Höhle des Schweigens
123 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Höhle des Schweigens , livre ebook

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Description

»Bony spürte eine warnende Kälte im Nacken und fuhr herum. Zwei Krähen schienen den Verstand verloren zu haben; sonst gab es nichts zu sehen. Er ging im Kreis um den Schacht herum und fand das große Loch, einsfünfzig im Durchmesser und ungefähr in der Mitte einer kahlen, flachen Platte aus Kalkstein. Hinter ihm bellte Lucy wütend. Wieder drehte er sich rasch um, und die Kälte in seinem Nacken wurde zu Eis.«

Bony sucht eine Frau, die spurlos aus dem Zug verschwunden ist. Und er findet inmitten der australischen Wüste eine eigene geheimnisvolle Welt mit eitenen Gesetzen und eigenen Verbrechen: die Höhle des Schweigens.

Ein ungewöhnlicher Fall für Inspector »Bony« Bonaparte, jetzt erstmals in deutcher Sprache.

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 01 avril 2023
Nombre de lectures 0
EAN13 9781922698988
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)

Informations légales : prix de location à la page 0,0350€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

ARTHUR W. UPFIELD
HÖHLE DES
SCHWEIGENS
Man of Two Tribes
Aus dem Englischen von Edith Walter
ETT IMPRINT
Exile Bay

This corrected German language edition published by ETT Imprint 2023.
First published 1956
First Corrected edition published by ETT Imprint 2020
First published in Germany by Wilhelm Goldman Verlag
Original translation by Edith Walter
Copyright William Upfield 2013, 2023
This book is copyright. Apart from any fair dealing for the purposes of private study, research, criticism or review, as permitted under the Copyright Act, no part may be reproduced by any process without written permission.
Inquiries should be addressed to the publishers.
ETT Imprint PO Box R1906 Royal Exchange NSW 2137 Australia
www.arthurupfield.com
The Publisher would like to acknowledge Gisela Knies for her extensive help in preparing this edition.
ISBN 978-1-922698-98-8




