F. KLEIN vm A. SOMMEEFELD,ÛBEE DIETHEOEIE DES KREISELS.HEFT IV.DIE TECHNISCHEN ANWENDUNGEN DER KREISELTHEORIE.FUR DEN DRUCK BEARBEITET UND ERGANZT VONFRITZ NOETHER.LEIPZIG,DRUCK UND YERLAG VON B. G. TEUBNER.1910.\OOPYEIGïïT 1910 BY B. TEUIîNKH IN hKlV'/.UiG.ALLE RECHTE, EINSCHLIESSLIOH DES ÛBEliSETZXJNGHEECHTS, VOUBKUALTKN.VORWORT.ALs F. Klein im Wintersemester 1895/96 eine zweisfcundige Yor-lesmig ^;,ûber den Kreisel" hielt^ unternaliui er es in erster Linie^ dienament-lich in Eiigland verbreitete unmittelbarere Auffassimg der mechaniscbenProblème gegenliber der abatrakteren Farbnng der deiitsclien Scliulezu botonen^ aiulererseits die namentlicli in Dentscliland ausgebîldetenMetlioden der Kiemannsclien Funktionentlieorie fur die Meclianik fruclit-bar zu maclien. Die Berûcksicbtigung der Anwendungen und der pliysi-Wirkliclikeit wurdekalischen damais zwar in einzelnen Beispielen an-gedeutet und lebhaft gefordert, aber nicbt innocli voUem Umfangedurcligefûhrt.In der ans der Feder von A. Sommerfeld stammenden umfâng-inebrlichen Drucklegung ûberwog und niebr das Interesse der An-wendungen, besonders nacli dessen Ubernalime eines Lehramtes in dertechnisclien Mecbanik iind spater in der Pliysik. Der auf dièse Weiseliinzutretende Stoiï astronomiscben, geophysikaliscben und teclinisclienInlialtes hatte aber gegenûber dem Plane der ursprûngliclien Vorlesungmit Notwendigkeit eine Anderung des mathematischen Standpunktesim Gefolge. W'âhrend die in den ...
F. KLEIN vm A. SOMMEEFELD,
ÛBEE DIE
THEOEIE DES KREISELS.
HEFT IV.
DIE TECHNISCHEN ANWENDUNGEN DER KREISELTHEORIE.
FUR DEN DRUCK BEARBEITET UND ERGANZT VON
FRITZ NOETHER.
LEIPZIG,
DRUCK UND YERLAG VON B. G. TEUBNER.
1910.\
OOPYEIGïïT 1910 BY B. TEUIîNKH IN hKlV'/.UiG.
ALLE RECHTE, EINSCHLIESSLIOH DES ÛBEliSETZXJNGHEECHTS, VOUBKUALTKN.VORWORT.
ALs F. Klein im Wintersemester 1895/96 eine zweisfcundige Yor-
lesmig ^;,ûber den Kreisel" hielt^ unternaliui er es in erster Linie^ dienament-
lich in Eiigland verbreitete unmittelbarere Auffassimg der mechaniscben
Problème gegenliber der abatrakteren Farbnng der deiitsclien Scliule
zu botonen^ aiulererseits die namentlicli in Dentscliland ausgebîldeten
Metlioden der Kiemannsclien Funktionentlieorie fur die Meclianik fruclit-
bar zu maclien. Die Berûcksicbtigung der Anwendungen und der pliysi-
Wirkliclikeit wurdekalischen damais zwar in einzelnen Beispielen an-
gedeutet und lebhaft gefordert, aber nicbt innocli voUem Umfange
durcligefûhrt.
