Publications de l'École française de Rome - Année 1991 - Volume 146 - Numéro 1 - Pages 129-137Ihre Lage im Zentrum Europas und ihre Bikonfessionalität brachten es mit sich, daß die Schweiz seit Beginn der Neuzeit immer wieder das Ziel von Exilsuchenden war. Das begann im 16. Jahrhundert mit vereinzelten Hugenotten, verstärkte sich dann im Zeitalter Ludwigs XIV. zu wahren Strömen von Zufluchtsuchenden aus Frankreich und dem Herzogtum Savoyen. Es folgte ein Jahrhundert relativer Ruhe, bis die französische Revolution erneut Emigranten in die Schweiz trieb. Das war gleichsam ein Nachhall des Ancien Régime. Eine neue Ordnung mit strafferen Kompetenzen und einer Tendenz zur weiterreichenden Überwachung der Schweiz setzte nach 1815 ein, da die Schweiz sich zu immerwährender Neutralität verpflichtete und durch die Heilige Allianz zeitweilig in das System Metternichs eingebunden war. Sie mußte sich 1823 durch das Presse- und Fremdenkonklusum zur Überwachung liberaler Asylanten verstehen, entledigte sich aber dieser Kontrolle nach 1830 und zog nun vor allem eine geistige Elite von Immigranten auf sich, die sich nach 1848 noch verstärkte. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren es dann verstärkt Exponenten der äussersten Linken welche die Schweiz aufsuchten und zeitweilig Konflikte heraufbeschworen. Dann kam der 1. Weltkrieg und mit ihm erstmals eine strikte, vom Bund gehandhabte Überwachung der Flüchtlinge, die nach 1933 und vor allem im Zweiten Weltkrieg verschärft wurde und zu eigentlichen Tragödien führte. Dieses Schockerlebnis hat eine tiefe Wirkung auf die schweizerische Öffentlichkeit ausgeübt, eine Liberalisierung der Praxis ausgelöst, die vor allem Immigranten aus kommunistischen Ländern zugutekam. In jüngster Zeit freilich treten ganz andere Probleme an die Schweiz heran : Ströme von Auswanderern aus der Dritten Welt. Gegenüber dieser Herausforderung hat die schweizerische Asylpolitik bisher versagt. 9 pages