Das Phantom von Keristin
98 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Das Phantom von Keristin , livre ebook

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Description




Der Bagad aus Sainte-Marine wird fünfzig! Das ist die perfekte Gelegenheit für Gwenn Rosmadec, um die Geschichte der bretonischen Band niederzuschreiben. Dafür muss er über das Manoir recherchieren, in dem die Dudelsackspieler üben. Sein Vorhaben ist aber komplizierter als gedacht, da der penn soner, der Dirigent des Bagads, nicht bereit ist, seine Vergangenheit preiszugeben. Hat er etwas zu verheimlichen? Hinzu kommt, dass das Manoir Gerüchten zufolge von einem schottischen Geist heimgesucht wird, der Dudelsackmusik liebt ... Ist das nur Trick, um neugierige Touristen fernzuhalten? Oder spukt es tatsächlich? Als ein junge Schlagzeuger des Bagads im Odet ertrinkt, fängt Gwenn mit seinen üblichen Mitteln an, nach der Wahrheit zu suchen: seinem gesunden Menschenverstand, seiner Logik, aber auch seinen Kenntnissen über paranormale Phänomene, die er auf seinen Reisen in ferne Länder erlangt hat.

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 09 janvier 2020
Nombre de lectures 2
EAN13 9782374537351
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)

Informations légales : prix de location à la page 0,0045€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

