Das Bild
84 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Description

Das Buch liest sich wie ein Krimi und ist doch keiner.Denn alles könnte ganz anders sein, als man denkt.Auch die weisse Gestalt im Bild, aus dem Nichts kommendins Nichts verschwindend ...Das Bild ist ein Buch über die Ambivalenz des Lebensund der Liebe. Über Machtverhältnisse zwischen denGeschlechtern. Über Beziehungen. Zwischen Paul, demMaler des Bildes, und drei Frauen: Alma, seiner Le bens -partnerin, Lisa, seiner ersten Liebe, und Mona, mit derer eine leidenschaftliche Affäre hatte. Und zwischenden drei Frauen, die so verschieden sind und doch un -trennbar miteinander verbunden.Es ist die Geschichte dreier Lebensentwürfe von Frauen,denen Möglichkeiten offenstanden, die ihre Mütter fürsie nicht vorgesehen hatten. Die jetzt zurückblicken,kurz vor der Pensionierung, an der Grenze zum Alt wer -den. Sie erinnern sich an Brüche in ihrem Leben. Brü -che, die nicht nur das Leben verändern, sondern sichprägend auf die Vorstellungswelt auswirken. Eine Vor -stel lungswelt, die manchmal so ganz anders aussieht alsdie Realität. Oder die vermeintliche Realität.Und es ist die Geschichte der Selbstfindung von Alma,von der Paul das Bild "Die Göttin" zurückhabenwill. "Die Göt tin", von der sie glaubt, sie sei ihre Ideegewesen...

Informations

Publié par
Date de parution 13 juin 2013
Nombre de lectures 0
EAN13 9783905795271
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)
Poids de l'ouvrage 14 Mo

Informations légales : prix de location à la page 0,0420€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