In der ans der Feder von A. Sommerfeld stammenden umfâng-
inebrlichen Drucklegung ûberwog und niebr das Interesse der An-
wendungen, besonders nacli dessen Ubernalime eines Lehramtes in der
technisclien Mecbanik iind spater in der Pliysik. Der auf dièse Weise
liinzutretende Stoiï astronomiscben, geophysikaliscben und teclinisclien
Inlialtes hatte aber gegenûber dem Plane der ursprûngliclien Vorlesung
mit Notwendigkeit eine Anderung des mathematischen Standpunktes
im Gefolge. W'âhrend die in den ersten Heften vorbereiteten Nâhe-
der kleinen Scb.wingungen, Behandlung derrungsmetlioden (Méthode
pseudoregulllren Priicession) und namentlichi die anscliaulicbe Pormu-
lierung der meclianisclien Prinzipien mittels des ImpulsbegriflFes den
die weitergebendenAnwendungen aufserst konform waren^ erwiesen sich
Metlioden, die genaue Darstellung der Bewegungfunktionentheoretiscben
durch eUiptische Puaktionen etc., weiterliin als entbehrlicli. So wurden
mit ihnen verwandten Quater-z. B. die Parameter a, à\ bzw. diey,fi,
deren geometrisclie Bedeutung im ersten, deren analy-nionengrofsen,
tische Wichtigkeit im zweiten Hefte mit besonderem Nacbdruck beraus-
gelassen, nattlr-gearbeitet war, in dem dritten und vierten Hefte faUen
mit Klein selbst, dessen Interessenlich in voiler Ûbereinstimmung
mehr und mehr den Anwendungen zugewandt hatten.sich ebenfalls
der tech-Insbesondere kommt das vierte Heft bel der Darstellung
aUereinfachsten und elementarstennischen Kreiselprobleme mit dem
aus, welches unmittelbar ans der Impuls-Gesetz der Kreiselwirkung
Dynamik starrer Korper fliefst und zu Beginn dièsesauffassung der
Heftes noch einmal kurz abgeleitet wird.
dais unserer Arbeit auf dièse WeiseWir wollen nicht leugnen,
Plan und demfiinfzehn Jahre, die zwischen dem erstenim Lauf der
mit der Einheit dernunmehrigen Abschlufs des Bûches verflossen sind,
Stoff und Darstellungsart verlorenZeit auch die Einheitlichkeit von
j^J!VERSiTY iJBRARlESVorwort.JY
son;,iiuf die allo'eiiî(M'îu\Beziig nnalytiscliowir inist, dafsgegangen
zii Ih^l'i,Aiizei,i4'('îi I uihI I!,in den îuajiclirsnameiiHiclifrillier,Meclianik
wird, d;?!':;g(dia!i(Mî. wirwas spater niM jindcmr-habeii,Yersprochen
tH!ii4-(^S(dilaL;viiSeitenweg hilnni,mathematisclieu (Un- misseits manchen
ablenkio: dcinIfauptziel lunikM^munserem \'er-.Yorûbero-eliend von
Muge (b'e \'irls(M'iigkriiProblcms. cb'sdynamisclien In-stândiiis des
angesclibigtMieiiMannigfaltigkeit der lni.errss('ngcbiriediehaltes und
die îuang(diîd(^ Svst(MH:iiikwerden fur und Zic.bauis(dî(^n Vori'icbiung«^n
^
geeignet, den Sinn fur wirkliche Mecbanik zu wtudcen. Mfjgr Pi-*^in
der Darstellung unseres Bûches diesem Zweck in crbriliiom MafC iVunwn
und sich dadurch auch in Zukunft des ebrenvolleii Bc^'nanienK wiirdig
erweisen, den ilini scLon Sir John îlerscbel b(dlegi.(\ des Naniens
eines philosophical instrument!
Grôttingeu und Milncben, im April VJliK
F. KLEIN. A. HOMMKIIM^ÎLI).Kapitel IX.
TediHische AiwendiMigen.
Die wiclitigste Formel der1. Kreiseltlieorieo Allgemeines iiber die§
Stabilieriiîig durcli Kreiselwirkuîigeii.
Dais dielses Schlufsheft iinseres Werkes so spât erscheint^ kônnen
Interesse Sacliewir im der nicht bedauern. Sind docli die teclmisclieîi
Anwendungeîi; um die es sich hier hauptsachlicli handelt^ erst in den
letzten zelm Jalireii, also wahrend des Driicks dièses Buclies^ entstanden;
wir erinnern an die Sclineilbahnen^ an den SchitFskreisel mid den
Kreiselkompafs.
ilirer ErklarungBei l)ew*âb.rt sicli nun in "besonderem Mai'se das
unserer ganzen Darstellung frûher zu Grrunde gelegte mechaniseiie
Prinzip: die Voranstellung des Impulsbegriffes. Wir gelangen von
hier ans unmittelbar zu derjenigen Formel, anf der die Théorie fast
aller technisclien Anwendungen beruht.