Bretonische Ermittlungen
DAS PHANTOM VON KERISTIN
Alex Nicol
Kriminalroman
Aus dem Französischen von Julia Wetter und Sylvie Kaufhold
Les éditions du 38
Für Michel und Catherine Für Yannick und Loic Den großen Erwann Ropars Allen Dudelsackspielern der Bretagne, Schottlands und der ganzen Welt.
1
„Übrigens Gwenn, denk daran, Isabelle und William kommen später zum Abendessen.“
„Am Samstag? Unmöglich! Du weißt ganz genau, dass ich eine Probe für das fünfzigjährige Jubiläum des Bagads habe.“
Soazic Rosmadec warf ihrem Mann einen halb strengen, halb amüsierten Blick zu.
„Wenn es sich um einen deiner Klienten gehandelt hätte, hättest du deine Probe mit der Musikgruppe schnell vergessen.“
Gwenn Rosmadec versuchte genervt zu wirken, wusste aber, dass seine Frau recht hatte.
„Hör mal, ich schlage dir einen Kompromiss vor. Ich gehe zu meiner Probe mit der Band, du nimmst den Aperitif mit den Gästen und zum Abendessen komme ich dazu. Das scheint mir fair, oder?“
Soazic zuckte mit den Schultern. Die Leidenschaft ihres Mannes für den Dudelsack war so standhaft wie eine uneinnehmbare Festung und ließ bei ihr gelegentlich ein wenig Eifersucht aufkommen. Tatsächlich war es nun schon zwei Jahre her, dass er begonnen hatte, einen alten Kindheitstraum wahr werden zu lassen. Und nun, da es ihm gelungen war, das Instrument zu beherrschen, war es die reine Freude.
Gwenn griff die Tasche, die den wertvollen Dudelsack enthielt, die Übungspfeife, sowie ausgewählte Notentexte für das Konzert zum fünfzigjährigen Jubiläum. Leichten Herzens machte er sich auf den Weg zum Manoir von Keristin , dem offiziellen Sitz des Bagads von Sainte Marine .
Die weißen, adretten Fischerhäuschen, gedeckt mit glänzenden Schieferplatten, grüßten ihn lächelnd, aber in seiner Eile, nahm er keine Notiz davon. Bald verließ er die Hauptstraße und bog auf einen Feldweg ein, der zum Meer hinab führte.
Eingebettet in eine bewaldete Mulde am Ufer des Odet , trug das Manoir von Keristin eine seltsame Fassade zur Schau. Auf den ersten Blick kam man nicht umhin, an die neomittelalterlichen Häuser zu denken, die die englische Landschaft und die Romane von Walter Scott durchzogen. Eine Reihe von Türmchen und viereckigen Kaminen ragten in den Himmel, so dass der Mond am Abend hinter den Mauerabschnitten verstecken spielen konnte. Im Erdgeschoss fing eine breite Fensterfront in Spitzbogenform das Licht ein, während in den oberen Etagen quadratische Buntglasfenster im flämischen Stil mit gemeißelten Fenstersimsen die Lichtstrahlen filterten. Auf der rechten Seite überragte ein Turm mit seinen schützenden Zinnen alle anderen, und an einem Mast flatterte die bretonische Flagge in Schwarz und Weiß.
Vor dem Gebäude fiel friedlich ein Rasen, der eines schottischen Golfplatzes würdig gewesen wäre, zur Flussmündung hinab, wo ein kleiner Strand eine hölzerne Anlegestelle beherbergte. Dort warteten geduldig ein paar wieder zum Leben erweckte Segelboote aus alten Zeiten und andere Juwelen der Marine von einst begierig auf ihre Fracht: Touristen oder Liebhaber des Meeres und der Gischt.
Ein wenig abseits am Flussufer standen die Überreste eines Taubenschlags aus dem 16. Jahrhundert, dessen Steinmauern zum Teil durch eine Betonschicht ersetzt worden waren. An der Spitze schützte eine Pyramide aus Glas und Aluminium die neugierigen Besucher, die die inneren Stufen dieses Zeugnisses der Vergangenheit erklommen.
Gwenn stieß die schwere Eichentür, die mit riesigen schwarzen Nägeln übersät war, auf und betrat die Diele. Grüne Fensterscheiben gaben einigen Möbeln aus dunklem Kastanienholz eine seltsame Farbe. Sie schienen dort abgestellt, weil man keinen anderen Platz für sie gefunden hatte. An der Wand stand ein alter Schreibtisch, darauf ein Computer, eine Vase mit einem Rosenstrauß, Akten und Notentexte und dazu eine liebenswürdige Dame, die sich lächelnd an Gwenn wandte:
» Bonjour Gwenn.«
» Salut Katel!«
Katel Le Mao, ehrenamtliche Sekretärin, Organisatorin sämtlicher Veranstaltungen, Korrespondentin einer großen Regionalzeitung und vor allem glückliche Ehefrau des Präsidenten Fanch Le Mao, empfing Gwenn gewohnt freundlich.
»Wie geht es Fanch?«, fragte Gwenn.
»Du kennst ihn! Er macht sich Sorgen wegen der Aufführung. Hoffentlich werden wir rechtzeitig fertig!«
»Beruhige ihn! Wir proben schon lange, und ich kann dir versichern, der Bagad ist auf dem neuesten Stand.«
»Sag du es ihm, er will dich ohnehin sprechen.“
»Irgendwelche Probleme?«