Christine Fivian – Das Bild
Christine Fivian
Das Bild
Roman
1. Auflage Alle Rechte Vorbehalten © Xanthippe Verlag, Zürich 2013
Lektorat: Katharina Blarer, www.katharinablarer.ch Korrektorat: Thomas Basler, Winterthur Umschlag, Gestaltung und Satz: Isabel Thalmann, www.buchundgrafik.ch Umschlagfoto: plainpicture, Hamburg e-Book: mbassador GmbH, Luzern ISBN 978-3-905795-26-4 eISBN 978-3-905795-27-1
Für meinen Sohn Marcel
NZZ am Sonntag, 4. September 2011
Nachruf
Leidenschaftlich bis in den Tod
Der schweizerisch-französische Maler Paul Béguelin ist 67-jährig ums Leben gekommen
Von Christa Isler
Sein Tod gleicht einer Inszenierung: Im Rausch balanciert Paul Béguelin über die Ringmauer des französischen Städtchens Langres, verliert dabei das Gleichgewicht und stürzt zirka fünf Meter in die Tiefe. So jedenfalls wird der Unfallhergang vermutet. Zeugen gibt es keine.
Ein Passant fand Béguelin am vergangenen Sonntag frühmorgens unter einem der Tore ins Städtchen. Mehrere Stufen führen dort auf die steinerne Brüstung, auf die er gestiegen sein muss, bevor er – wie angenommen wird – das Gleichgewicht verloren hat und auf den Asphalt geprallt ist. Er war sofort tot. Béguelins Blut enthielt Cannabis und 1,3 Promille Alkohol, weshalb die Polizei von einem Unfall ausgeht, wie sie der Presse mitteilte. Offen bleibt die Frage, ob es sich um einen Selbstmord gehandelt haben könnte.
Seine langjährige Lebenspartnerin Alma Sanders glaubt jedoch nicht an diese Möglichkeit. Im Übermut der jungen Jahre sei Béguelin manchmal auf das Geländer der Berner Kornhausbrücke gesprungen und habe – zum Schrecken seiner Freunde – ein paar Schritte lang über dem Abgrund balanciert. Das sei typisch gewesen für ihn, einen Mann der Leidenschaft, der immer im Augenblick gelebt und niemals etwas ausgelassen habe.
Die Leidenschaft ist denn auch ein wiederkehrendes Motiv in Béguelins Malerei, die er als tief empfundene Verneigung vor dem Leben verstanden haben wollte. Und so wie er dieses Leben – und die Frauen – liebte, so malte er: hemmungslos und zugleich voller Respekt, mit einer expressiven Gestaltungskraft, die vergessen lässt, dass Béguelin gleichzeitig ein scharfsinniger Analytiker war, der nichts dem Zufall überliess.
Geprägt vom revolutionären Geist der Achtundsechziger, gehört Béguelin Anfang der 70er-Jahre einer Gruppe politischer Aktivisten an, die in ihren Bildern den Aufstand der rebellischen Jugend dokumentieren. Ende der 70er-Jahre bricht er radikal mit der Politik und wendet sich ganz der Malerei zu. Schon bald zeigt sich seine Einzigartigkeit in der eigenwilligen Art, mit der er sich über jede stilistische Konvention und über jede Modeströmung hinwegsetzt. Die Fachwelt erklärt ihn zum Vertreter der Postmoderne, eine Schublade, in die er sich aber nie stecken lässt. Internationale Beachtung findet Béguelin 1985 in Paris, wo sein heute wohl bekanntestes Werk, «Die Göttin», zum ersten Mal auftaucht, ein Triptychon, das eine bloss angedeutete, sich fortbewegende Gestalt in drei Momentaufnahmen zeigt.
1996 wandert Béguelin ins französische Städtchen Langres aus, ins Elternhaus seiner Mutter, das im Besitz der Familie geblieben war. Seine Partnerin Alma Sanders geht nicht mit, betont jedoch auf entsprechende Fragen hin, die örtliche Trennung habe ihrer Beziehung nicht geschadet, sondern ihre Verbundenheit noch gestärkt. Vor Béguelins Wegzug hatten die beiden drei Jahre in der Stadt Zürich gelebt, zuvor während über zehn Jahren in einer alten Mühle in der Nähe der Stadt, in der «geistigen Finsternis der Provinz», wie Béguelin später in einem Interview sagen wird. Dort erinnert man sich an ihn als einen spendablen und jovialen Gastgeber, der keinen Unterschied gemacht habe zwischen den «Gewöhnlichen» und den «Mehrbesseren». Glücklich sei er aber kaum gewesen, jedenfalls habe er dem Alkohol mehr zugesprochen, als ihm gut getan habe.
Die geografische und die mentale Enge der Schweiz hätten ihm zeitlebens zugesetzt, bestätigt auch Sanders. Immer wieder habe es ihn in die Haute-Marne gezogen, «wo sich die leuchtend gelben Raps- und Sonnenblumenfelder mit dem Horizont vermählen, wo Schafherden auf den von Korn- und Mohnblumen und von lichten Hecken eingezäunten Wiesen gemächlich ihres Weges ziehen, um ihr kurzes Leben auf den Tellern der Franzosen sinnvoll zu beenden», wie er die Landschaft einmal beschrieben hat. Nach dem Tod der Eltern 1995 behält Béguelin den Zweitwohnsitz der Familie in Langres, während sein 2003 verstorbener Bruder Max, der gleichzeitig sein Gönner war, das väterliche Unternehmen in Bern weiterführt.
In den letzten Jahren pendelt Béguelin zwischen Langres und Zürich, wo Alma Sanders noch heute lebt, und seiner Wohnung in Paris, «der Stadt mit den schönsten Frauen», wie er sich gerne zitieren liess. Wer den künstlerischen Nachlass von Paul Béguelin verwalten wird, ist unklar, da es keine rechtmässigen Erben gibt. «Die Göttin», über die sich die Geister der Kritik stets schieden, bleibe unverkäuflich. Dies jedenfalls sagt Sanders, in deren Besitz sich das Bild seit 30 Jahren befindet.
