Sekten
29 pages
German, Middle High (ca.1050-1500)

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Description

Zum Inhalt: Am Anfang steht eine Erzählung in Tagebuchform. Nadja tritt der Gruppe "Perspex" bei. Aus ihren Aufzeichnungen erfahren wir, was sie dort im Laufe eines Jahres an Höhen und Tiefen erlebt. Sicher tauchen beim Lesen der Geschichte Fragen auf. Der zweite Heftteil gibt Antworten und vermittelt wichtige Informationen über bestehende Gruppen. Am Schluss folgen empfehlenswerte Links zum Thema und Adressen von Beratungsstellen.

Sujets

Informations

Publié par
Date de parution 01 juin 2014
Nombre de lectures 0
EAN13 9783726906962
Langue German, Middle High (ca.1050-1500)

Informations légales : prix de location à la page 0,0240€. Cette information est donnée uniquement à titre indicatif conformément à la législation en vigueur.

Extrait

Sekten
eine Geschichte und Informationen zum Thema
Susanne Schaaf / Dieter Sträuli
Inhalt
Vorwort von Hugo Stamm
Geschichte «Nadja und die Sekte»
Informationen zum Thema «Sekten»
Der Begriff «Sekte»
Merkmale einer sektenhaften Gruppe
Die Macht des Meisters
Heilsversprechen und Erlösungsrezept
Die Geretteten
Anwerbung
Gruppenerlebnis
Risikofaktoren
Techniken
Materielle Ausbeutung
Kritikverbot
Gruppendruck und Kontrolle
Ausstieg
Ausstiegsarten
Probleme «danach»
Anhang
Hilfreiche Links
Beratungsstellen
Zu diesem Heft
Am Anfang steht eine Erzählung in Tagebuchform. Nadja tritt der Gruppe «Perspex» bei. Aus ihren Aufzeichnungen erfahren wir, was sie dort im Laufe eines Jahres an Höhen und Tiefen erlebt. Sicher tauchen beim Lesen der Geschichte Fragen auf. Der zweite Heftteil gibt Antworten und vermittelt wichtige Informationen über bestehende Gruppen. Am Schluss folgen empfehlenswerte Links zum Thema und Adressen von Beratungsstellen.
Vorwort
Viele Menschen suchen bei Guru-Bewegungen oder neureligiösen Gemeinschaften nach Heil und Erlösung. Seit über 30 Jahren beobachte ich sektenhafte Gruppen und selbsternannte «Lebensberater». Viele Angehörige von Sektenanhängern und Sektenanhängerinnen haben mir tragische Geschichten über schmerzliche Erfahrungen mit solchen Gemeinschaften erzählt und mich um Rat gefragt. Aussteiger, also ehemalige Sektenmitglieder, liessen mich hinter die Kulissen dieser teilweise unheimlichen Gruppen blicken. Heute besteht für mich kein Zweifel mehr, dass sektiererische Organisationen und dubiose Einzelanbieter ihren Anhängern Seelenheil, Glück, Gesundheit oder ewiges Leben versprechen, sie aber in Wirklichkeit in eine gefährliche Scheinwelt locken. Mit Hilfe von psychologischen Beeinflussungstechniken und esoterischen Ritualen kontrollieren sie das Verhalten und Erleben ihrer Mitglieder. Was harmlos mit der Einladung zu einem Einführungsabend oder einer Meditation beginnt, endet nicht selten in einer suchtartigen Abhängigkeit.
Die meisten Menschen glauben, ihnen könne so etwas nicht passieren, sie würden sich nicht erwischen lassen. Das kann ein gefährlicher Irrtum sein. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen, die sich auf sektenhafte Gemeinschaften einlassen, weder dumm noch naiv sind. Allein in der Schweiz leben zehntausende Personen, die sich im fein geknüpften Netz sektiererischer Gruppen verstrickt haben. Ein dramatisches Beispiel stellt der Sonnentempler-Orden dar: In den 90er Jahren verloren von den teilweise hochgebildeten Anhängern des Ordens 69 Personen das Leben. Ein Teil von ihnen wurde auf Befehl des Ordensführers umgebracht, die anderen nahmen sich das Leben. Bis zuletzt waren sie davon überzeugt, durch den Suizid eine erlösende Reise zum Planeten Sirius anzutreten, eine höhere Bewusstseinsstufe zu erlangen und dadurch dem drohenden Weltuntergang zu entgehen.