Da wir wûnscben^ dafs die Entwickelungen dièses Kapitels aucii
der Kapitel verstândlich sindohne eingehendes Studium vorangehenden
aucli in den Handen des Ingénieurs als fruchtbarund sich womoglicb
erweisen mocliten^ sclieint es angeniessen, die zu ibrer Begrûndung
dienenden Formeln und Begriffe hier in Kûrze znsammenzustellen.
J)er Impuis (genauer gesagt „das Impulsmoment^^) war das Moment
der starrender Eewcgung-sgrolse einzelnen Massenteile des rotierenden
den festen Punkt desselben. Haben wir esKôrperS; bezogen anf
mit schneli rotierenden Schwungring oder Radsatze zu thun^einem
so iiberwiegt die Rotation um die Symmetrieaxe (,,Figurenaxe") so
sehr ûber die dem Korper („Kreisel") sonst etwa erteilten Drehnngen^
senkrecht zur Figurenaxedais die Ebene jenes Momentes merklich
^^Âquatorebene des Kreisels" f'âILt. Der Impuls-steht, merklich in die
auf jener Ebene errichtet wird^ fallt dannvektor, welcher senkrecht
merklich in die Figurenaxe. Seine nach dieser Axe genommene
meist rernach-Komponente, gegen die also die anderen Komponenten
n 49Klci -Somme rfeld, Kroisclbcwcgang.Anwendiino^en.TeclinischeIX.
762
den .^EigeiiinipiiLs^"'' K Eswir isinennen das-werden kormen,lâssigt
wir beiiii Anhissoii desdasG;DraU"), KreisolsAntriebsmomeritjemge
das beini Schiflskî-eist^lilin ûbertragen,Sclinur auf dureheinednrch
Eiseiibabnrildern durcli dwbei denoder Zu^-kraftTurbinenantriebden
wird«unterlialtenLokomotiveder
des Ulirzeigersiîines undBevorzugung desfrûberen I.inks-Der
z. B. Fig. :> uni' IH)(vgl pnii;.Schrauben-Koordinatensystems cnispridit
derjeiiîgeîi Stnte ziehen,Impulsvektor nach von d^-wir den auBes, dafs
die ^^Eigc^urotniioiî^^, inidie Figureiiaxe, lihrztM'ger-Kotation umdie
sinne dreht.
Impulses liefert mai dieEinfahrung des Mr»gliflikeit,Die dere('JuHun4 // an.di^.H Iiaiiius
Die \Vinkel«4-es(dnv iïidio-keit. dij'jdf
trngen wir als drr \'ertiDrtdipfeii in
Pig. IJf).
kalcui auf und zerlej^cMi d(*ns«dben, da
die Vertikale keine Hauptaxe fur die MaHsenv(>rteilun.ic (l(\s Seliu iuigriug<'s
""
ist, in zwei Komponenten nach der Â({naiondHUie niid din- h'iu'urenaxe:
'^sin luid coH 'à
dt1. Die wichtigste Formel der§ Kreiseltheorie. 765
zugehorigen ÂnteileDie des Impulses werden durch Multiplikation mit
deii bez. Trâgheitsmomenten gewoniien. Wird aiso das Tfâgheits-
moment fiir eine Axe der Aquatorebene mit A bezeiclinet, so erliâlt
man die zur Figurenaxe senkreclite Impulskomponente, welche bei
der vorangelienden angenâherteii BetracMung dengegen Eigenimpuls
vernachlâssigt wiirde^ gleicb
=0P A sin»'-^-
dt
derMacht man in Figur OP==NI, fûgt also zurdièse Figurenaxe
Komponente zu demsenkrechte EigenimpulsN= OJVliinzu^ so erMllt man
Endpunkt des Impulsvektors I. Derden fraglicbe Radius E ergiebt sicb
uuU; wenn wir den Linienzug ONI auf die Riclitung 311 projizieren, zu
== — -^ — •ON sin ^ iVJ ces = iV^ sin .^B A sin ^ cos d^4t
ist Huch die o;esucbte Tra^beitswirkuno; bekannt:Sômit
^^'''
(III) K=^Ii^^(N--A cos sin
lu^4f)
Das hier gefnudene Zusatzglied
ê' (A sin cos d'
-||j
ist librigens ans der Théorie des einfachen sphiirischen Pendels bekannt,
es ist die dort als Moment der Centrifugalkraft bezeichnete Wirkung.
desVerschwindet namlich der Eigenimpuls Kreisels (N= so schwingt0),
ein spharisches Pendel mit dem Trilgheitsmomentder Kreisel wie A.
konnen mis dièses realisiert denken durch ein Fadenpendel vonWir
Lange l und Masse ni^ so dafsder
=mP A.
