ofortige Entlas s ung des Heeres und Vernichtung der Flottenvorräte dringen. Der karthagis che Rat wollte einwilligen, allein die Menge verhinderte die Aus führung des Bes chlus s es , und die römis chen Boten, die dies en Bes cheid nach Karthago überbracht hatten, s chwebten in Lebens gefahr. Mas s inis s a s andte s einen S ohn Gulus s a nach Rom, um über die fortdauernden Vorbereitungen Karthagos für den Land- und den S eekrieg Bericht zu ers tatten und die Kriegs erklärung zu bes chleunigen. Nachdem noch einmal eine Ges andts chaft von zehn Männern es bes tätigt hatte, daß in Karthago in der Tat gerüs tet werde (602 152), verwarf der S enat zwar die unbedingte Kriegs erklärung, die Cato begehrte, bes chloß aber in geheimer S itzung, daß der Krieg erklärt s ein s olle, wenn die Karthager s ich nicht dazu vers tehen würden, ihr Heer zu entlas s en und ihr Flottenmaterial zu verbrennen. Inzwis chen hatte in Afrika der Kampf bereits begonnen. Mas s inis s a hatte die von den Karthagern verbannten Leute unter Geleits chaft s eines S ohnes Gulus s a nach der S tadt zurückges andt. Da die Karthager dies en die Tore s chlos s en, auch von den abziehenden Numidiern einige ers chlugen, s etzte Mas s inis s a s eine Truppen in Bewegung, und auch die karthagis che Patriotenpartei machte s ich kampffertig. Indes Has drubal, der an die S pitze ihrer Armee trat, war einer der gewöhnlichen Heerverderber, wie die Karthager s ie zu Feldherren zu nehmen pflegten; im Feldherrnpurpur einhers tolzierend wie ein Theaterkönig und s eines s tattlichen Bauches auch im Lager pflegend, war der eitle und s chwerfällige Mann wenig geeignet, den Helfer zu machen in einer Bedrängnis , die vielleicht s elbs t Hamilkars Geis t und Hannibals Arm nicht mehr hätten abwenden können. Vor den Augen des S cipio Aemilianus , der, damals Kriegs tribun in der s panis chen Armee, an Mas s inis s a ges andt worden war, um s einem Feldherrn afrikanis che Elefanten zuzuführen, und der bei dies er Gelegenheit von einem Berge herab "wie Z eus vom Ida" der S chlacht zus chaute, lieferten die Karthager und die Numidier s ich ein roßes Treffen, in welchem ene, obwohl durch 6000, von unzufriedenen Hau tleuten Mas s inis s as
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