»Nein, ihn beschäftigt ein Projekt im Zusammenhang mit dem Jubiläum. Aber er wird es dir später erklären.«
»Gut, bis dann.«
Gwenn schob die Hintertüre zur Seite und betrat einen riesigen Gewölbesaal. Sofas mit bunten Bezügen verstellten den Raum, während eine monumentale Bar an einer Wand thronte. Eine Bierzapfanlage wartete auf durstige Musiker, während eine Reihe glänzender Pokale, die hinter der Bar platziert waren, die Schaffenskraft des Bagads in diversen Wettbewerben bekundete. Ein Billardtisch schlief artig in einer Ecke und wartete geduldig auf etwaige Spieler. Ein alter Fernseher zeigte den Besuchern seine gewölbte Brust. Auf dem Boden flochten quadratische Teppichreste ein seltsames, buntscheckiges Schachbrettmuster. Plakate erinnerten an die Teilnahme des Bagads an einer Vielzahl von Kulturveranstaltungen in der Bretagne und über die Grenzen der Loire hinaus: Das Festival Interceltique von Lorient , das Festival de Cornouaille in Quimper , das Mondial Folk in Plozevet , die Nacht von St. Patrick in Istres , der Karneval in Èvian und viele mehr. Andere Webeplakate priesen die Qualität deutschen Bieres und erinnerten daran, dass Saint Marine Partnerstadt einer Stadt in Bayern war.
Zwei Männer saßen debattierend auf Barhockern, während sie ihre Bierkrüge leerten. Der Ältere, dessen graue Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren und dessen Gesicht vollständig von seinem Bart eingenommen war, erinnerte wegen seines opulenten Bauches an ein gallisches Dorfoberhaupt. Ihm gegenüber saß ein junger, relativ schlanker Bursche ganz in Schwarz mit kurz geschnitten Haaren und einem funkelnden, schalkhaften Blick.
Fanch machte Gwenn in seinen Bart hinein lächelnd ein Zeichen.
»Ein Bier?«
»Mit Vergnügen.«
Fanch bewegte seinen runden Bierbauch hinter die Theke, nahm einen Krug herunter und füllte ihn vorsichtig mit der bernsteinfarbenen, schäumenden Flüssigkeit. Yann Coadou, der Pen soner und damit der Dirigent der Dudelsackspieler, stellte sein Glas ab und wandte sich an den Neuankömmling.
»Und, schaffst du den Gavotte-Rhythmus jetzt?«
»Ich denke schon. Jetzt müssen wir als Kapelle zusammenarbeiten, um das Gesamtbild zu verbessern.«
»Perfekt. Fangen wir an. Bis gleich.«
Yann verließ die beiden Freunde und begab sich in den Raum, der für die Dudelsackspieler reserviert war.
Just in diesem Augenblick betrat eine spindeldürre Gestalt den großen Saal und paffte mit ihrem stinkenden Zigarillo blaue Tabakwölkchen in die Luft. Fanch winkte ihn herbei.
»Ho, Maeldreg!«
Der Angesprochene blickte in die Runde, zögerte den Bruchteil einer Sekunde und begab sich dann zur Bar.
Von einem nervösen Tic befallen, blinzelte er mit dem Auge und zog dabei den linken Mundwinkel nach hinten. Das hatte zu Folge, dass seine blonden Locken, die ihm über die Wangen hingen und die er aus diesem Grunde wohl nicht abschnitt, durchgeschüttelt wurden.
Der Dirigent der Bombarde , einem schalmeiartigen Blasinstrument, war eine wenig liebenswürdige Person, die ihre Verachtung in ihrer eigenen Welt kultivierte. Da Maeldreg aber ein exzellenter Spieler war, verdankte er seiner Kunst seinen Status als Pen soner . Er warf Gwenn einen missgünstigen Blick zu und sagte:
»Und, Alter, übst du immer noch die Tonleitern? Noch nicht müde, in deine Biniou zu pusten?«
Gekränkt, aber bestrebt, ihre Beziehung nicht zu vergiften, blieb Gwenn gelassen und antwortete bildhaft:
»Die Leidenschaft ist wie die Glut, die sich in ein Freudenfeuer verwandeln kann, wenn man weiß, wie man es betreibt.«
Maeldreg zuckte mit den Achseln und drückte seine Verachtung aus:
»Mein lieber Freund, Typen wie dich kenne ich zuhauf. Feuer und Flamme am Anfang, aber niemals fähig, es konsequent zu Ende zu bringen. Also mach dir keine Illusionen, auch du wirst gehen, wie die Anderen.«
Nach diesen unschönen Worten verabschiedete er sich mit einer Armbewegung und verschwand in einem Nebenzimmer, während sich sein Gesicht boshaft zuckend verzog.
Fanch war ein wenig verlegen ob dieses Verhaltens und spielte die Situation herunter.
»Maeldreg ist etwas grob, aber er ist ein guter Spieler. Er ist besorgt wegen des Konzerts. Aber das sind wir alle, mehr oder weniger.«
Gwenn lächelte dem alten Präsidenten zu.
»Sag mal, was macht er da im Hinterzimmer?«
»Dort ist tatsächlich eine große Wohnung, die ihm zugewiesen wurde. Niemand hatte Interesse daran. Im Gegenzug überwacht er die Räumlichkeiten und sorgt f

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