Die Phonetik der Karaiásprache - article ; n°1 ; vol.11, pg 139-181
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Description

Journal de la Société des Américanistes - Année 1919 - Volume 11 - Numéro 1 - Pages 139-181
43 pages
Source : Persée ; Ministère de la jeunesse, de l’éducation nationale et de la recherche, Direction de l’enseignement supérieur, Sous-direction des bibliothèques et de la documentation.

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Publié le 01 janvier 1919
Nombre de lectures 8
Langue Deutsch
Poids de l'ouvrage 2 Mo

Extrait

Kunike (Hugo)
Die Phonetik der Karaiásprache
In: Journal de la Société des Américanistes. Tome 11, 1919. pp. 139-181.
Citer ce document / Cite this document :
(Hugo) Kunike. Die Phonetik der Karaiásprache. In: Journal de la Société des Américanistes. Tome 11, 1919. pp. 139-181.
doi : 10.3406/jsa.1919.3814
http://www.persee.fr/web/revues/home/prescript/article/jsa_0037-9174_1919_num_11_1_3814PHONETIK DER KARAIASPRACHE DIE
(nach linguistischen principien)
von Dr. Hugo KUNIKE.
Die in sprachlicher Hinsicht, wie es scheint, isoliert stehende Nation
der Karajá in Goyaz (Brasilien) zerfállt in drei grôssere Unterabteilun-
gen, die Sambioá, die Zavahé oder Savajé und einen siidlich wohnenden,
einfach mit Karajá bezeichneten Stamm. Wenn man auch mancherlei
Anklánge an andere Sprachgruppen Sudamerikas, z. B. die Ges-Gruppe,
finden mag, so ist das doch nicht ausreichend, um die Sprachgruppe des
Karajá an eine andere ohne weiteres anzugliedern (vgl. Ehrenreich, Bei-
tràge zur Vôlkerkunde Brasiliens, Berlin, 1891, S. 3).
Was die phonetische Seite des Karajá-Idioms anlangt, so wird allge-
mein von den Autoren angegeben, dasselbe werde besonders undeutlich
artikuliert ; dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach so zu verstehen,
dass man das Karajá in Vergleich mit anderen deutlicheren, d. h. schar-
fer articulierten indianischen Idiomen im Sinne hat.
Wie Ehrenreich (a. a. O.S. 9) und Krause (zu den Wildnissen Brasi
liens, Leipzig, 1911, S. 344) angeben, wird die Sprache so gesprochen,
dass man kaum die Bewegung der Lippen der Sprechenden wahrnimmt,
die Sprache wird durch die geringe Mundbewegung leise und undeutlich.
Eine Folge hiervon ist ferner das Verschlucken von (einer oder meh-
reren) Endsilben sowie das Auftreten von ungenau characterisierten Lau-
ten, Zwischenlauten.
Die beiden letzteren Erscheinungen sind namentlich bei den Vocalen zu
beobachten. Krause (a. a. 0.) bemerkt noch folgendes : « Der Tonfall
ist etwas singend, die Sprechweise ungleichmàssig. Bald wTerden die
Silben rasch hintereinander. herausgestossen, dann wieder wird eine
Silbe lang ausgedehnt, gerade als ob der Sprecher erst iiberlegte, wie er
sich nun weiter ausdriicken solle ». Und S. 74 : « Eigentumlich ist ihre
Sprechweise tiberhaupt, Sie reihen ja Silbe an Silbe in langer Folge ».
Ehrenreich constatiert die Hâufung von Vocalen und Zungenlauten,
Krause die von Nasalen.
Manche Laute vermógen die Karajá nicht zu articulieren, so z. B. das '