Allein in der Schweiz gibt es mindestens 600 sektenhafte Bewegungen mit weit mehr als 100 000 Mitgliedern. Es gelingt Vertretenden von Sekten immer wieder, mit Charme und raffinierten Tricks auch kritische, selbstbewusste Menschen in ihren Bann zu ziehen. Auf ihren Missionstouren machen Gruppenmitglieder den Angeworbenen falsche Versprechen, täuschen ihnen eine heile Welt vor und wecken so die Sehnsucht nach einem erfüllten, sinnvollen Leben.
Vielleicht kommst auch du einmal in Kontakt mit einer sektenhaften Gemeinschaft, die dich umgarnt und dich zu einem Ritual oder zu einer Veranstaltung einlädt, dann musst du beurteilen, wie glaubwürdig oder sektenhaft die Gruppe wirklich ist. Dieses Heft will dir dabei helfen.
Hugo Stamm
Nadja und die Sekte
Samstag, 9. März
Wieder Streit mit Mama. Am Ende sagte sie, ich müsse selber wissen, ob ich an der Schule bleiben wolle oder nicht. (Ich produzierte diese Woche gleich zwei ungenügende Noten: eine in Mathe und eine in Deutsch.)
Manchmal hat man es schwer mit seinen Eltern! Papa lässt sich in letzter Zeit nur selten blicken. Er übernehme zu viele Aufträge, meint Mama. Ob sie weiss, dass ihn seine Sekretärin, Frau Lohmann, bei seinen Geschäftsreisen begleitet? Ich glaube, ich sage lieber nichts davon.
Samstag, 23. März
Heute bekam ich ein Buch geschenkt. Sieht toll aus, wie Science Fiction. Auf dem Deckel ist ein Mann, der auf einer brennenden Leiter bis zum Sternenhimmel hochklettert. Das Buch heisst «Perspex: Die Wahrheit über dein Schicksal». Mit dem Buch ging es so: Ich war mit Esther in der Marktgasse verabredet. Ein junger Typ mit Jeansjacke sprach uns an und fragte, ob wir wüssten, dass unser zukünftiges Leben im Universum gespeichert sei (oder so was Ähnliches) und dass es auserwählte Menschen gebe, die diese Aufzeichnung lesen könnten. Ich habe nicht alles verstanden. Das hat der Mann wohl gemerkt und das Buch aus seiner Tasche gezogen. Ich solle es lesen, da stehe alles drin. Es war gratis! Er hat uns auch zu einer Veranstaltung in irgendein Zentrum eingeladen, wo er arbeitet. Ich werde Mama am Mittwoch einfach sagen, ich esse bei Esther. Oder vielleicht besser nicht, sonst ruft sie womöglich noch dort an. Wird mir schon etwas einfallen.
Montag, 25. März
Heute hat Mama geheult. Sie wollte nicht sagen, warum. Das Buch ist faszinierend. Da gibt es einen Wissenschaftler, der kann aus unsichtbaren Schwingungen herauslesen, was noch alles in deinem Leben passieren wird. Alle Menschen senden offenbar Wellen aus. Wenn du lernst, die verborgenen Gedankenwellen an die Oberfläche steigen zu lassen – man muss dafür nach dieser «Perspex-Methode» meditieren –, dann kann dir der Typ sogar sagen, wie du Unglücksfälle vermeiden kannst. Auch gegen Krebs und Aids soll die Methode helfen. (Wäre was für Mama, die hat immer Angst, sie leide an einer unheilbaren Krankheit!) Ich bin gespannt auf das Treffen im Perspex-Zentrum.
Mittwoch, 27. März
Ich bin ganz aufgeregt und kann nicht einschlafen. Der Abend im Zentrum war super. Das Haus ist eine alte Villa in Kreisling. Als wir ankamen (Esther begleitete mich), waren alle Fenster erleuchtet. Viele Menschen gingen ein und aus. Im Foyer begrüsste uns eine elegante junge Frau. Sie zeigte uns den Weg zum Vortragssaal. Ich hatte mir das Zentrum ganz anders vorgestellt, irgendwie kleiner und bescheidener. Zuerst gab es ein Glas mit einem Biogetränk und Nüsschen. Sven (so heisst der Mann, der mir das Buch geschenkt hat) stand auch mit einem Glas in der Hand herum. Wir winkten ihm zu, aber er sprach gerade mit einer älteren Dame und sah uns leider nicht.