1
Die Nullarbor-Ebene
Der Wecker riß Senior Constable Easter morgens um Viertel vor vier aus dem Schlaf. Er sagte zu seiner Frau, sie brauche noch nicht aufzustehen, und ging in die Küche, wo er den Holzofen anheizte und den Aluminiumkessel aufsetzte, um schnell Wasser zu kochen.
So kurz vor Tagesanbruch wurden die Sterne matter, und es war sehr kühl, Easter trat auf die Veranda und hielt Ausschau nach Osten, lauschte auf das erste Signal des Vier-Uhr-zwanzig-Expreßzugs aus Port Pirie. Jenseits des Hauses hatte die Welt weder Form noch Substanz.
Leise ging Easter ums Haus auf die vordere Veranda mit Blick auf das Bahnhofsgebäude, den Wasserturm, die Öltanks für die neuen Diesel und die wenigen Cottages, die von den fest angestellten Bahnarbeitern und dem übrigen Bahnpersonal bewohnt wurden. Mehr als das gab es nicht in Chifley: keine Straßen, keine Laden, kein Hotel. Außer einem einzigen erleuchteten Fenster war um vier Uhr morgens in Chifley nichts zu sehen.
In einer mondlosen Nacht sieht man auch nichts von der Nullarbor-Ebene oder der dreihundertdreißig Meilen langen Eis enbahnlinie, die sie schnurgerade durchquert. Selbst Euklid konnte hier nirgendwo einen geometrischen Winkel entdecken, nur endlose Quadratmeilen baumlosen Landes, so flach wie eine Tischplatte, in dem, wie die Aborigines glauben, Ganba lebt, nachts umgeht und einen schwarzen Burschen jagt, der unbesonnen genug ist, sein Lagerfeuer zu verlassen, um ein Mädchen von seinem rechtmäßigen Herrn fortzulocken. Jetzt waren alle Höhlen, Kavernen und Schächte im Dunst verborgen, ebenso die unzähligen Meilen, bedeckt mit kniehoher Salzmelde, die Senior Constable Easter und seine Helfer nach Myra Thomas abgesucht hatten. Myra Thomas war fünf Wochen und drei Tage vor diesem Oktobermorgen aus dem Vier-Uhr-zwanzig-Expreß verschwunden. Sie schien an einer der Stationen der Transcontinental Railway aus dem Zug gestiegen oder während der Fahrt aus dem Waggon gestürzt zu sein - in jedem Fall hatte Ganba sie verschlungen, weil sie nachts unterwegs gewesen war, um sich den Kerl einer anderen Frau zu angeln, der er von Rechts wegen angehörte. Der Teufel sollte sie holen !
Easter ging in die Küche zurück, brühte Tee auf und stellte, um seine Frau nicht zu stören, ganz leise die Tassen auf den Tisch. Sein Gesicht, sein Hals und seine Hände hatten die Farbe verwitterten Kupfers, zu dem die hellgrauen Augen einen auffallenden Gegensatz bildeten. Sonne und Wind hatten sein Haar gebleicht und seine Haut zerknittert, als sei er schon Vierzig und nicht noch unter Dreißig. Seine Größe und sein Körperbau waren so beeindruckend, daß nur ein Betrunkener es gewagt hätte, sich mit ihm anzulegen.
Seine zweite Tasse Tee nahm er auf die Ostveranda mit.
Jetzt wölbte sich das Licht - weder das einer unechten noch das einer echten Dämmerung - über den Rand der Welt und verwandelte sich allmählich in ein blendendweißes Leuchten. Der Expreß fuhr auf diesem Streckenabschnitt mit achtzig Meilen pro Stunde - fünfzehn Minuten noch bis zu seiner Ankunft in Chifley.
Easter hatte wirklich sein Möglichstes getan, um das verdammte Frauenzimmer zu finden. Sechzehn bis achtzehn Stunden täglich hatte er mühsam die endlose Ebene durchkämmt, die Fährtensucher eingeteilt und angeleitet, denen nicht einmal die Spur einer Wüstenspringmaus entging, aber nirgends war ein Fußabdruck dieser Frau zu sehen gewesen - weder mit Schuh noch barfuß. Woche um Woche hatten sie die Suche fortgesetzt, ohne nachzulassen, und nicht einmal ein Kleidungsstück gefunden, ganz zu schweigen von einer Leiche.
Ja, er hatte sich bis zum Äußersten eingesetzt und seine Fährtensucher genauso. Der Inspektor wußte das und war mit ihm der Meinung, daß das dämliche Frauenzimmer absichtlich verschwunden sein mußte.
Warum dann die Mühe? Warum die Suche noch einmal beginnen, als sei sie die Frau eines Railway Commissioners und kein mordendes Miststück? Man hätte sie aufhängen sollen, um zu verhindern, daß sie die Nullarbor-Ebene je sah. Und jetzt sollte er sich wohl in Schale werfen, um diesen Wunderknaben aus den Oststaaten abzuholen, der kam, um ihm, Senior Constable Easter, vorzumachen, wie man eine Sache richtig anpackte.
Rasiert, in Drillichjacke und Slacks, brachte Easter seiner Frau eine Tasse Tee und verfluchte den Lokführer, der den Zug in der Ferne mehr als einmal pfeifen ließ. Elaine setzte sich auf, sagte lächelnd guten Morgen und fragte ihn, ob er auch Kaffee aufgesetzt habe.
»Habe ich! Ich muß hier wirklich schuften wie ein Sklave. Die Grillkoteletts sind auch vorbereitet. Ich muß los, um den komischen Vogel abzuholen.«
