THELIBRARYOFTHE UNIVERSITYOF CALIFORNIALOSANGELES//Kapitel XXIII.Pf\ilf(Fortsetzung.)in der Neuzeit,AllgenheilkundeDieVonJ. Hirschberg,Professor in Berlin.Figuren im Text und mehreren Tafeln.Mit zahlreichenim Oktober 1908.EingegangenBucli.DrittesAbschnitt.VierterAugenlieilkundeAugenärzte und Pfleger derDie vornelimliciistenund ihre Schriften.Im 18. JahrhundertWeder eine dürre Liste der Augenärzte356. Vorbemerkinigen.§einzelnen Kapiteln derkurze Aufzählung der Fortschritte in dennoch eineklares Bild von der großartigen EntwicklungAugenheilkunde kann uns einmüssen uns bemühen,Faches im 18. Jahrhundert gewähren. Wirunsreszu treten \',. Wir müssen aber auchden Persönlichkeiten nähervolles Verständnis ihrerdurch eingehendes Studium ihrer Schriften einsuchen.Leistungen zu gewinnendie Augenheilkunde weder,Da in dem aufgeklärten 18. Jahrhundertvon derin der in der Lehre, noch in der KunstübungWissenschaft, nochwir natürlich außer denen,Wundarzneikunst geschieden war; so müssenauch diejenigenwelche den Namen Augenarzt führten und verdienten,hier Wundärzte, Gelehrte der Augenheilkundeerwähnen, welche als Aerzte,Pflege angedeihen heßen.oder einigen Zweigen derselben eine besondrezu gebenVon dem Inhalt werde ich so genaue Nachrichtihrer Schriftenund einsuchen, fehlende Bibliothek ersetztdass dem Leser die ihm dochMenschen, durch seme1) »Der Mensch wirkt alles, was er vermag, auf denB.)Persönlichkeit.« Goethe, Bd. 279, Z. 29. (Jubil.-Ausg. in 403 ...
THELIBRARY
OF
THE UNIVERSITY
OF CALIFORNIA
LOSANGELES//
Kapitel XXIII.
Pf\ilf
(Fortsetzung.)
in der Neuzeit,AllgenheilkundeDie
Von
J. Hirschberg,
Professor in Berlin.
Figuren im Text und mehreren Tafeln.Mit zahlreichen
im Oktober 1908.Eingegangen
Bucli.Drittes
Abschnitt.Vierter
AugenlieilkundeAugenärzte und Pfleger derDie vornelimliciisten
und ihre Schriften.Im 18. Jahrhundert
Weder eine dürre Liste der Augenärzte356. Vorbemerkinigen.§
einzelnen Kapiteln derkurze Aufzählung der Fortschritte in dennoch eine
klares Bild von der großartigen EntwicklungAugenheilkunde kann uns ein
müssen uns bemühen,Faches im 18. Jahrhundert gewähren. Wirunsres
zu treten \',. Wir müssen aber auchden Persönlichkeiten näher
volles Verständnis ihrerdurch eingehendes Studium ihrer Schriften ein
suchen.Leistungen zu gewinnen
die Augenheilkunde weder,Da in dem aufgeklärten 18. Jahrhundert
von derin der in der Lehre, noch in der KunstübungWissenschaft, noch
wir natürlich außer denen,Wundarzneikunst geschieden war; so müssen
auch diejenigenwelche den Namen Augenarzt führten und verdienten,
hier Wundärzte, Gelehrte der Augenheilkundeerwähnen, welche als Aerzte,
Pflege angedeihen heßen.oder einigen Zweigen derselben eine besondre
zu gebenVon dem Inhalt werde ich so genaue Nachrichtihrer Schriften
und einsuchen, fehlende Bibliothek ersetztdass dem Leser die ihm doch
Menschen, durch seme1) »Der Mensch wirkt alles, was er vermag, auf den
B.)Persönlichkeit.« Goethe, Bd. 279, Z. 29. (Jubil.-Ausg. in 403, S.
Hanflbucli der Augenlieilkunde. 2. Aufl. XIV. Bd. XXIII Kap. 1XXIII. Hirschberg, Geschichte der Augenheilkunde in der Neuzeit.2
möglichst klares Bild von dem Aufbau der neuen Augenheilkunde, nämlich
einzelne Baustein eingefügt wurde, vermitteltZeit und Ort, wo jeder wird.
Somit gewinnen wir eine vollständige und geordnete Bibliographie
unsres Faches aus dem 18. Jahrhundert.
Beginnen wollen wir mit Frankreich, das vom Anfang des 18. Jahr-
hunderts bis über seine Mitte hinaus an der Spitze marschierte.
»Die WundarzneikunstGanz mit Recht sagt TfiNON 365): hat in(§
Frankreich während der 50 Jahre, welche der Revolution voraufgingen,
den Schritt eines Riesen gemacht und mehr geleistet, als in der Reihe der
Jahrhunderte seit Hippokrates.«
Den reisenden Pfuschern erwächst in Frankreich ein Wettbewerb
durch tüchtige Wund- und Augenärzte, die der Augen-Operationen sich
bemächtigen.