140 SOCIÉTÉ DES AMÉRICANISTËS DE PARIS
/(in portugiesischen Worten), auch die c^-Laute, wie im Deutschen ach
(y) und ich (x) scheinen zu fehlen, aber auch das s.
Besondere Schwierigkeiten ergeben die Abweichungen, welche
zwischen den einzelnen Autoren, oft aber auch bei ein und demselben
Autor zu constatieren sind.
Zunàchst einmal kônnen es dialektische Verschiedenheiten, nament-
lich solche zwischen den einzelnen Dôrfern sein, zweitens kann es
sich um individuelle Entgleisungen l handeln, und drittens kommen
die Unterschiede zwischen Manner- und Frauensprache hinzu (s. u.)
Unterschiede, die jedoch auch innerhalb der Mânnersprache wirksam zu
sein scheinen. Denn der Hauptunterschied zwischen beiden Dialektfor-
men, das Plus von K-Lauten in der Frauensprache, findet sich auch
bei einigen Worten der Mânnersprache aufgehoben, und zwar durch den
Anwachs der gleichen K-Laute.
LITTERATUR
Castelnau, Expedition dans les parties centrales de l'Amérique du Sud.
Paris, 1850, V, S. 268-270 (Citiert : G).
Martius, Beitrâge zur Ethnographie und Sprachenkunde Amerikas,
Leipzig 1867, S. 264-266 (nach Gastelnau).
Ehrenreich, Beitràge zur Vôlkerkunde Brasiliens, Verôffentlichungen
ausdemKgl. Museum fur Vôlkerkunde, Bd. I. Heft I und 2, Berlin, 1891. Die Sprache der Caraya (Goyaz), Zeitschrift fur Ethnologie,
Berlin, 1894, S. A. 32 ss. (Citiert": E).
Coudreau, Voyage au Tocantins- Araguaya, Paris, 1897, S. 259-270
(Citiert : Co.).
Krause, Nachbildungen von Tanzmasken der Karajá-Indianer, Jahr-
buch des Museums fur Vôlkerkunde zu Leipzig, 3. Bd. Leipzig, 1910.
Krause, Die Kunst der Karajá-Indianer, Baessler-Archiv, Bd. II, Heft
1, Berlin 1911.
Krause, In den Wildnissen Brasiliens, Leipzig, 1911 (Citiert : Kr.).
Ausser diesen Publicationen hat mir Herr Dr. Wilhelm Kissenberth sein
auf der im Jahre ■ 1908/9 unternommenen Araguayareise gefundenes
sprachliches Material auszugsweise zur Verfugung gestellt, und genau
vorgesprochen, wofur ihm auch an dieser Stelle mein verbindlichster
Dank ausgesprochen werden soil. Dem hier verwendeten phonetischen
System liegt dasjenige des « Anthropos » mit einigen Modifikationen
zugrunde* (cit. "Kiss.).
1. Des Sprechenden oder auch des Aufnehmenden. DIE PHONETIK DER KARAIÁ SPRACHE 141
Ein von E. A. Socrates in der Revista Trimensal do Inst. Historico,
Rio, 1893, Bd 55 veroffentlichtes-Karajávocabular wird erst in einer
spateren Verarbeitung Berticksichtigung fmden, fur unsere Zwecke ist es
vorlaufig auch wenig von Belang.
BEMERKUNG ZU DER SGHREIBWEISE EINZELNER LAUTE
œ gibt deutsches à wieder.
Ein Vocal mit angehangtem n bedeutet dessen Nasalierung, die im
Original durch Tilde (~) ausgedriickt ist.
Ein Vocal mit darauffolgendem x gibt an, dass derselbe lang oder
kurz sein kann.
1st der Vocal о mit einer [ versehen so bedeutet dies, dass es in der
Originalschreibung unterstrichen ist.
u° wird in der Originalschreibung durch einen kleinen Kreis darunter
bezeiclmet, e° gleichfalls, úl mit einem Kreis (= o) dariiber.