Dann ging der Typ in einem hellen Anzug ans Rednerpult und klatschte in die Hände. Wir setzten uns. «Ich bin Doktor Suhrfeld. Ich freue mich, meine Damen und Herren, dass Sie heute hierhergekommen sind, und ich kann Ihnen versichern: Sie werden es nicht bereuen», sagte er. «Vielleicht ist dieser Tag eine Wende in Ihrem Leben. Denn die ganze Welt steht vor einer Wende. Die Menschheit wird entweder gemeinsam einen Schritt auf eine höhere geistige Entwicklungsstufe tun – oder in die Katastrophe!» Hier zeigte er Bilder von Drogensüchtigen, die sich einen Schuss setzen, und von Atombombenexplosionen. Dann kam ein Bild von einem Garten im Sonnenlicht, in dem eine vergnügte Familie Ball spielte. «Es liegt an Ihnen, meine Damen und Herren, was eintreten wird: die Weiterentwicklung oder die Katastrophe. Sie haben die Möglichkeit, die Geschichte neu zu schreiben.» Dann zeigte er ein Bild von dem Kristall, der auf den Plakaten abgebildet ist, welche überall im Zentrum aufgehängt sind. Darauf steht: «Perspex – der Durchblick in eine bessere Welt!»
Zum Schluss sahen wir uns einen Film an, in dem die Perspex-Methode erklärt wurde. Man meditiert mit dem Kristall, der bündelt die Gedankenwellen. Man lernt, seine Wellen auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren und sie nach aussen abzustrahlen. Wenn dies viele Menschen gleichzeitig tun, können sie sogar Steine heben. In dem Film sah man, wie fünfzehn Männer und Frauen einen faustgrossen Stein einen Meter hoch anhoben, allein mit ihrer Gedankenkraft! Esther glaubte nicht, dass die Szene echt war. Vielleicht hat sie ja recht. Sie findet überhaupt die ganze Sache doof. Das sei doch eine reine Geschäftemacherei, meinte sie, als wir ins Freie traten. Das glaube ich nicht. Esther ist meine beste Freundin, aber manchmal ist sie übertrieben ängstlich allem Neuen gegenüber. Würden denn so viele Menschen mitmachen, wenn das ein Betrug wäre? Ich habe mich jedenfalls für einen Meditationskurs eingeschrieben. So kann ich mir eine eigene Meinung bilden. Zudem habe ich es satt, immer nur mit den anderen in der Klasse darüber zu diskutieren, was man tun müsste. Ich will damit anfangen, etwas zu tun für eine bessere Welt.
Samstag, 6. April
Ich werde berühmt sein! Dr. Suhrfeld hat es aus meinen Gedankenwellen herausgelesen. Er sagte, bei mir sei er ganz sicher, während es bei anderen nicht immer funktioniere. Meine Gedanken seien klar und deutlich, die Schwingungen sauber voneinander getrennt. Er sagte: «Ich spüre eine Wende in deinem vierundzwanzigsten Lebensjahr. Du wirst in der Öffentlichkeit auftreten und viel Erfolg haben. Ich sehe dein Bild auf unzähligen TV-Kanälen. Du lachst, und viele Menschen werden dir zuhören und Gewinn davon haben.»
Ich muss wohl etwas verdutzt dreingeblickt haben, denn er fuhr fort: «Du fragst dich sicher, woher ich das überhaupt wissen kann, und hast Mühe, mir zu glauben. Ich besitze diese Gabe, seit ich siebzehn bin. Ich war damals lange schwer krank. Und als ich aus der Bewusstlosigkeit erwachte, war ich anders. Ich sah die Schwingungen meiner Mitmenschen. Mit der Zeit lernte ich darin zu lesen wie in einem Buch. Ich habe mir geschworen, die Gabe nur zum Wohle anderer einzusetzen und jenen Menschen zu helfen, die Schwierigkeiten im Leben haben.» Bernhard ist sehr nett. (Bernhard ist Dr. Suhrfelds Vorname; wir vom Kurs dürfen ihn duzen.) Wenn er keinen Vortrag halten muss, trägt er im Zentrum ein cooles T-Shirt und um den Hals eine Kette mit dem Perspex-Kristall. Sieht cool aus. Seine Auge

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