Die Professoren der medizinischen Facultäten beschäftigen sich aller-
dings noch nicht praktisch mit der Augenheilkunde und müssen sie doch
Erfahrunglehren! Ihre Schriften sind werthlos, weil nicht auf begründet.
(Vgl. § 385.)
Als berühmte Doctor Antoine Deidier, Professor zu Montpellier,der
1 722 den Pförtner des Krankenhauses am Star operiren lassen wollte,
ließ er dazu den Augenarzt vmd Steinschneider Dubois aus Nimes kommen;
1726 bezeugte er dem letzteren, dass er die Operation auf beiden Augen
sehr geschickt ausgeführt, dass der Operirte bis zu seinem Tode (1725)
vorzüglich gesehen; und dass er darauf die Augen untersucht, ganz durch-
sichtig und die Linsen aufgelöst, wie schon früher in einem Fall, gefunden
habe. Sowie übrigens die der Augenheilkunde beflissenen Meister der
Wundarzneikunst auf das Gebiet der arzneilichen Behandlung von
sich begeben, verfallen der mit demAugenkrankheiten sie der Eifersucht
Doctor-Titel geschmückten Aerzte').
1765 zu Paris, aber nicht Fakultät der Medizin,wurde von der
sondern von La Martini£re, dem Vorsteher der Wundarztschulen des
Königreiches, die Stelle eines Professors und Demonstrators der
Augenheilkunde begründet, und Louis Florentin Dehais Gendron damit
betraut. Seine Nachfolger waren Becquet und Arrachart^]. Die Einrich-
aber nicht lange. 1792 unterdrückte dertung dauerte Am 19. August
Convent alle Universitäten 3] und CoUegien, somit auch die Professur der
Trug u. Pansier, Opht. ä Montpellier 1907, S. -190 fgd.1)
Archiv, d'üpht., XIX, 352.2) Terson, S.
Erst nach der Drucklegung dieses Abschnittes erhielt ich von Hrn. G. Stein-3)
dem ich auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche, das Pracht-heil,
»Commentaires de la faculte de Paris, 1777 k 1786«, Paris 1903werk: (40,
412 1488 S.), das ich noch für einige Anmerkungen benutzen konnte; ebenso+
»Notice historique sur l'ancienne Facultö et le College des Chi-auch
Paris«, Paris 1905. (4^^, 79 S.)rurgiens jurös deFrankreich: Brisseau, Maitre-Jan. 3
Augenheilkunde zu Paris, sowie diejenige zu Montpellier, welche Jean
Seneaux seit 1788 bekleidet hatte.
Diese Zerstörung brauchbarer Einrichtungen, welche der Con-
beigetragen,vent beliebte, hat mit dazu dass in Frankreich während des
ersten Drittels vom 1 9. Jahrhundert ein solcher Still- und Tiefstand in der
vorherrschte. .Augenheilkunde
Wie schädlich sofort die Aufhebung der Fakultäten gewirkt, erhellt
am deutlichsten aus einer Rede des Staalsrathes und Professors der Chemie
im gesetzgebenden Kürper:FoüRCROY (1801) »Seit dem Dekret vom iS. Au-
gust 1792, welches die Universitäten, Fakultäten und gelehrten Korporationen
in Frankreich aufhebt, giebt es keine regelmäßige Aufnahme von Aerzten
Wundärzten mehr. Dieund vollständigste Anarchie ist an Stelle der ehe-
maligen Organisation getreten. Diejenigen, welche ihre Kunst gelernt haben,
finden sich vermengt mit jenen, die nicht den mindesten Begriff davon
haben. Fast überall ertheilt man Patente, den einen wie den andern.
Das Leben der Bürger ist in den Händen ebenso habsüchtiger wie un-
wissender Menschen.« Noch im Anfang 1des 9. Jahrhunderts trieben die
»Oculisten« in Frankreich ungeheure Gharlatanerie. Ueberall fand man
die Ankündigung eines »Medecin oculiste«, und an allen Straßen-Ecken die
pommades antiophtalmiques, coUyres u. s. w. ^).
357. Brisseau§ (1).
Zuerst wäre Brisseau zu nennen, obwohl er nicht Augenarzt gewesen
—und auch nicht geworden; er, der uns den Besitz der richtigen Star-
Lehre erobert hat. Aber von ihm haben wir (in 325§ und 326) schon
genügend gehandelt.
358. Maitre-Jan§ (2).
Der zweite ist Meister Antoine Maitre-Jan, vereidigter Wundarzt des
Königs, zu Mery-sur-Seine.