Fur ^l hat die ein ^ mit einem nach unten offenen
Bogen darunter aufzuweisen ; fur 9 mit derselben Bezeichnung ein ô2.
DIE PHONETIK DER KARAJASPRAGHE.
A. Der Vocalismus.
Die Vocale sind diejenigen Laute, welche die meisten Ubergânge unter-
einander zeigen, wie dies ja auch, besonders bei einem undeutlich
gesprochenen Idiom, ohne weiteres verstandlich ist, Nichtsdestoweniger
lassen sich, insbesondere infolge des Anwendung diakritischer Zeichen
bei dendeutschen Autoren, die einzelnen Lauťwerte, die Schwankungen,
welche ein und derselbe Vocal aufzuweisen hat, vielfach deutlich erken-
nen und demgemáss darstellen.
a.
Manche Worte zeigen bei alien Autoren ein reines a, a oder a, aller-
dings werden dièse beiden quantitativ verschiedenen a-Laute bei den
nichtdeutschen Autoren kaum auseinandergehalten.
Zwei Kurze a- Laute fliessen in ihre Lange zusammen.
â + â wird zu à, wie dies auch in den meisten anderen Sprachen
der Fall ist.
Beispiek hierfur :
Mund : E. zva- ru, G. wa-arou, Co. zua-arou, Kr. wâ-Ш, Kiss, гиа-rů0, 142 SOCIÉTÉ DES AMÉRICAN1STES DE PARIS
membrum muliebre : E. zva-atii, Kr. wâdu, zvâde, Kiss. wa-tú°,
Brullaffe : E. ââba, Kr. à^o,
Urubu : (Geier) E. nâârâ, Co. la' ara, Kr. làlà,
Hundsfisch : Co. lďaté,Kr. ladé, Kiss. №ate,
Mutter : Co. naandi, E. nadi; С nadi, Kr. nadi,
Mann : C. abou, Co. : babou-oudounandé, E. âânbu, С. abou, Kr. „„„„, ,
Savajé : âmbu-; (in den beiden letzten Beispielen wird aaň oder aâ zua \
{a), da, wie wir sehen werden, nasaliertes und nicht nasalierter a (auch \
andere Vocale) nebeneinander stehen). ;
a, ein dumpfes offenes o nach Ehrenreich, von Kissenberth mit a[ oder o1
(auch a) bezeichnet. Ein Laut, welcher etwa demnordischen à oder auch
dem englischen a in all entspricht.
Dieser Laut wird von anderen Autoren zuweilen einfach mit o wieder-
gegeben, zuweilen finden wir bei den einen o, bei den anderen a (vgl.
Ehrenreich, Die Sprache der Carayá, S. A. S. 24). Wo daher o und reines
a nebeneinander stehen, wird a priori zu vermuten sein, dass es sich
hier um einen â- Laut handeln muss, dessen Klangfarbe indessen kei-
neswegs durchaus fest zu sein braucht.
Die Beispiele sind hierfiir sehr zahlreich :
Zunge : E. wa-darotô, Kr. dô[rôtô, wâddluto,C. wadarato, Co. ouadoroto, E.
9 torotô.
Affe : E. k(a)raâbi, Kr. klâôbt, oder mit Metathesis : kâlôbï-dè(ru) .
Cervus paludosus : E. brârà, Kr. b(ô)lôlé, Kiss. pra^rP,
Grosser Ameisenbàr : E.zvariri, Kr. wâlili, Kiss, wariň.
Jaburu : C. oorai, Co. ouaérecan, Kr. zvâluïî, Kiss.
Kleines Krokodil : E. kârârâ, Кг.
Tracajá-Schildkrote : E\ kâtu, Co. cootou, Kr. hodu, Kiss, kotu (X) ;
damit zusammenhángend :
Schildkrôtenart : Kr. ç? kôdubônâ, 9 kadôbônâ, Kiss, hotubunê0.
Wachs : E. tobârâ, Kr. tâbôlâ (Metathesis), Kiss, taborâ, tebotê]re.
Uruku : {bixa orellana, kleine Frtichte zum Rotfárben), 'E.warenô, Co.
ouarénan, Kr, ivôlëno, zvôlâno, Kiss, wqrana.
Lanze : E. tonâri, Kr. dônôlï, Kiss, donorï.
Wurfbrett : E. kâobï, Kr. Karaj

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