Hier ist nun die horizontal wirkende Centrifugalkraft
und deren Moment um die Knotenlinie
sin cos O' == J. sin O- cosml ^l^jj]^ ,^[^)
Vorzeichen unseresalso gerade der obige Ausdruck. Auch das négative
dieser Betrachtung tiberein, indem das MomentZusatzgiiedes stimmt mit
der Centrifugalkraft das Pendel von der Vertikalen zu entfernen strebt,
und wiealso den umgekehrten Sinn hat^ wie das erste Glied in (III)
der Pfeil K in Fig. 115.
Scheidung der TriigheitswirkungEs ist aber zu bemerken, dais die
und Centrifugalwirkung keine absolute ist, son-,(III) in Kreiselwirkung
Berechnung desdafs wir die Figurenaxe bei derdern davon abhângt,
Impulses ausgezeichnet haben.Aînveu(lan.^x^^.TecliniscliôIX.
766
F.iiieKreiselwirkuîii,n-!L der aut-durchStabilierungIV.
dt^r Kreisidihrorit^ ist¥olgenmii;m diebekanntesteiiiindfaUendsten
rotiennitier Wcdiwuiiirinassrn eiuen auAûbringungdurchMôgliclLkeit,
zu Biabiiisien^u. I )asFreiheits^i^rad Hchenianeutralenoderinstabilensich
die Enh'itniiîii^^tni dicseswelcbes uns KapitelsfiirVerfabrens,dièses
sirh auf ilvnnd imst^ivriMuiiudwerdeii, liUst (I)liefernBeispielemehrfacbe
dars{,eUen.folgendermafseneinem Beispielan
liorizoniahdx'nt' (vn'l. Fï^jr.Figurenaxe in der lU))^derDie Lage
wird, isi un Hi<'h, d. h. heiip gemassen niiditden Winkelwelcbe durcb
Scliwun<4rinti;t'j indillVr^ni:rotierendeni Km
¥ lun die \'t>rfikali'Drebmonieut ixnvirkt
Aiisschlag tlt^r siidi iniiitdrt dt^seinen 7/», fur
in Brirachi koninicndnndie Vertikale iiqua-
Tnlglieitsinoîncnies A anstorialen {Un- Be-
schleunigangsgleichuni( })estinHni
r/"
(IV a) ,.,..,,.
aber der Scliwuiitjjriu,t( in U'oiationIst ver-
setzt, so ist mil diost^ni Aussrhlai( t^jne
Kreiselwirknng.A'" verhinuk^îi, wrleh** ri,:(})ifalrl)('ne
fesûgéhalten wird, sondern sorgen durch eiiie (jev'ujHcte AufliUiKiiouj daplr
dafs sie ihrer Tendem zmi ParaUdiamm mil dry rfriikalni DrrhaM
folgen lann. Sie wird dann ihre Neigung ^f g<\gen dit^ X't'riikab' V(^r-
mindern, entsprecbend der BescblennignngHgleiehnng:
Hierans ergiebt sich fur die Winkelgeschwindigkeit. drr llei>ung dor
Figurenaxe
(lYc)
Torausgesetzt, dafs wirdas Azimutli i/- voii eiu.T Lago ans ziilil.'ii, in der
d&/dt gleieh Null war.
Nun -wurde aber die Fortsetzuug der Dndiung ;>;;// mii O/C (niio
Verlagerung des Impulses N, und zw.ir nacli oIm-h erf.inicrn, ^n-rud.ï so
gut wie iieJ)ieh.mgdxl,/dt um OVdm Verlagerung in dev Ilm-izontal-
ebene. Es tritt daher abermals eiue Kreiselwirkmi.j; auF, und /.war uni
die zu OK uûd OF Iseukrechfce Axe OV. Wirnennen dicsellie IC
imd bestimmen sie wieder durch dio Formel (I) v.a
(IVd)
K'^N'''^-
dt
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