Am 30. September 2011 wäre Béguelin 68 Jahre alt geworden. Er starb, wie er lebte, als widersprüchliche Persönlichkeit, als einer, der das Leben in vollen Zügen auskostete und doch ein sensibler Einzelgänger blieb, einer, der alle Facetten der Leidenschaft kannte und inszenierte. Womöglich auch seinen eigenen Tod.
I
Zürich, Freitag, 26. August 2011
Alma wäre gern eine andere. Eine begnadete Sängerin, zum Beispiel. Oder schön, wie Mona. Noch lieber gescheit, wie Lisa. Aber sie sei bloss eine Buchhändlerin mit Brille, dachte sie immer, auch jetzt, in der Hand den Brief, worin Paul ihr schreibt, er wolle das Bild zurück.
Die Abendsonne zeichnet schräge Schatten auf die leicht ansteigende Strasse, vom Asphalt strahlt klebrig die gespeicherte Hitze. Auf dem obersten Küchenbalkon an der Ostfassade des vierstöckigen Jugendstilgebäudes ist es genauso drückend, aber nicht ganz so heiss, am Geländer befestigt sind Blumenkisten mit Kräutern, zwischen Tontöpfen mit Salbei- und Rosmarinstauden ein klappriger, grüner Blechstuhl, auf den Alma sich erschöpft fallen lässt. Für das heutige Essen hat sie fast den ganzen Tag in der Küche gestanden, sogar das Brot hat sie selbst gebacken, was sie sonst nie macht. Sie ist müde und verschwitzt, die Augusthitze lastet auf ihren Beinen. Manchmal bleibt sie auf dem Stuhl sitzen, bis es eindunkelt, sie schliesst dann die Augen und atmet das Aroma der Kräuter ein, die sie an Langres erinnern.
Dachte er wirklich, sie würde ihm «Die Göttin» überlassen? Obwohl er damit ihre Abmachung brach? Er schien sich sogar ganz sicher zu sein, sie würde nachgeben. Sie könne nicht streiten, weil sie im Grunde genommen eine Opportunistin sei, zu feige, um sich durchzusetzen, hatte Paul einmal zu ihr gesagt. Aber sie war keine Opportunistin, sie dachte bloss, Streiten ohne Kompromissbereitschaft sei etwas ausgesprochen Dummes und führe zu nichts.
Alma steht auf, um zu duschen, zuerst warm, dann kalt, das bringt sie wieder in Schwung. Heute fällt ihr Blick in den Spiegel milde aus, sie findet, sie sieht ganz passabel aus, aber sie weiss, sie sieht nur das Spiegelbild ihrer momentanen Befindlichkeit, sie weiss, die Zeit ist vorbei, in der Frauen wie sie wahrgenommen werden. Manchmal macht es sie noch wütend, aber sie beginnt, sich daran zu gewöhnen, genauso wie an ihre Falten, an das Älterwerden, und dies sogar als eine Art Privileg, als Befreiung.
Bevor es klingelt, hakt Alma auf ihrem Notizzettel der Reihe nach ab, was zu erledigen war:
– Bürkliplatz (Gemüse/Blumen) ✓
– 12.00 Uhr Brot backen ✓
– 14.00 Dessert vorbereiten ✓
– Wein ✓
– Mise en place ✓
– 17.00 Fleisch in Ofen ✓
– Tisch decken ✓
– Gästesofa beziehen ✓
– Bad ✓
Dann geht sie durch die Wohnung und sieht noch einmal nach, ob sie nichts vergessen hat. Die hohen Räume zeugen von vergangener grossbürgerlicher und neuer sachlicher Eleganz, weiss gestrichenes Täfer, nur spärlich möbliert, kein Vorhang und kein Teppich konkurrenziert die Farben der Bilder. Viele sind von Paul. Im offenen Entree die «Göttin». Paul liess sie vor 15 Jahren in Zürich, obwohl Alma ihn nicht darum gebeten hatte. Jetzt will er sie wiederhaben: drei schmale, fast zwei Meter hohe, aneinandergeschobene Bilder, darauf schemenhaft erkennbar eine vorübereilende weisse Gestalt, ein Wesen aus dem Nichts, das flüchtig erscheint und wieder im Nichts verschwindet. Allein ihre Lebensgrösse fängt den Blick jedes Eintretenden ein. Auf Alma übt die Gestalt eine Faszination aus, die nie nachgelassen hat; nicht in all den Jahren, seit sie entstanden ist.
Das Bild war eigentlich Almas Idee gewesen. Jedenfalls sieht sie das so und findet, sie habe Anspruch darauf. Gemalt hatte Paul es Ende der 70er-Jahre, als sie noch sehr ineinander verliebt waren. Alma hatte die vage Vorstellung einer Göttin im Kopf gehabt und mit Paul darüber gesprochen, ohne präzise ausdrücken zu können, was genau sie sich darunter vorstellte.
Eines Tages stiess sie im Atelier auf die drei Bilder. Auf jedem war die Andeutung einer Gestalt zu erkennen, und Alma schloss daraus, Paul habe ihre Göttin gemalt. Sie bilde sich das nur ein, sagte er zwar, er könne nur malen, was er und nicht was sie oder andere im Kopf hätten. Aber Alma war überzeugt, dass es ihre Göttin war. Ihre Vermutung bestätigte sich, als sie ein paar Wochen später ein Gespräch zwischen Paul und seinem Bruder Max mithörte. Die beiden hatten nicht bemerkt, wie Alma ins Atelier hereingekommen war. Sie standen mit dem Rücken zu ihr vor den drei an die Wand gelehnten Bildern. Max wollte wissen, was darauf zu sehen war. «Was du darin siehst», sagte Paul und erzählte ihm von jenem Gespräch mit Alma und wie er ihren Vorschlag zuerst gar nicht ernst genommen habe, wie ihn die Idee einer Göttin dann aber nicht mehr losgelassen und er versucht habe, sie auf seine Art umzusetzen.
Max lachte, mit diesem leicht zynischen Unterton, den Alma nie an ihm gemocht hatte: «D

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