Frau Bovary
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Publié le 08 décembre 2010
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Extrait

The Project Gutenberg EBook of Frau Bovary, by Gustave Flaubert This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.net Title: Frau Bovary Author: Gustave Flaubert Translator: Arthur Schurig Release Date: April 26, 2005 [EBook #15711] Language: German Character set encoding: TeX *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK FRAU BOVARY *** Produced by Gunter Hille, K.F. Greiner and the Online Distributed Proofreading Team. Frau Bovary von GuĆave Flaubert ¨ Die Ubertragung deŊ RomanŊ Madame Bovary auŊ dem FranzŽsisĚen besorgte Arthur SĚurig. Insel-Verlag zu Leipzig ErĆeŊ BuĚ 4 ErĆeŊ Kapitel EŊ war ArbeitŊĆunde. Da trat der Rektor ein, ihm zur Seite ein \Neuer", in gewŽhnliĚem Anzuge. Der Pedell hinter den beiden, SĚulĆubengerŁt in den HŁnden. Alle Şler erhoben siĚ von ihren PlŁŃen, wobei man so tat, alŊ sei man auŊ seinen Studien aufgesĚeuĚt worden. Wer eingeniĘt war, fuhr mit auf. Der Rektor winkte ab. Man seŃte siĚ wieder hin. Darauf wandte er siĚ zu dem die AufsiĚt f§hrenden Lehrer. \Herr Roger!" lispelte er. \Diesen neuen ZŽgling hier empfehle iĚ Ihnen besonderŊ. Er kommt zunŁĚĆ in die Quinta. Bei lŽbliĚem Flei und Betragen wird er aber in die Quarta verseŃt, in die er seinem Alter naĚ gehŽrt." Der Neuling blieb in dem Winkel hinter der T§re Ćehen. Man konnte ihn niĚt ordentliĚ sehen, aber oĎenbar war er ein Bauernjunge, so ungefŁhr f§nfzehn Jahre alt und grŽer alŊ alle andern. Die Haare trug er mit Simpelfransen in die Stirn hinein, wie ein DorfsĚulmeiĆer. SonĆ sah er gar niĚt dumm auŊ, nur war er hŽĚĆ verlegen. So sĚmŁĚtig er war, beengte ihn sein gr§ner ¨ TuĚroĘ mit sĚwarzen KnŽpfen doĚ siĚtliĚ, und durĚ den SĚliŃ in den ArmelaufsĚlŁgen sĚimmerten rote Handgelenke hervor, die zweifelloŊ die freie Luft gewŽhnt waren. Er hatte gelbbraune, durĚ die TrŁger §bermŁig hoĚgezogene Hosen an und blaue Str§mpfe. Seine Stiefel waren derb, sĚleĚt gewiĚĆ und mit NŁgeln besĚlagen. Man begann die fertigen Arbeiten vorzulesen. Der Neuling hŽrte aufmerksamĆ zu, mit wahrer KirĚenandaĚt, wobei er eŊ niĚt einmal wagte, die Beine §bereinander zu sĚlagen noĚ den Ellenbogen aufzuƧŃen. Um zwei Uhr, alŊ die SĚulgloĘe lŁutete, mute ihn der Lehrer erĆ besonderŊ auĎordern, ehe er siĚ den andern ansĚlo. EŊ war in der KlaĄe Sitte, beim Eintritt in daŊ UnterriĚtŊzimmer die M§Ńen wegzusĚleudern, um die HŁnde frei zu bekommen. EŊ kam darauf an, seine M§Ńe gleiĚ von der T§r auŊ unter die riĚtige Bank zu faĘen, wobei sie unter einer t§Ětigen Staubwolke laut aufklatsĚte. DaŊ war so SĚuljungenart. Sei eŊ nun, da ihm dieseŊ Verfahren entgangen war oder da er niĚt gewagt hatte, eŊ ebenso zu maĚen, kurz und gut: alŊ daŊ Gebet zu Ende war, hatte der Neuling seine M§Ńe noĚ immer vor siĚ auf den Knien. DaŊ war ein wahrer WeĚselbalg von KopfbedeĘung. BeĆandteile von ihr erinnerten an eine BŁrenm§Ńe, andre an eine TsĚapka, wieder andre an einen runden Filzhut, an ein Pelzbarett, an ein wollneŊ KŁppi, mit einem Worte: an allerlei armselige Dinge, deren Ćumme HŁliĚkeit tiefsinnig Ćimmt wie daŊ GesiĚt eineŊ BlŽdsinnigen. Sie war eifŽrmig, und FisĚbeinĆŁbĚen verliehen ihr den inneren Halt; zu unterĆ sah man drei runde W§lĆe, dar§ber (voneinander durĚ ein roteŊ Band getrennt) Rauten auŊ Samt und KaninĚenfell und zu oberĆ eine Art SaĘ, den ein vieleĘiger PappdeĘel mit kunterbunter SĚnurenĆiĘerei krŽnte und von dem herab an einem ziemliĚ 5 d§nnen Faden eine kleine goldne Troddel hing. Diese KopfbedeĘung war neu, waŊ man am Glanze deŊ SĚirmeŊ erkennen konnte. \Steh auf!" befahl der Lehrer. Der Junge erhob siĚ. Dabei entglitt ihm sein Turban, und die ganze KlaĄe fing an zu kiĚern. Er b§Ęte siĚ, daŊ M§Ńenunget§m aufzuheben. Ein NaĚbar Ćie mit dem Ellenbogen daran, so da eŊ wiederum zu Boden fiel. Ein abermaligeŊ SiĚ-darnaĚ-b§Ęen. \Leg doĚ deinen Helm weg!" sagte der Lehrer, ein WiŃbold. DaŊ sĚallende GelŁĚter der Şler braĚte den armen Jungen gŁnzliĚ auŊ der FaĄung, und nun wute er gleiĚ gar niĚt, ob er seinen \Helm" in der Hand behalten oder auf dem Boden liegen laĄen oder aufseŃen sollte. Er nahm PlaŃ und legte die M§Ńe §ber seine Knie. \Steh auf!" wiederholte der Lehrer, \und sag mir deinen Namen!" Der Neuling Ćotterte einen unverĆŁndliĚen Namen her. \NoĚ mal!" DaŊselbe SilbengeĆammel maĚte siĚ hŽrbar, von dem GelŁĚter der KlaĄe §bertŽnt. \Lauter!" rief der Lehrer. \Lauter!" Nunmehr nahm siĚ der Neuling feĆ zusammen, ri den Mund weit auf und gab mit voller Lungenkraft, alŊ ob er jemanden rufen wollte, daŊ Wort von siĚ: \Kabovary!" HŽllenlŁrm erhob siĚ und wurde immer ĆŁrker; dazwisĚen gellten Rufe. Man br§llte, heulte, grŽlte wieder und wieder: \Kabovary! Kabovary!" NaĚ und naĚ verlor siĚ der Spektakel in vereinzelteŊ Brummen, kam m§hsam zur Ruhe, lebte aber in den Bankreihen heimliĚ weiter, um da und dort plŽŃliĚ alŊ halberĆiĘteŊ GekiĚer wieder aufzukommen, wie eine Rakete, die im VerlŽsĚen immer wieder noĚ ein paar Funken spr§ht. WŁhrenddem ward unter einem Hagel von Strafarbeiten die Ordnung in der KlaĄe allmŁhliĚ wiedergewonnen, und eŊ gelang dem Lehrer, den Namen \Karl Bovary" feĆzuĆellen, naĚdem er siĚ ihn hatte diktieren, buĚĆabieren und dann noĚ einmal im ganzen wiederholen laĄen. AlŊdann befahl er dem armen SĚelm, siĚ auf die Strafbank diĚt vor dem Katheder zu seŃen. Der Junge wollte den Befehl auŊf§hren, aber kaum hatte er siĚ in Gang geseŃt, alŊ er bereitŊ wieder Ćehen blieb. \WaŊ suĚĆ du?" fragte der Lehrer. \Meine M§...", sagte er şĚtern, indem er mit sĚeuen BliĘen UmsĚau hielt. \F§nfhundert Verse die ganze KlaĄe!" Wie daŊ Quos ego bŁndigte die Stimme, die diese Worte w§tend auŊrief, einen neuen Sturm im EntĆehen. \IĚ bitte mir Ruhe auŊ!" fuhr der empŽrte SĚulmeiĆer fort, wŁhrend er siĚ mit seinem TasĚentuĚe den SĚwei von der Stirne troĘnete. \Und du, du Rekrut du, du sĚreibĆ mir zwanzigmal den SaŃ auf: Ridiculus sum!" Sein Zorn lie naĚ. \Na, und deine M§Ńe wirĆ du sĚon wiederfinden. Die hat dir niemand geĆohlen." AlleŊ ward wieder ruhig. Die KŽpfe versanken in den Heften, und der Neuling verharrte zwei Stunden lang in muĆerhafter Haltung, obgleiĚ ihm von Zeit zu Zeit mit einem Federhalter 6 abgesĚwuppte kleine Papierkugeln inŊ GesiĚt flogen. Er wisĚte siĚ jedeŊmal mit der Hand ab, ohne siĚ weiter zu bewegen noĚ die Augen aufzusĚlagen. ¨ AbendŊ, im ArbeitŊsaal, holte er seine ArmelsĚoner auŊ seinem Pult, braĚte seine Habseligkeiten in Ordnung und liniierte siĚ sorgsam sein SĚreibpapier. Die andern beobaĚteten, wie er gewiĄenhaft arbeitete; er sĚlug alle WŽrter im WŽrterbuĚe