Nur wenig wissen wir von dem Leben dieses ausgezeichneten Wund-
arztes, der zwar auch über Nasen-Polypen, über Missbildungen, über die
Entwicklung des Hühnchens geschrieben, aber doch der Augenheilkunde
seine besondre Neigung zuwandte, die richtige Star-Lehre mit begründen
half und im Jahre 1707 das erste moderne Lehrbuch über Augen-
heilkunde verfasst hat. (Vgl. 327 und§ 339 No. 22.)§
A. V. Haller (bibl. chir. I, 577) urtheilt über dieses Werk: Bonus
über et qui gradum suum, etiam inter nuperos tenet. J. Beer (1799,
Repert. I, S. wiederholt dies wörtlich. Bertrandi13) In der Chir. von
X,(1796, wird es als7) klassisch und noch immer brauchbar hingestellt.
G.1) Fischer, Chir.- vor 100 Jahren, 1876, S. 66.XXIII. Ilirschberg, Geschichte der Augenheilkunde in der Neuzeit.4
Ich meine, es ist das erste vollständigere, einigermaßen syste-
eigner Erfahrung durchsetzte Lehrbuch der Augenheil-matische, von
Araber ('isÄ b. *^ÄLi und "^Ammär), h.kunde seit den Zeilen der besseren d.
Jahre 1000 u. Z.seit dem
den stattlichen Quartband von 570 Seiten in die HandWenn man
maladies yeux« von Güillemeaunimmt und mit seinem Vorgänger »Des des
findet man nicht bloß den Inhalt grüßer, sondern319) vergleicht; so(§
reicher. Bei dem ersteren ist nochnamentlich auch den Gehalt viel das
antik, darauf hie und da eine moderne, eigne Verzierungganze Gewebe
mag die Kette noch antik sein, aber derangebracht. Bei dem letzteren
Einschlag ist neu und eigenartig.
handeln von der Anatomie und Physiologie desDie ersten 100 Seiten
—Die Definition des Auges l'oeil est l'instrument de la vue, uneAuges.
—de membranes u. s. w. stammt übrigens auspartie organique, composee
aus Uebersetzung, Jesu hali,dem Araber '\sK b. 'Ali, bezw. der lat. I c. 1 :
membrum sensibile instrumentale videns et est compositus ex tuni-Oculus est
cis, membranis etc.
Diese Anatomie ist nun nicht mehr, wie bei Güillemeau, nach den
nach den Neuen beschrieben und auch durch eigne For-Alten, sondern
schungen bereichert. Durch Versuche hat Meister Antoine festgestellt, dass
einem Maschenwerk von Häuten und Fasern besteht,der Glaskörper aus
durch Kochenwelches von Flüssigkeit erfüllt ist. Die Linse studiert er
in verdünntes Scheidewasser und findet, dass sie an derund Eintauchen
dieKapsel nicht haftet, was ja vollkommen richtig und durch neuesten
Versuche (von C. Hess) bestätigt ist; dass sie aus schalenähnlichen Häuten
die Häute ausund einem härteren Mittelstück (Centrum) besteht, und dass
Fasern zusammengesetzt sind. Er injicirt auch durch den Sehnerven eine
Theil und Theilen V^'asser, unter-Mischung von einem Scheidewasser zwei
bindet den Sehnerven und schneidet das Auge nach 4 Tagen auf. Der
schwimmt im Wasser; Linse taucht sofort unter, sie hatGlaskörper die
Weise dieein größeres specifisches Gewicht. (Galbn hatte irriger ent-
gegengesetzte Ansicht. Vgl. B. XII, 215.) Linse und GlaskörperS. 334, §
sind keine »Feuchtigkeiten«.
Den Ciliarkörper bält er für ein Filter, um aus den Arterien den Glas-
Linse durch Imbibition. Der Ueber-körper zu ernähren; die ernährt sich
Diesschuss der Augen-Flüssigkeiten muss in die Venen zurückkehren. ist,
Lehrbuch Augenheilkunde, der erste Versuch über diein einem der
schreibt hier anCirculation der Augenflüssigkeiten. (Woolhouse
den Rand meines Exemplars: Tout cela est tire de la these de Jacob
— Hovius Ist vom JahreHovius HoUandois. Die Dissertation von 1702.)
Jetzt folgt eine Abhandlung über das Sehen, die wir auch seit den
IIunain und Saläh ad-din u. a., XIII,arabischen Werken (von § 267,Maitre-Jan. 5
—in keinem Lehrbuch der Augenheilkunde angetroffen haben,272) aber§
hier mit Versuchen!
Dunkelkammer, überMit Versuchen über die Spieglung und Brechung
Anwendungmit schließlicher auf das Auge und das aufdes Lichts und
Bild. »Der Krystall ist nicht absolutder Netzhaut entworfene nothwendig
zum Scharfsehen.«zum Sehen, wohl aber
eigentlichen Krankheitslehre packt er kühn das Haupt-ProblemIn der
Sitz des Stars in der getrübte