»Du bist lieb. Ich stehe jetzt auf. Nur keine Sorge. Wir hatten schon früher Inspektoren hier. Hunderte.«
Er küßte sie leicht auf das Haar, ging zur Tür, sah sich noch einmal um und grinste, weil ihm heute Morgen nicht nach einem Lächeln zumute war.
Sie hörte ihn durch den kurzen Flur zur Haustür und dann die Verandastufen hinuntergehen. Der Zug fuhr rumpelnd in den sogenannten Bahnhof ein, der keinen Bahnsteig hatte, während sie in ein Kleid schlüpfte, ein paar neue Scheite ins Feuer warf und sich dann weiter anzog. Es ist schlimm, dachte sie. Nach so viel Arbeit, nachdem alles andere zugunsten dieser einen Sache zurückgestellt worden war, sah es so aus, als wollten sich größere und klügere Gehirne damit befassen.
Wofür hielten sie ihren Mann? Für einen Grünschnabel?
War er nicht in einer Heimstätte unten an der Südwestecke der Ebene geboren und aufgewachsen? War er nicht schon seit sechs Jahren hier stationiert und lehnte alle Beförderungen ab, weil er jede Meile dieses vermaledeiten Landes liebte? Und warum eigentlich dieses Getue um eine solche Frau?
Während sie dem brodelnden Kaffee und den brutzelnden Koteletts zusah, erinnerte sich Elaine Easter, wie alles gewesen war.
Ende August hatte Myra Thomas wegen Mordes vor Gericht gestanden. Prozeßort war Adelaide, und in Südaustralien läßt sich die Justiz selten von auswärtigen Schlaumeiern beeinflussen.
Myra Thomas, siebenundzwanzig, schick angezogen und als Rundfunkautorin eine lokale Berühmtheit. Ihr Mann, Schauspieler, ebenfalls vorwiegend beim Rundfunk beschäftigt, vierunddreißig Jahre alt, gutaussehend und nach allem, was man so hörte, ein Gewohnheitstrinker und unersättlicher Liebhaber.
Der Verteidiger hatte erklärt, der Mann sei ein Lump in Reinkultur und die Beschuldigte eine Märtyrerin gewesen, die seit langem seinen Wutanfallen, seelischen Grausamkeiten und Akten körperlicher Gewalt ausgesetzt gewesen war. Es hieß, der Mann sei spät aus einer ›Konferenz‹ nach Hause gekommen. Es hatte einen ›Wortwechsel‹ gegeben, und er war in die Garage gestürzt und hatte eine Pistole geholt. Mann und Frau rangen miteinander, die Pistole ging los, der Mann fiel tot um. Die ewig gleiche alte Geschichte, die beweist, daß Australier nicht originell sind.
Die Staatsanwaltschaft bewies, daß die Pistole, ein Andenken aus dem Krieg, erst vor kurzem geölt worden war und man viel Kraft brauchte, um abzudrücken und zu feuern; die Sachverständigen sagten unter Eid aus, daß die Pistole mindestens neunzig Zentimeter von der Brust des Opfers entfernt gewesen war, als sie losging.
Für die Gerichtsbeamten und die Presse war es ein Verfahren wie viele andere, aber die Beschuldigte weckte bei allen Männern lebhaftes Interesse. Sie weinte unaufhörlich, Sie weinte während des Resümees des Richters und während die Geschworenen berieten. Sie weinte, als sie von Freunden im Triumph aus dem Gericht geführt wurde und eine Horde von Teenagern sie mit enthusiastischen Ovationen empfing.
Das Urteil der Geschworenen sprach jeder Vernunft Hohn. Wenn es je ein Beispiel dafür gegeben hatte, daß das System des Geschworenengerichts bei Mordfallen völlig versagte, dann war es das Urteil dieser Jury, denn sie sprach die Angeklagte frei, um sich nicht mit der Verantwortung für ein Todesurteil zu belasten.
Schon Wochen vor dem Prozeß hatte Myra Thomas im Licht der Öffentlichkeit gestanden, und während der Verhandlung bekam sie eine Publicity, die man nur mit der des Melbourne Cup vergleichen konnte, denn während dieses Pferderennens ruhen Arbeit und öffentliches Leben, und ganz Australien steht praktisch still. Für den Ermordeten hatte die Presse kein einziges Wort des Mitleids.
Die Heldin und ihre Mutter beschlossen, Adelaide zu verlassen und nach Perth, Westaustralien, umzuziehen. Sie reisten unter falschem Namen in Begleitung zweier anderer Frauen mit dem Expreß, der morgens um vier Uhr zwanzig von Port Pirie abging. Nachdem der Zug Reid verlassen hatte, wurden die Betten aufgeschlagen. Hinter Fisher zogen sich alle zurück und schliefen ziemlich gut. Nur eine der Frauen erinnerte sich am nächsten Morgen, daß der Zug ein paarmal gehalten hatte.
Zwischen Deakin und Chifley brachte der Schaffner den Morgentee in die Abteile, und da entdeckten die drei Frauen, daß die vierte nicht mehr da war. Der Zug wurde durchsucht, die Vermißte jedoch nicht gefunden. Man fragte bei allen Stationen zwischen Chifley und Reid an, aber sie war nicht ausge

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