naĚ und gab siĚ viel M§he. ZweifelloŊ verdankte er eŊ dem groen Fleie, den er an den Tag legte, da man ihn niĚt in der Quinta zur§Ębehielt; denn wenn er auĚ die Regeln ganz leidliĚ wute, so verĆand er siĚ doĚ niĚt gewandt auŊzudr§Ęen. Der Pfarrer seineŊ HeimatdorfeŊ hatte ihm kaum ein biĚen Latein beigebraĚt, und auŊ Sparsamkeit war er von seinen Eltern so spŁt wie nur mŽgliĚ auf daŊ Gymnasium gesĚiĘt worden. Sein Vater, Karl DionyŊ Barthel Bovary, war StabŊarzt a.D.; er hatte siĚ um 1812 bei den AuŊhebungen etwaŊ zusĚulden kommen laĄen, worauf er den AbsĚied nehmen mute. Er seŃte nunmehr seine kŽrperliĚen Vorz§ge in bare M§nze um und ergatterte siĚ im Handumdrehen eine Mitgift von seĚzigtausend Franken, die ihm in der Person der ToĚter eineŊ Hutfabrikanten in den Weg kam. DaŊ MŁdĚen hatte siĚ in den h§bsĚen Mann verliebt. Er war ein SĚwerenŽter und PrahlhanŊ, der sporenklingend einherĆolzierte, SĚnurr- und BaĘenbart trug, die HŁnde voller Ringe hatte und in seiner Kleidung auĎŁllige Farben liebte. Neben seinem Haudegentum besa er daŊ gewandte Getue eineŊ EllenreiterŊ. Sobald er verheiratet war, begann er zwei, drei Jahre auf KoĆen seiner Frau zu leben, a und trank gut, sĚlief biŊ in den halben Tag hinein und rauĚte auŊ langen Porzellanpfeifen. NaĚtŊ pflegte er sehr spŁt heimzukommen, naĚdem er siĚ in KaĎeehŁusern herumgetrieben hatte. AlŊ sein SĚwiegervater Ćarb und nur wenig hinterlie, war Bovary empŽrt dar§ber. Er §bernahm die Fabrik, b§te aber Geld dabei ein, und so zog er siĚ sĚlieliĚ auf daŊ Land zur§Ę, wovon er siĚ goldne Berge ertrŁumte. Aber er verĆand von der LandwirtsĚaft auĚ niĚt mehr alŊ von der HutmaĚerei, ritt lieber spazieren, alŊ da er seine Pferde zur Arbeit einspannen lie, trank seinen Apfelwein flasĚenweise selber, anĆatt ihn in FŁĄern zu verkaufen, lie daŊ fetteĆe Gefl§gel in den eignen Magen gelangen und sĚmierte siĚ mit dem SpeĘ seiner SĚweine seine JagdĆiefel. Auf diesem Wege sah er zu guter LeŃt ein, da eŊ am tunliĚĆen f§r ihn sei, siĚ in keinerlei GesĚŁfte mehr einzulaĄen. F§r zweihundert Franken JahreŊpaĚt mietete er nun in einem Dorfe im Grenzgebiete von Caux und der Pikardie ein GrundƧĘ, halb Bauernhof, halb HerrenhauŊ. Dahin zog er siĚ zur§Ę, f§nfundvierzig Jahre alt, mit Gott und der Welt zerfallen, gallig und mig§nĆig zu jedermann. Von den MensĚen angeekelt, wie er sagte, wollte er in Frieden f§r siĚ hinleben. Seine Frau war dereinĆ toll verliebt in ihn gewesen. Aber unter tausend Dem§tigungen Ćarb ihre Liebe doĚ rettungŊloŊ. Ehedem heiter, mitteilsam und herzliĚ, war sie allmŁhliĚ (juĆ wie siĚ abgeĆandner Wein zu EĄig wandelt) m§rrisĚ, zŁnkisĚ und nervŽŊ geworden. Ohne zu klagen, hatte sie viel gelitten, wenn sie immer wieder sah, wie ihr Mann hinter allen Dorfdirnen her war und abendŊ m§de und naĚ Fusel Ćinkend auŊ irgendwelĚer Spelunke zu ihr naĚ HauŊ kam. Ihr Stolz hatte siĚ zunŁĚĆ mŁĚtig geregt, aber sĚlieliĚ sĚwieg sie, w§rgte ihren Grimm in Ćummem StoiziŊmuŊ hinunter und beherrsĚte siĚ biŊ zu ihrem leŃten St§ndlein. Sie war unablŁĄig tŁtig und immer auf 7 dem PoĆen. Sie war eŊ, die zu den AnwŁlten und BehŽrden ging. Sie wute, wenn WeĚsel fŁllig waren; sie erwirkte ihre VerlŁngerung. Sie maĚte alle HauŊarbeiten, nŁhte, wusĚ, beaufsiĚtigte die Arbeiter und f§hrte die B§
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